CD REZI CLASSIC ROCK
THE DEAD DAISIES
LIVE & LOUDER
SPITFIRE / SPV
Was macht man als gefragter Hardrock-Veteran und
Studiosöldner, wenn man gerade nicht viel zu tun hat? Man
trifft andere temporäre Frührentner und gründet zusammen eine
Band. Die Dead Daisies wurden ursprünglich 2012 in Australien
gegründet und sind nach etlichen Besetzungswechseln jetzt aber
eine klassische amerikanische Hardrock-Band, die den Spirit der
70er gerne in ihren Stampfrock einrührt. Ihre Stärken sind die
heftig verzerrten und krachenden Heavy-Gitarrenriffs gepaart
mit der typischen Rockröhre von John Corabi, der damals
zweitweise Sänger von Mötley Crüe war, als Vince Neil gerade
seine Diva-Phase durchlebte. Das gleichnamige Album mit ihm
wurde von Bob Rock produziert und war zumindest für meine
Begriffe ein richtiges Heavymonster ganz ohne peinlichen
Haarsprayrock. Die Daisies bestehen aus dem alten Whitesnake
Klampfer Doug Aldrich, neben Corabi am Mikro mischt dann noch
der Bassveteran Marco Mendoza, der auch bei Whitesnake oder
Thin Lizzy schon mitmischte. An der Schießbude Brian Tichy
(Ozzy Osbourne, Foreigner). Die Eigenkompositionen sind beste
Bon Jovi-Bombastrockschule der früheren Jahre, schön wuchtig
und dreckig gespielt. Die Band hatte aufgrund Vitamin B auch
die Ehre, Shows für Kiss zu eröffnen, und wurde so einem
breiteren Publikum bekannt. In der heutigen Musiklandschaft
wirkt die Band aus – sagen wir mal – gut abgehangenen
Musikerneotraditionalisten wie wenn Volkswagen 2017 im
Zeitalter von Betrugssoftware, Hybridfahrzeugen und Google
Autos aus Trotz den ersten Golf im Kastendesign wieder heraus
bringen würde. Ein Auto, wo der Schrauber um die Ecke noch den
Kundendienst machen kann... Mag sein, dass die Dead Daisies den
neuesten Emissionsrichtlinien den Stinkefinger zeigen, vor
allem die Covers können was. Beispielsweise das auf fast sieben
Minuten ausgedehnte Beatles Stück „Helter Skelter“, der Grand
Funk Railroad-Song „We`re An American Band“ oder zum Abschluss
„Midnight Moses“ von der Sensational Alex Harvey Band.
Logischerweise macht da so ein Livealbum wirklich Sinn!
7 von 9 Punkten
EF