TRAIL OF DEAD, 16.8.2011, ERLANGEN, E-WERK-SAAL
Wer hätte das jemals gedacht, die Texaner entwickeln sich
langsam Richtung einer „normalen“ Rockband. Statt „…And You
Will Know Us By The Trail Of Dead“ hat sich das einfache „Trail
of Dead“ als Bandname durchgesetzt, es wuseln nicht mehr
mindestens 6 Personen wild auf der Bühne herum, sondern vier
solide Musiker spielen verhältnismäßig ruhig ihre Mucke ab. Es
gibt nur noch ein Schlagzeug, die Instrumente werden nicht mehr
wild gewechselt, nur an den Drums wird ab und an rotiert, der
früher obligatorische Exzess im letzten Konzertteil unterblieb
und die Instrumente bleiben auch nach dem Konzertende heil.
Dies ist erstaunlich, werden doch wenigstens die beiden
Gitarren von den beiden Sänger, Masterminds und
Gründungsmitglieder Conrad Keely und Jason Reece hammer mäßig
bearbeitet und zumindest optisch jeder Ton aus den Saiten
herausgewuchtet. Bei allen Änderungen ist das Ergebnis von der
Musik her nur zu begrüßen. Durch die kleinere Besetzung kommen
die Songs nicht ganz so vielschichtig, überlappend chaotisch
rüber, die einzelnen Instrumente sind weit deutlicher heraus zu
hören, der Sound bleibt trotzdem unglaublich brachial und
energetisch. Das sichtbar fachkundige reifere Indiepublikum im
gutgefüllten E-Werk Saal wusste dies zu schätzen und
streckenweise wurde nicht nur der Kopf mitgewippt sondern auch
die Beine bewegt. Das Konzert begann mit dem über 15 Minuten
langen „Strange News from another Planet“, im folgten 3 weitere
Songs von der letzten grandiosen Scheibe „Tao of the Dead“.
Dann kamen jeweils drei Stücke von den Scheiben „Sources Tags
& Codes“ und „The Century Of Self“. Mit „Richter Scale
Madness“ vom Erstling aus dem Jahr 1998 endete das Set.
Auffällig, von ihrem bislang eingängigsten Werk „So Divided“
wurde kein Ton gespielt. Leider gab es mit „A Perfect Teenhood“
von der CD „Madonna“ und „Will You Smile Again For Me“ von
„Words Apart“ nur einen viel zu kurzen Zugabeblock und 90
Minuten feinster, intensiver Alterna-Musikgenuss ging leider zu
Ende. Wer vom Künstler Conrad Keely noch nicht genug hatte,
konnte sich am Merchstand mit seinen Radierungen eindecken.
Allerdings wurden offensichtlich nur künstlerische
Abfallprodukte verhökert.
Roland Hornauer