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DIE "V"-FRAGE: VUVUZELA ODER STIMMUNG?

"...schlaaaand!" S'is wieder WM und nach der grandiosen Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft gegen völlig unsortierte Australier träumt das Land schon wieder von einem Sommermärchen. Hauptdiskussion ist aber nicht "auf de' Platz" sondern eine Plastiktröte, welche die Stimmung in den südafrikanischen Stadien etwas -sagen wir mal- demokratisiert, im Sinne von gleichschaltet.
DIE "V"-FRAGE: VUVUZELA ODER STIMMUNG?
Das Logo der Vuvu-Gegenbewegung.

Interessant ist nicht nur die Diskussion hierzulande und international, sondern vor allem die Art der Argumente und ihre Ernsthaftigkeit. Wir sind der Meinung: Jegliches Verbot der "Voodoozela" ist eine -Achtung überspitzt formuliertes Reizwort- kolonialistisch angehauchte Bevormundung der afrikanischen Fans, die eigentlich nur eins wollen: Krach machen auf ihre Art und Weise und der Welt damit zeigen, dass sie einfach anders Fussi feiern.

Bevor nun jemand gegen den überdimensionalen Hummelschwarm protestiert, sollte er sich da doch einfach mal selber ein paar Fragen stellen:

-Wie wäre es denn gewesen, wenn beim WM Sommermärchen 2006 die ganze Welt protestiert hätte, weil man in Deutschland in den Stadien Fangesänge pflegt und überall Fahnen schwenkt und heftige Partys auf Fanmeilen feiert? Und vor allem wenn hier mit Verboten von außen gedroht worden wäre?


-Viele Menschen gehen freiwillig auf Rockkonzerte mit infernalischer Lautstärke (bisweilen Bands, die auch nur akustischen Dauerbrei absorbieren) und wer damit nicht klarkommt, steckt sich einfach Stöpsel ins Ohr.


-Mit moderner Technik kann man übrigens relativ leicht die innerhalb eines engen Frequenzgangs angelegten Trötentöne heraus filtern, zumindest für die TV Übertragungen außerhalb der Stadien. Die Sender sind hier gefordert.


-Afrika hat Millionen Menschen, die in bitterster Armut leben und gerne an dem Reichtum teilhaben möchten, der wir ihnen jeden Tag im Fernsehen aus den reichen Ländern vorleben. Nun hat Afrika eine WM bekommen, und plötzlich mischen sich diese reichen Länder sofort in die Party dort ein. Kommt nicht gut, oder?


-Vielleicht sollte man einfach die Kultur der einheimischen Fans dort respektieren und appellieren, dass sie wenigstens beim Abspielen der Nationalhymnen mit den Plastikposaunen eine Pause machen.


-Vielleicht lösen die Hersteller dieser Dinger das Problem selber und produzieren nun Mundstücke, welche die Lautstärke reduzieren.

Hier in Deutschland wurden die Dinger zum Teil schon verboten und man sieht, wie sehr wir immer zur Bürokratie und zu immer neuen Verboten neigen. Der Autokorso mit sinnfreien Herumgehupe (nicht weniger laut wie eine "Uweseela") wird ja auch nicht verboten und auch 2010 von der Polizei zumindest in den Großstädten toleriert. Aber wir haben ja verordnete Nachtruhe hierzulande, die aber z.B. nicht für Anwohner einer Autobahn gilt.

Zurück zur Vuvu: Es hat sich auch schon eine "laß die Finger von der Vuvuzela"-Intiative gebildet:

http://www.vuvuzelas.org/

Ihr Argument: "Wir wollen niemanden seine Kultur oder Tradition absprechen! Aber wir finden: 90 Minuten Tröten ist genauso unsportlich und unspannend, wie jeden Ballkontakt des Gegners auszupfeifen. Wir wollen Fußball mit Leidenschaft und Kreativität – auf dem Platz und auf den Rängen. Daher wollen wir uns – im Sinne aller Fußballfans und vor allem mit eurer Unterstützung – für ein Verbot der Vuvuzelas einsetzen. Unser Aufruf lautet: Gegen Vuvuzelas – Pro Stimmung!"

Naja... "Fußball mit Leidenschaft und Kreativität" haben wir ja bisher bei der WM noch nicht soviel gesehen. :-)

Unser Freund Schwingo aus Hamburg hat uns was nettes zum Thema geschrieben:

Hast Du eine vage Vorstellung davon, wie es ist nur 200 Meter neben der Reeperbahn zu wohnen? Kannst Du Dir vorstellen, dass dort erst vor ein paar Wochen 40.000 Leute den Aufstieg des FC St. Pauli
gefeiert haben? Kannst Du Dir vorstellen, dass dort jedes Mal zum Grand Prix eine Open Air Bühne steht und 30.000 Leute diese komische Lena mit Tröten und Deutschandfähnchen etc. gefeiert haben? Und
jetzt kommt's: Kannst Du Dir vorstellen wie es ist, wenn nach dem Sieg der Deutschen Nationalmannschaft 50.000 Leute mit Vuvuzelas vom verkackten Fanfest auf dem Heiligengeisfeld auf die
Reeperbahn rennen und bis 2.00 Uhr Dauertröten? Gib mal Louise-Schroeder-Straße 17, Altona-Altstadt 22767 Hamburg bei google maps ein. Dann such mal daneben Reeperbahn und dann siehst Du rechts daneben das Heiligengeistfeld... ;-) Von normalen Reeperbahn-Lärm am WE kriegen wir da eigentlich nie was mit. Aber wenn es um Schland.Feierei geht, dann kann man die Nacht vergessen... ;-)))) SchwingoHorst Schneider