Nunja, da hat es der deutsche Fußball in Gestalt einer
Betriebssportgemeinschaft also geschafft, zwei von mir
bislang hochgeschätzte, seriöse Fußballfachleute innerhalb
kürzester Zeit, in diesem Falle weniger Wochen, durch das
Wedeln mit Geldscheinchen zur puren Verkörperung von
menschlicher Enttäuschung zu transformieren.
Waren meine Gedanken vor 2 Monaten noch beim SV Werder
Bremen, denen der VW-Konzern den Sportchef weggekauft hatte,
so trifft mich die Entscheidung des letzten Samstages diesmal
bedeutend härter, nämlich als eben besagter Klaus Allofs sich
diesmal im nächsten Selbstbedienungsladen der Bundesliga
bedient und dem einen Rang besser platzierten Mitkonkurrenten
den Trainer wegkauft.
Als ich Samstag Morgen beim Abarbeiten meiner RSS-Feeds die
Nachricht der BILD überflog, nämlich dass statt Schuster nun
plötzlich Hecking DER Kandidat in Golfsburg sei, da dachte
ich spontan noch: Naja, BILD eben, der Hecking hat doch
bereits im Oktober erklärt, sich ein Angebot des ehemaligen
Magath-Arbeitgebers nicht einmal anhören zu wollen, außerdem
ist er ja so dick mit Martin Bader befreundet. Aber so kann
sich eben selbst der hartgesottenste Clubfan täuschen!
Und nun? Ich persönlich bin der Meinung, man sollte mal aufhören, mit dem Finger auf Vereine wie Chelsea, Paris St. Germain oer Malaga zu zeigen. Sicher, der Begriff "Financial Fairplay" kommt in deren Sprachschatz nicht vor, aber sollte man hier nicht zuerst einmal vor der eigenen Haustüre kehren? Es gibt im deutschen Profifußball 3 Ausnahmen von der sogenannten 50+1 Regel, nach welcher ein Investor nicht die Kontrolle über einen Verein erlangen darf, diese betrifft Hoffenheim, Leverkusen und eben den VFL Wolfsburg. Im Kraichgau hat selbst ein Gelddrucker wie Dietmar Hopp so langsam begriffen, dass man mit Geld zwar einen Wiese, jedoch keinen Erfolg kaufen kann. In Leverkusen wird mit den finanziellen Mitteln des Bayer-Konzerns seit Jahren nicht um sich geworfen, sondern finanziell verantwortungsbewusst gewirtschaftet. Nur eben in Wolfsburg sieht das anders aus! Da darf sich ein Automobilkonzern wie VW es sich sogar herausnehmen - glaubt man Insiderberichten - seinen Zulieferer ein Sponsorship bei der ehemaligen Betriebssportgruppe Magath (jetzt Allofs) zu oktruieren...
Was bleibt nun aus unserer, aus Clubberersicht? Zum einen
sollten wir den Geldregen von rund 750.000 Euro aus Wolfsburg
dankend annehmen, auch wenn wir wissen, dass ein solcher
Betrag bei dem niedersächsischen "Traditionsverein" aus der
Portokasse gezahlt wird. Martin Bader hat leider ebenfalls
Lehrgeld zahlen müssen und wird eine solche Ausstiegsklausen
wohl in keinen Trainervertrag mehr einbauen.
Desweiteren hat der Verein sich für die in meinen Augen
vernünftigste und langfristig erfolgsversprechenste Lösung
entschieden, nämlich einer Doppelspitze aus Michael Wiesinger
und Armin Reutershahn das Vertrauen auszusprechen. Auch wenn
ich bei Facebook oder in einschlägigen Foren schon wieder
"Experten"-Meinungen lesen muss, dass mir die Weihnachtsgans
wieder hochkommt. Der 1. FC Nürnberg lebt nicht allein von
der Meinung seines Cheftrainers, hinter dem Verein steht ein
fußballerisches Konzept, und das kennen Reutershahn und
Wiesinger wohl besser als jeder andere. Weiterhin: was mit
Trainern wie Tuchel in Mainz, Streich in Freiburg oder
Lewandowski in Leverkusen hervorragend funktioniert, wieso
sollte das nicht auch am Valznerweiher klappen? Und besser
als ein Huub Stevens, Loddar Matthäus oder Thomas von
Wiehießderdochgleichnoch sind Wiesinger/Reutershahn
allemal!
