DEUTSCHPUNK
SLIME
SICH FÜGEN HEISST LÜGEN
PEOPLE LIKE YOU RECORDS / EMI
Vor 18 Jahren hat sich die Hamburger Deutschpunk-Band Slime
nach ihrem Album „Schweineherbst“ aufgelöst, mit der
Begründung, dass jetzt alles gesagt sei. Na, offensichtlich
haben die Jungs die eine oder andere Folge von Inspektor
Columbo geschaut, der sich immer beim Weggehen nochmal umdrehte
und noch eine weitere Frage nachschob. „Sich fügen heißt lügen“
widmet sich ausschließlich den Veröffentlichungen des Dichters
und Anarchisten Erich Mühsam, der sich u.a. in der Weimarer
Republik für die Freilassung politischer Gefangener einsetzte,
später verhaftet und von den Nazis ermordet wurde. Dirk Jora,
Michael „Elf“ Mayer, Christian Mevs, Nici und Alex Schwers
haben Texte wie „Wir geben nicht nach“, „Freiheit in Ketten“
oder „Bürgers Alptraum“ vertont. Für die zensurerfahrenen
Hamburger sind die musealen Zeilen fast schon zahm, aber
musikalisch gibt’s dazu den bewährt zackigen Slime-Sound mit
ein paar Reggae-Anleihen. Das passt wie die Faust aufs Auge!
Offensichtlich haben die Reunions-Konzerte zum 30-jährigen
Bandjubiläum den Punkrock-Senioren so viel Spaß gemacht, dass
sie auch mal neues Material spielen wollen. Einen Hit gibt’s
auch: „Seenot! Ahoi“!
WH
8 von 9 Punkte