Ein sensationelles Jahr für die Gladbacher! Nachdem die Fohlen im letzten Jahr mit Glück und Schlussspurt dem Abstieg entkommen waren, lief es in der neuen Spielzeit grandios. Eine Top-5-Platzierung ist in Reichweite, und die Teilnahme für den Europapokal stand in Nürnberg auf der To Do-Liste. So stand es auf den Banner im gut gefüllten Gästeblock. Die designierten Europapokal-Spieler verpissten sich nach Abpfiff allerdings etwas geknickt in die Kabine, denn es hatte in Nürnberg drei Minuten vor Schluß Bum-Bum gemacht.
Unser Rotbäckchen aus der Schweiz spielte sich in der Pause
noch etwas lustlos mit Landsmann Tim Klose warm, als er kurz
vor Schluss eingewechselt wurde und dann aber all den Frust des
durch Knieproblemen verlorenen Jahres in einen knackigen Kick
ins gegnerische Netz gesetzt hatte. Da brachen in der Nordkurve
alle Dämme! Vorarbeit des 1:0 natürlich - Alexander Esswein -
auf jeden Fall rieben sich alle die Augen auf den Rängen, denn
Glück will hart erarbeitet sein. Und das hat die Mannschaft
echt gut hingekriegt.
Eigentlich war die Stimmung vor dem Spiel etwas überhitzt,
denn in der Presse duftete es nach Heimsieg. Dass aus dem
nichts werden würde, war nach Anstoss klar. Hecking
hinterhältige Grottenkick-Taktik hatte ein erneutes Opfer
gefunden: Die Spaßfussballer aus Gladbach mit ihrem
Wohlfühlfranzosen als Trainer. Er ist ein Mann der
1:0-Ergebnisse. Das hat er bekommen, für ihn halt auf der
falschen Seite.
Die erste Halbzeit sorgte durch vorsichtiges Abtasten der
beiden Mannschaften und die gewohnten Fehlpässe für langsames
Einlullen der Gladbacher Happy-Fussball-Kicker. Die Fohlen
dachten sich, das können wir auch mit dem passiven Gekicke, und
wagten ebenso nicht viel. Schrecksekunde in der Nordkurve war
einmal, als der Ex-Glubberer Nordtveit (oder war es Arangio?)
allein vor Schäfer auftauchte und schwach
versemmelte.
Gladbacher Fussballprofessoren bescheinigten mir zwar dutzende
von Chancen, die hatte ich allerdings etwas harmloser in
Erinnerung. Dass von Reuss, Hanke und Arango nicht viel zu
sehen war, ist wohl auch Verdienst einer aufmerksamen
Nürnberger Hintermannschaft, die den Grün-Weißen einfach keine
Luft ließ. Hier war die Hecking-Ansage, die Grün-Weißen seien
Westvorstädter, wieder treffend. Schon spielte der Glubb mit
hoher Konzentration.
Pause. Die Jugendtrainer des FCN versuchen durch unmotiviertes
Einlullen des Publikums Argumente zu liefern, der U19 ins
Stadion zu folgen für das Pokalspiel demnächst. Aus der Kabine
kamen zuerst die Glubberer. Nach weiteren Minuten Spiel war
klar, dass dies ein stinkelangweiliger
0:0-Sonntagnachmittags-Grottenkick werden würde.
Gelbe Karten gab es auch kaum, aber langsam kam Bewegung in
Heckings Auswechselbank. Hegeler zeigte auf dem Feld plötzlich
Drive und Einsatz, also schien seine Auswechslung kurz bevor zu
stehen. Zuerst aber wurde Chandler vom Feld genommen, für ihn
lief die Tormaschine Eigler auf. Dann auch noch Cohen für den
überforderten Spielgestalter Didavi. Almog hatte heute übrigens
einen ganzen Fanclub aus Israel im Publikum, da war klar, dass
erspielen musste. Und der Israeli spielte plötzlich gut!
Offensives Mittelfeld mit grandios übersichtlichen Pässen. was
immer er auch vorher gegessen hat, gebt ihm das
weiterhin!
Dann kam Albertle auf den Platz und erlöste die Zuschauer von
Hegeler. Wenn Angriffe liefen, dann über Essweins Seite. Drüben
musste der fleissige Feulner vorne mit aushelfen. da er nicht
für Turbodribblings bekannt ist, lief da natürlich nicht viel.
Und so stand Bunjaku drei Minuten vor Schluss goldrichtig, und
zeigte Tomas Pekhard mit einer Linksfuss-Direktabnahme, dass
Tore schießen so einfach sein kann. Und dass man aus kurzer
Distanz durchaus den Kasten treffen kann.
Nach Abpfiff: Alle feiern Albert. Gladbach ist schon auf dem Heimweg.
Und schon sah die Glubberer Welt nach drei Siegen in Folge
ganz anders aus. In der S-Bahn fasste es jemand genau richtig
zusammen. "Jetzt können die Gegner kommen wie sie wollen,
zumindest eine Chance haben wir jetzt zuhause immer. Auch gegen
große Vereine." Stimmt.
Wir gratulieren den arschcool agierenden Innenverteidiger
Dominic Maroh für ein tolles Spiel an seinem Geburtstag. Er
wurde nicht nur beschenkt, sondern hat auch viele Fans an
seinem Freudentag glücklich gemacht. Vom Abstiegsgespenst haben
wir nach dem Spiel erstmal nichts mehr gesehen in der Stadt.
Und die Derbyschmach ist nun schon zu 2 % getilgt. Die nächste
grüne Mannschaft wird dann Volksburg sein. Auf geht es, zuerst
aber mal nach Mainz!
Ewald Funk
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STIMMEN ZUM SPIEL
Lucien Favre (Gladbach): "Eine gute
Mannschaft braucht halt nicht nur Ballbesitz, sondern auch
Beschleunigung und Durchschlagskraft."
Raphael Schäfer: "Wir spielen zwar kein
Hurra-Fußball, aber trotzdem waren wir heute ein unangenehmer
Gegner. Wir haben einfach andere Mittel, um den Verein in der
Ersten Liga zu halten und jetzt auch ein gutes Polster nach
unten."
Albert Bunjaku: "Alex hat den Ball super
rausgespielt und ich hatte einfach Glück, dass ich da stehe.
Mein letztes Tor war 2010 und jetzt bin ich einfach nur total
glücklich. Ich danke dem Verein, den Fans und dem Trainerteam,
die mich nie aufgegeben haben und ich hoffe, dass ich zukünftig
noch mehr davon zurückgeben kann."
Dominic Maroh: "Ich gehe heute mit meiner
Familie noch Essen – es könnte doch nicht schöner sein, seinen
Geburtstag mit einem Sieg zu feiern."