Glaubt ihr nicht? Wir sprechen uns am Ende der Rückrunde
wieder. Und dann stehen hoffentlich die Herren Hecking und
Allofs mit ihrer Söldnertruppe auf Relagationsplatz 16 und
verliert die beiden Entscheidungsderbies gegen Braunschweig,
während unser Glubb im gesicherten Mittelfeld frühzeitig den
Klassenerhalt gesichert hat. Dann braucht man auch keine
Angst haben, dass unser Ex-Trainer in Zusammenarbeit mit
seinen Sportchef auch spielertechnisch bei uns wildert, denn
wieso sollten in Kiyo oder Klose denn in die 2. Liga wechseln
wollen?
Und zu guter letzt: man sollte drüber nachdenken, Robert Mak
vielleicht einen Teil seiner Twitter-Geldstrafe
zurückzuerstatten. Weil so falsch lag er mit seinem
"Verdammter Trainer" ja gar nicht...
Marcus Schultz
Und Roland 911:
So geht Kapitalismus, deutlich höheres Gehalt und der
"Familien"mensch der sich in Franken so wohlfühlt wechselt
oder warum sollen Trainer anders als die Spieler sein und
Verträge einhalten? Andererseits typisch Clubb, beherrschen
nach der Hinrunde Ruhe und Zufriedenheit die
vorweihnachtliche Gefühlswelt, schafft der Clubb es in
Sekunden, diese ungewohnte Situation zu zerstören. Bleibt nur
zu hoffen, dass bei der Trainersuche niemand den Loddar,
einen Konzepttrainer, einen Klavierspieler und
Spielerfrauenversteher oder einen Friedel Rausch entdeckt. Es
darf also wieder gezittert und gebangt werden, frohe
Weihanchten und guten Rutsch in 2013, hoffentlich mit einen
Trainer à la Hans Meyer!
Roland Hornauer
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23.12.2012: NOCH VOR HEILIGABEND THEMA VOM TISCH
Wiesinger spielte bereits selber als Spieler beim Glubb, später Bauern und 60. Beide werden sich als Doppelspitze versuchen und Manager Bader kann sich ruhig nach einem Volltrainer umsehen.
Hört sich im ersten Moment nicht so prall an, aber schauen wir mal!
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22.12.2012: GLUBB: DIETER HECKING WECHSELT NACH WOLFSBURG. WIR SAGEN DANKE FÜR NICHTS, JETZT ERST RECHT!
22.12.12: Das hätte sich der gute Herr Hecking gerne bis nach Weihnachten aufheben können. Er wechselt nach Gesprächen die seit Donnerstag andauern bereits jetzt zur Winterpause nach Wolfsburg zum Volkswagen-Werksverein. Statt drei im Weckla also jetzt Grünkohl mit Pinkel. Ganz so harmonisch und gentlemanlike wie man es von ihm sonst gewohnt war, lief der Wechsel scheinbar nicht ab. Glubb-Manager Bader wird auf der Vereins-Webseite zitiert "Ich bin enttäuscht, dass Dieter Hecking nicht dafür zu gewinnen war, zumindest bis zum Saison-Ende 2012/13 beim Club zu bleiben."
Tja, da haben wir Glubberer den Salat. Seit 2009 war der
stabile Westfale Trainer beim Glubb und hat wohl von allen
Trainern der letzten Jahre am Valznerweiher die stabilste
Arbeit abgeliefert. Keine Skandale, immer diplomatisch und
solide... von so einem Übungsleiter träumten manche
Bundesligavereine.
