Neon Nightmare
Faded Dream
20 Buck Spin/Soulfood
VÖ: 01.11.2024
Type O Negative mit ihrem charismatischen, leider verstorbenen
Frontmann Pete Steele waren eine der wenigen Bands, die einen
derart eigenen Sound hatten, dass man ihn nach wenigen Sekunden
sofort wieder erkannte. Es hat sich auch noch niemand getraut,
die erfolgreiche Band stilistisch nachzuahmen. Schwerblütige
Riffs mit ganz eigenem Gitarrensound und ausufernd-wabernden
Synthies, dazu Pete’s extrem tief gelegte Stimme und sein
herunter geschraubter Bass. In Anspielung auf die Beatles (“Fab
Four”) nannten sie sich gerne die Drab Four (“die eintönigen
Vier”) und hatten als skandalfreudige Band auch sonst ein sehr
humorvollen Eigenverständnis. Mit dem Tod Steeles, löste sich
die Band aus Brooklyn auf.
Im September 2024 bekam ich Vorabmusik der Band Neon Nightmare. Ich dachte, oh mein Gott, wer steckt hinter dieser dreisten Type O-Kopie? Ein tatsächlich gut gemachtes Plagiat ihrer oft langatmigen, wunderbar betrübten Doom Klassiker! Vielleicht die ehemaligen Type-O-Mitglieder Kenny oder Josh? Oder ist die erste KI außer Kontrolle geraten und ärgert uns mit depressiven Wiedergänger-Sound, bevor sie den roten Knopf drückt? Mittlerweile gibt es schon Interviews mit dem Musiker, der das alles im Alleingang gemacht hat und natürlich mit Maske in der Öffentlichkeit agiert. Man mutmaßt, dass es sich um den Bandchef Nate Garrett von der US-Heavyband Spirit Adrift handelt, der als Komponist einer Singleauskopplung gelistet ist.
Im Interview erklärt der Künstler hinter Neon Nightmare, man
habe den speziellen Type-O Gitarren- und Basssound mit einem
Audio-Chorus-Effekt relativ schnell nachstellen können, die
eigentlich schwerere Aufgabe war, das Songwriting
hinzubekommen. Ich muss zugeben, chapeau, ist ihm gelungen. Wer
als ehemaliger Type-O-Follower das erstaunlich vollwertige
Album mehrmals anhört, wird es als liebevolle Hommage an die
Gothic Doomster aus NY gerne weiter hören. Ich persönlich bin
nur etwas genervt, dass scheinbar das tragen von Masken im
Metal auch außerhalb der Corpsepaint-Fraktion langsam zur
Seuche wird. Ghost als erfolgreiches Beispiel seien genannt und
dutzende von weiteren Bands vornehmlich aus dem Themen-Metal
Bereich… haben die alle Angst, auf der Straße von ihren Fans
erkannt zu werden? Egal, Platte ist hörenswert.
Ewald Funk
Video: "Lost Silver"
https://youtu.be/MeVJoJsX-fshttps://youtu.be/MeVJoJsX-fs