Nicht gerade zimperlich ging die heimische Augsburger Presse
mit ihrer ach so tollen Supermannschaft um. Die Augsburger
Zeitung schrieb u.a.: "Kiyotake stand dergestalt frei, dass
man hätte meinen können, die Nürnberger Führung sei einem
Tempogegenstoß geschuldet. Die meist gestellte Frage unter den
sachkundigen FCA-Fans in der mit 30.660 Zuschauern
ausverkauften SGL Arena lautete in diesem Moment: 'Wo war
Ottl?'" über das 0:1, oder über den ehemaligen
Bauern-Mittelfeldler und Glubb-Ausleihspieler "Andreas Ottl
hatten die Augsburger 70 Minuten einen Fußballer in ihren
Reihen, dessen Körperhaltung und Laufwege den Eindruck
erweckten, als ginge es in diesem Spiel darum, keine Fehler zu
machen. Ottl spielte so blutarm und gedankenlos mit, dass man
meinen könnte, er warte nur auf eine Spielunterbrechung um ein
Gedicht zu schreiben." Ottl stand im Bericht auch weiter
ganz hoch im Kurs, es wurde aber explizit darauf hingewiesen,
keinen Sündenbock zu suchen. Trotzdem hatte Ottl im Artikel
keinen guten Stand. Z.B. als er mit einen katastrophalen Pass
den Angriff der Glubberer einleitete, der nach Freistoss zum
Endresultat führte. "Alexander Esswein hatte einen Freistoß
aus 17 Meter einfach hart und flach durch die Mitte und durch
die Hosenträger von Mo Amsif getreten (51.). Ausgangspunkt
dieses Freistoßes war der einzige Club-Konter, der am eigenen
Strafraum begann: Ottl hatte den Ball in aussichtsreicher
Position im gegnerischen Strafraum den Nürnbergern
zugespielt!." Und als Fazit: "In der kompletten
zweiten Halbzeit waren die Angriffe des FCA für die Clubabwehr
in etwa so gefährlich, als hätten sie es in einem Benefizspiel
mit einem Mädchenpensionat zu tun."
Nun, wir freuen uns über die drei Points und über Alexander
Esswein, der in der Partie endlich wieder auf Bundesliganiveau
gespielt hat. Außerdem hatte er Schäfers
Slapstick-Jahrhundertabwehr wieder gut gemacht. Gegen Schale
zuhause darf dann unser Mittelfeld aber gerne wieder auf Pässe
ins Leere oder gleich zum Gegner verzichten, wie das am Freitag
oft (wieder einmal) der Fall war. Auch dass man sich (schon
wieder) von hinten den Ball vom Fuß klauen läßt, wollen wir
nicht mehr sehen. Jetzt aber zum Auswärtsbericht unserer
rüstigen Rentnertruppe unter Führung von Horny Hornauer, dem
Freund der langen Überschriften:
Gemeinsam vereiteln die Erlangen-Süd Freunde Plattes
und Heiners fiesen Plan... Es wird jetzt ganz eng, nur noch 10
Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz!
Das Zittern war deutlich vor der Abfahrt zu den bayerischen
Schwaben spürbar. „Bring bloß drei Punkte mit“, „wir müssen
gewinnen, sonst rutschen wir tief mit unten rein“ oder „das ist
ein ganz entscheidendes Spiel“ wurde mir von allen Seiten
mit auf dem Weg gegeben. Verständlich, hatten wir doch
bloß 7 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatzinhaber
Augsburg. So schlecht stand unser Clubb am 24. Spieltag schon
lange nicht mehr da. Vor einen Jahr hatten wir am 24. Spieltag
9 Punkte, in der Saison 2010/2011 12 Punkte Abstand zum
geliebten Abstiegsentscheidungsspiel. Aber damals hatten wir ja
auch noch den Erfolgstrainer Dieter „VW“ Hecking.
Zusätzlicher Druck entstand, weil wir natürlich unseren
geliebten Freunden von Tasmania Färdd helfen wollten. Der Plan:
Sieg von uns in Augsburg, Tasmania schafft den historischen
Heimsieg gegen die SAP Euros und Hoffenheim wäre endlich
Letzter und für Erlangen Süd betrüge der Abstand zur Relegation
dann „nur“ noch vier Punkte.
Unglaublich, aber unsere Helden hielten dem Druck stand. Eine
sehr konzentrierte Leistung, aufmerksam, kampfstark sorgte ab
den ersten Sekunden für eine Überlegenheit unseres Clubbs.
Lediglich Plattenhardt hatte keine Lust, verlor nahezu jeden
Zweikampf und verdaddelte offensiv Ball um Ball. Da haben wir
es: Platte hasst Tasmania. So war Augsburg nur, dafür aber
laufend, über ihre rechte Seite (also die von Platte)
gefährlich. Trotzdem netzte Kiyotake zur verdienten 1:0 Führung
ein. Damit war eigentlich das Spiel gelaufen, den die
bayerischen Spätzles treffen nie gegen die ruhmreichen
Clubberer.
Die Hopp-Gefolgschaft wird auch immer
militanter!