Der neue Volksburg-Manager Allofs holte nun Hecking heim nach
Westfalen, wo Hecking nun nicht weit von seinem Familiensitz
entfernt eine neue Wirkungsstätte bekommt. Bis zuletzt war beim
VW Wolfsburg sogar Bernd Schuster als neuer Trainer gehandelt
worden, der bisher als Coach überhaupt keine jüngere
Bundesligaerfahrung hatte.
Natürlich dachte jeder bisher, das Gespann Hecking/Bader sei
so eng, da passt kein Blatt Papier dazwischen. Doch
ausgerechnet jetzt bekommt der umtriebige Bader kurz vor dem
Fest eine Riesen-Hausaufgabe mit auf den Weg. Bader dazu auf
fcn.de: "Über die Nachfolge werden wir in den nächsten Tagen in
Ruhe eine Entscheidung fällen." Naja, wer jetzt keine Ruhe
haben wird, ist klar. Zum lachen ist das nicht, denn die
Winterpause ist nicht unbedingt die beste Zeit, wenn einen der
Trainer davon gekauft wird. Bader professionell:
"Nichtsdestotrotz möchte ich mich für die drei erfolgreichen
Jahre, in denen Dieter Hecking für uns gearbeitet hat,
bedanken."
Danke für nichts, denke ich mir dabei. Vor allem, was hätte
man in der Rückrunde mit dieser Mannschaft noch alles für
Fässer aufmachen können? Da bleibt nur noch der Galgenhumor,
wer denn schon alles bei MB angerufen hat. Sicherlich dürften
da Auslaufmodelle wie Peter Neururer dabei gewesen sein.
Leute wie er, Schuster, Loddar, Babbel oder Ragnick würden auf
unserer persönlichen No-Go-Liste stehen. Gute Trainer wachsen
auch nicht auf den Bäumen, und interessant dürfte auch der
Blätterwald rauschen die nächsten Tage, denn irgendwann sollte
mal der wahre Grund für den Wechsel ans Licht kommen. Und vor
allem, wann die Entscheidung bei DH fiel, zu wechseln. Ob es an
der teilweisen Mannschaftsmeuterei im Herbst lag, ob es private
familiäre Gründe bei Hecking waren, oder ob der Trainer endlich
mal einen Titel holen will. Wir wünschen uns bei so einem
Abgang allerdings, dass der Glubb wie auch immer am Ende der
Rückrunde irgendwie VOR WOB notiert sei.
Nachdem sich die Akte Breno mittlerweile auch als Luftnummer
erwies (Breno will nach der Haft heim nach Brasilien), sind
unsere Gedanken nicht bei Hecking, sondern bei Bader. Der uns
auch aus der Seele spricht: "Ich bin enttäuscht, dass wir das,
was wir angefangen hatten, nicht weitermachen." Auf Vorwürfe
verzichtet er aber: "Wir werden nichts Schlechtes über ihn
sagen. Aber ich kann keine Beweggründe nachvollziehen, wenn man
vom 1. FC Nürnberg weggeht." Wir finden: Dieser Abgang ist ein
ganz schwacher, und wir hoffen auf ein saftiges "Jetzt erst
Recht!" daheim in Nürnberg bei Mannschaft, Vorstand, Presse und
vor allem den Fans!
Vielleicht haben wir ja Glück, und erwischen einen jungen
Trainer, der weniger ein Kindergärtner ist, sondern auch
taktisch sichtbare Fortentwicklung über die Monate mit den
Spielern gebacken kriegt. Kann nicht jemand schnell mal die
eierlegende Wollmilchsau aus Klopp-Tuchel-Veh basteln? Wir
drücken die Daumen, dass der Nachfolger so überrascht wie Kyo
auf dem Feld. was haben wir zu verlieren gegen die
Retortenvereine der Liga, am Valznerweiher basteln wir an
großem, und das meine ich ohne den Größenwahn finanzgedopter
Vereine zu benützen. Zum Beispiel den, zu dem der gute Herr
Hecking jetzt geht.
Ewald Funk
The times they are changin': Schlagzeile aus 2010. 2013 gibt es weder die AZ noch Hecking in Nürnberg...
Und: Mehr Geseier in unserem Glubb-Blog