NO USE FOR A NAME
Die Fat Wreck-Band war mit Lagwagon unterwegs, und wenn so ein
Melo-Punk-Ausflug unter befreundeten Bands statt findet, geht
es hoch her. Deswegen wirkte Joey Sly etwas gebremst, wir
schätzen mal, er hatte einen Kater. Trotzdem rockte die Band
vor stetig füllendem Platz ganz gehörig. Und die Eiswiese war
sogar trotz morgentlichen Dauerregens realtiv trocken. Vor dem
Mischerturm gab es einen kleinen Weiher, aber ansonsten war nur
der hintere Teil etwas verschlammt, vorne lagen Hackschnitzel.
Keine Sumpflandschaft wie befürchtet. Auf der Bühne rockten
NUFAN beherzt, aber nicht ganz mit Vollgas.
Zu dieser Stunde war es Zeit für die heilige Messe, weshalb
der Autor sich klar machte und eine zweistündige Festivalpause
einlegte, denn der Glubb spielte ja gegen Trier in der ersten
Runde DFB-Pokal.
LAGWAGON
Laut Meldung der unten gebliebenen ein toller Auftritt, später
gaben NUFAN und Lagwagon noch Autogramme und eine Session
hinten auf dem ON3 Festivalwohnzimmer später.
COLON
Die Nürnberger Pop-Punker durften auf der hinteren Bühne ihren
Frohsinn verbreiten. Alle unter 18 fanden das Klasse, und die
Albereien der Band zwischen den fröhlichen und bisweilen auch
sozialkritischen Songs in bester Surfpunk-Manie fanden auch
einige Lacher. Die Indiepolizei ab 18 fand das natürlich
schröcklich und pubertär, aber das kann man ja auch als
Kompliment für die Band werten. Wie sagte schon einst ein
Plattenfirmenmitarbeiter, der Reamonn promoten musste? "Mir muß
es ja nicht gefallen!" Wir sagen: "Dem Kunden müssen die Weggla
schmecken, net dem Bägger!"
EMERGENZA SIEGER:
Laut Meldungen der Anwesenden machte diese schreckliche
japanische Kombo das Rennen.
THE GASLIGHT ANTHEM
Mit einem wackligen 0:2 Sieg in Trier in den Beinen nun
endlich wieder Musike. Gaslight Anthem sind ja momentan die
Band der Stunde für alle Einfachrock-Fans. Die Band klingt wie
Bruce Springsteen nach einer Frischzellenkur. Was vor allem am
Sänger liegt, ihre Songs wirken auf Dauer für Unbelesene etwas
langweilig, haben aber Substanz, wenn man sich ihre durchweg
guten Alben zuhause mit Rotwein schön säuft. Das Publikum war
dann auch genau das Feulleton-Leser-Fachmann-Klientel und stand
mit verschränkten Armen da und genoß die Musik. Der Sänger
Brian Fallon kennt vor allem Außerfränkisches Publikum und
wunderte sich etwas, warum alles so ruhig ist. Und so startete
er die drei denkwürdigen Sätze. "Warum seid ihr so ruhig? Seid
ihr da, um die Hives zu sehen?" Stille. "Seid ihr da, umd The
Prodigy" zu sehen?" Stille. "Seid ihr da, weil man hier einfach
da sein MUSS?" Leichter Applaus...
THE HIVES
Unbestritten haben die Hives das schlüssigste Konzept, die
längsten Geschlechtsteile und sind sowieso eine 200 %ige
Liveband. Gitarren-Hooklines, die einen nach zwei Griffen im
Griff haben, einen Sänger der gut aussieht und eine Klappe wie
Muhammad Ali hat und die besten Anzüge dazu. Waren sie schon
vor zwei Jahren der Gewinner, legten sie irgendwie noch
eins drauf. Sänger Howlin' Pelle Almqvist brachte es auf den
Punkt: "Today it's your birthday. Everyone has birthday here.
And we are your present!"
THE PRODIGY
Der große Big Beat-Headliner um Liam Howlett spielt nicht alle
Tage im tauben Tal. Sicher hätte es auch Veranstalter Volker
gerne gesehen, wenn er endlich Muse für das Festival gekriegt
hätte. Leider ist deren kleinste Bühnenausstattung doppelt so
groß wie die Taubertal Hauptbühne und ihr Booker will auch
soviel für die Band mittlerweile, dass man das Ticket um 50 %
verteuern müsste. Das weiß natürlich kein Zuschauer, soll aber
mal Einblick in die Dimensionen geben. Für nicht wenige war
auch The Prodigy irgendwie nur Musik mit viel Bumms aus dem
Sampler von Liam Howlett mit den zwei Vorturnern Keith Flint
und Rasta Maxim Reality. Und hatte was von Notnagel bzw.
Verlegenheitsheadliner. Hat aber trotzdem voll geballert, und
oben in Rothenburg dachte mancher sicher auch an Filme wie
Godzilla, The Day After oder Independence Day.
SKINDRED
Wie schade, dass Skindred nicht einfach statt Prodigy die
Hauptbühne rockten, denn die Ragga-Metal-Crossoverband zockte
die hintere Bühne wie Sau und hatte offensichtlich in der
kurzen Zeit ihres Bestehens sagenhaft viele Fans gewonnen, ohne
nennenswert Platten verkauft zu haben. Ich kenne Sänger Benji
noch von der Kultband Dub War aus den 90ern, Skindred sind eher
die harte Version der einstigen Band. Und von den alten Dub
War-Musikern gingen zwar zwei mit ihm zu Skindred, mittlerweile
ist Benji der einzige Dub War-Veteran in der Kombo.
Gitarrenzauberer und ZZ Top-Lookalike Mikey Demus an der
Gitarre ist allerdings eine wichtige Achse im Sound und nach
all dem Theoriegequatsche gibt es nur ein Fazit: Diese Band hat
aus meiner Sicht neben den Hives, Livingston, Blood Red Shoes,
Skunk Ananasie und Brass Banda den tiefsten Eindruck
hinterlassen. Zumindest bei mir. Amen.
Ewald Funk

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
TAUBERTAL 2010: SO WAR DER SONNTAG IN DER EINZELWERTUNG
Sonntag begann mit Dauerregen bis Mittag. Weil aber jeder aufgegessen hatte, hörte der Regen dann auf und alles war gut. Wäre ja schlimm gewesen, wenn zum Jubiläum nicht die Sonne geschienen hätte. Tat sie dann auch Nachmittag bisweilen.

Der extreme Tidenhub aufgrund starker
Ebbe sorgte für viel Schlick auf dem
Taubertal dieses Jahr. Flotte Helfer hatten
das Problem aber vor Platzfreigabe
schnell wieder im Griff.
(Foto: Wollrahm Hanke)
Ebbe sorgte für viel Schlick auf dem
Taubertal dieses Jahr. Flotte Helfer hatten
das Problem aber vor Platzfreigabe
schnell wieder im Griff.
(Foto: Wollrahm Hanke)