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SO WAR: BILLY F. GIBBONS, MI. 21.06.2023, NÜRNBERG, Z-BAU SAAL

William Frederick Gibbons, Gründervater vod ZZ Top uns stilbildender Gitarrist spielte solo vor wenigen Tagen im Z-Bau Saal. Wir haben uns mit Julian von Star FM Nürnberg unterhalten, der vor Ort war. Foto ist von Nadine Rodler.
SO WAR: BILLY F. GIBBONS, MI. 21.06.2023, NÜRNBERG, Z-BAU SAAL
.rcn: Hallo Julian, vor fünf Jahren wäre ein Konzert von Billy Gibbons im Löwensaal in kürzester Zeit ausverkauft. Das Konzert wurde ja jetzt in die große Halle im Z-Bau herunter verlegt, du warst vor Ort, wie war es denn? Wie ist dein kurzes Fazit?

Julian: Wenn eine lebende Legende wie ZZ-Top Frontmann Billy Gibbons nach Nürnberg kommt, sind die Erwartungen natürlich hoch. Diese Erwartungen konnten an diesem Abend - zumindest bei mir - leider nur teilweise erfüllt werden.

.rcn: Der eine oder andere Guns'n'Roses Fan war ja auch dort, weil deren Ex-Drummer Matt Sorum an der Schießbude angekündigt war...

Julian: Ja, sogar am Konzerttag selbst war das online noch zu lesen. Ich habe mich vor dem Konzert im Biergarten auch noch mit einem Besucher unterhalten, der extra wegen Matt Sorum gekommen ist. Dass dieser dann ohne Angabe von Gründen nicht da war finde ich schon ein starkes Stück. Auch wenn das für die meisten Besucher wohl zu verschmerzen war. Ebenso wie die etwas kurze Spielzeit von knapp unter 75 Minuten. Aber da kann man angesichts des fortgeschrittenen Alters von Billy Gibbons wohl ein Auge zudrücken.

.rcn: Stimmt! Als Radiomacher fiel dir beim Konzert aber auch etwas anderes auf, bzw. stieß dir schon etwas sauer auf...

Julian: Ja. Wenn mindestens die Hälfte des Sets offenbar vom Band kommt ist das für mich schon ein eindeutiger Verstoß gegen die zehn Gebote des Rock 'n' Rolls!

.rcn: Puh! Könnte das an Billy's Alter liegen, oder schlichtweg daran, dass man als US-Musiker einfach nicht genug Tourmusiker zusammen bekommt? Das hören wir oft in Interviews der letzten Zeit.

Julian: Schwer zu sagen. Dass Bands wie Mötley Crüe oder KISS seit Jahren mehr oder weniger offensichtlich bei Konzerten auf sogenannte Backing Tracks zurückgreifen, ist ja ein offenes Geheimnis. Dass aber einer der letzten großen Bluesrock-Ikonen es nötig hat, sein Publikum so an der Nase herumzuführen, hinterlässt nicht nur in Anbetracht der saftigen Ticketpreise, das Ticket kostete 80 Euro an der Abendkasse, einen faden Beigeschmack. Zumal die drei Jahre ältere Patti Smith einige Tage später auf Burg Abenberg eindringlich bewiesen hat, dass man auch im hohen Alter noch abliefern kann.

.rcn: Wie klang es denn, wenn er tatsächlich selber sang, bzw. wie merkt man das als Laie ob etwas vom Band kommt?

Julian: Das ist es ja! Die Songs, die er tatsächlich live gesungen hat klangen eigentlich allesamt gut. Das waren vor allem die langsameren Bluesnummern. Warum er also gerade bei den neueren Songs seiner Soloalben auf Playback-Gesang zurückgreift weiß wohl nur Billy Gibbons selbst. Ich stand beim ersten Song noch auf Höhe vom Mischer und da kam mir der Gesang schon komisch vor. Also hab ich mich bis in die zweite Reihe vorgekämpft und dort hat sich mein Verdacht dann erhärtet. Trotz Rauschebart konnte man an einigen Stellen schon deutlich sehen, dass Gesang und Lippenbewegung nicht übereinstimmen. Als dann der Tontechniker an einer Stelle das Mikrofon zu spät wieder auf "on" stellte war die Sache für mich endgültig klar.

.rcn: Wie war die Stimmung im Saal am Ende des Konzerts, als das Licht wieder an ging?

Julian: Mein Eindruck war, dass die meisten Besucher einen guten Abend hatten und auf ihre Kosten gekommen sind.
Die ZZ Top Hits standen ja fast alle auf der Setlist. Die Playback-Einlage haben die meisten entweder nicht mitbekommen
oder schlichtweg ignoriert. Was mich am Ende ein bisschen versöhnt hat war, dass sich Billy nach der Show am Tourbus
noch Zeit genommen hat und Selfie- und Autogrammwünsche erfüllt hat. Das ist ja auch keine Selbstverständlichkeit. Und das fränkische Bier (Simon aus Lauf) hat ihm übrigens auch geschmeckt.

Julian Hahn/Ewald Funk