ERIC BIBB
DEEPER IN THE WELL
DIEXIEFROG / FENN
Oh mein Gott, da verlässt jemand die sorgsam geharkten
Minengürtel um das Genre Blues und verlässt ungestraft die
Baumwollfelder Richtung Country und Folk. Noch schlimmer, da
kommt einer daher und behauptet, da wäre gar nicht soviel
Unterschied. Muss ein junger Hupfer sein. Der „junge Hupfer“
ist heuer 61, Sohn des Folksängers und Schauspielers Leon Bibb,
und zaubert auf seiner neuen Platte zwar nichts neues, pendelt
aber schön zwischen den oben genannten Genres der
amerikanischen Roots-Musik. Und das hauptsächlich mit
Fingerpicking auf der akustischen Gitarre. Obwohl Bibbs in New
York aufwuchs, sein berühmter Vater kam aus Kentucky, klingt
die Scheibe nach einer schönen Straßensammlung aus einem Kaff
im sumpfigen Süden der USA. Dort wo die Kulturen Afrikas,
Europas und Lateinamerikas mit den Ureinwohnern verschmolzen
und Musikstile hervorgebracht haben. Dort wurde die Scheibe
auch aufgenommen, Eric rief ein paar spezielle Kumpels an und
in „nicht zu heißem Klima in sumpfiger Umgebung“ entstand dann
eine Platte, die so vieles vereint, aber nichts abgrenzt.
Entspannte Verandamusik eben, die sich jeglicher Innovationen
verweigert und gerade deshalb ein verlässlicher Kauf für
Freunde aus der Ecke Roots-Blues oder Traditional Folk ist.
Bibb wusste, wen er für die Session holen muss, schließlich
gaben sich schon einst bei Vatern zuhause die Koryphäen die
Klinke in die Hand. Bob Dylan, Odetta Holmes oder Eric’s Onkel,
der Jazzpianist John Lewis. Er selbst bekam bereits mit zehn
die erste Gitarre und spielt heute einen entspannten
Fingerpick, dem man gerne zuhört.
Ewald Funk