Denkste, in der 36. Minute kam Anti-FÜ „Heiner“ Schäfer ins
Spiel. Eine Flanke, natürlich von der rechten Augsburger Seite,
köpfte Werner, der ansonsten vom guten linken Verteidiger
Balitsch, Chandler spielte dafür offensiv, aus dem Spiel
genommen wurde, harmlos auf das Tor. Heiner, der inzwischen
auch seine Knöchelverletzung überwunden hat und in Augsburg
wieder durch einige sehenswerte Faustabwehren gefiel, fing den
Ball, alle drehten sich um und wie ein Komiker schaffte es
Heiner den Ball in das eigene Tor zu werfen.
Nicht nur unsere brasilianischen Innenverteidiger werden beim
Saisonrückblick mit kuriosen Fehlern vertreten sein. Vermutlich
schaffen wir es bis zum Saisonende, den Rückblick über weitere
derartige haarsträubende Gegentore alleine zu gestalten!
Glubb was here... (rechts unten)
Natürlich brachte das den Glubb nicht aus dem Konzept und
ruhig, konzentriert und dominant wurde weiter gespielt. In der
zweiten Halbzeit wurde mit Pino „Grigio“ ein weiterer FÜ-Freund
eingewechselt und damit die rechte Spätzleseite dicht gemacht.
Fast zwangsläufig fiel das 2:1 durch den gut spielenden
Esswein. Obwohl die Kontermöglichkeiten unseres Clubbs
leichtfertig vergeben wurden, erlaubte sich Tasmania-Feind
Heiner keinen Fehler mehr, er hatte wohl Angst mit Wettfreund
Vlado Kasalo verglichen zu werden.
Die schwachen Spätzles, die ehrlich gesagt auch nicht stärker
als Tasmania sind, verloren verdient, obwohl sie im
Vorfeld mittels ihrer großen Klappe den Sieg eigentlich
schon in der Tasche hatten. Schöne Statistik für unseren
Clubb, 6 Spiele in Folge ohne Niederlage, 14
Pflichtspielen ohne Niederlage gegen die Fuggerstädter (neun
Siege, fünf Remis), die in der Bundesliga nach wie vor auf den
ersten Treffer gegen den 1. FC Nürnberg warten.
Die Augsburger Fresstribüne: Eher locker
gefüllt...
Und sonst? Ohne Schönes Wochenendticket ist beim
Auswärtsspiel das Wetter viel besser. Die B 2 ist öfters
dreispurig und ein kontrolliertes Überholen ist damit möglich.
Im Gästeblock-WC kleben neben vielen anderen auch
Hoffenheim-Aufkleber. Außerhalb vom Stadion ist nur Pampa,
innerhalb kann nur mit einen in Augsburg gültigen Bezahlsystem
etwas konsumiert werden. Die sehr netten
Bezahlsystemabwicklerinnen im Gästeblock müssen deshalb viel
Unmut aushalten. Laut ihren Aussagen, sind aber die Clubberer
sehr nett im Gegensatz zu den Hoffenheimern, die viel Ärger
machten, weil sie mit ihrer SAP Bezahlcard in der Fremde nicht
zahlen konnten. Ist ja auch ein Skandal, Mann!
Also gegen die Augsburger Bezahlsystemhostessen haben die Nürnberger Aramark-Damen rein optisch null Chance!
Am Eingang müssen die Tascheninhalte wie am Flughafen in eine Plastikbox gelegt werden, die Durchleuchtungsanlage ist aber noch nicht installiert. Die Heimfans waren kaum zu hören, vor dem Spiel blieben sie stumm, verständlich angesichts der fürchterlichen Stadionhymne. Das Musikprogramm vor dem Anpfiff war dagegen gut, u.a. wurden Songs von Gossip und Pink jeweils in voller Länge gespielt. Der Rasen war mehr ein Acker, in der Halbzeit versuchten 11 (!) Loddar-„Greenkeeper“ die Fläche wieder zu ebnen. Das Stadion war offiziell ausverkauft, auf der Fress-Haupttribüne waren aber etliche Plätze frei. Dafür wurden für den Gästestehplatzblock zu viele Karten verkauft, in Schwaben gibt es halt noch keine Bauaufsicht, die die Besucherzahlen beschränkt. Die Spätzles bauen ja auch Eishockeystadien ohne Sicht auf das Spielfeld.
Nach dem Spiel feierten unsere Helden sehr ausgelassen mit
uns, zu recht, war der Augsburg Ausflug doch ein schöner
Wochenendauftakt und eine Steilvorlage für Tasmania. Tja
Tasmania, was soll ein Clubbfan bloß sagen, so viel geballte
Dummheit. Erst streiten sich die Tasmaniafans in ihren
Internetforen die ganze Woche darüber, ob sie den Clubb die
Daumen gegen Augsburg drücken sollen. Dann schaffen sie es
nicht einmal ihr gefühlt hundertste Abstiegsendspiel gegen
Hoffenheim auszuverkaufen und am Ende sind sie zu stolz unsere
Zuarbeit anzunehmen und verlieren gegenwehrlos 0:3 gegen die
ungeliebten Kraichgauer. Da fehlen einen die Worte, einmal wenn
man sich über einen Färdder Sieg gefreut hätte.
Roland Hornauer