CD REZI PROGRESSIVE METAL / JAZZ
PANZERBALLETT
X-MAS DEATH JAZZ
GENTLE ART OF MUSIC / SOULFOOD
Ein Name wie Schall und Rauch! Die süddeutsche
Jazz-Metal-Combo aus studierten Musiker um den Chefstrategen
Jan Zehrfeld besitzt tonnenweise Humor, Können und Kreativität.
Ein neues Album stellt den geneigten Kritiker immer vor die
Frage, welches ehrwürdige Gebäude der Menschheitskultur das
Quintett sie diesmal wieder planiert haben. Diesmal ist
Weihnachten dran. Wir wissen, dass die fünf gerne Hits,
Volkslieder, Gassenhauer und Traditionals gerne grob
zerschreddern und mit viel Liebe zum Detail wieder
zusammenbauen. Wären sie Science Fiction Helden, dann wohl die
Transformers. Gerade berühmte Weihnachtslieder wurden durch
Metal-, Indie- und Popmusiker eigentlich schon genug
eingedellt, alles ist schon mal da gewesen... doch das
Panzerballett setzt wie immer eins oben drauf. Da kann ein
Onkel Tom Angelripper noch lange die grobe Keule schwingen,
„X-Mas Death Jazz“ ist dermaßen abgepfiffen, dass die
Polyrhythmen nur so aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon
sprudeln. Vogelwilder Progrock einer neuen Dimension,
unvorhersehbar kurvt Zehrfeld mit Band und einer ganze Latte an
Gastmusikern (u.a. wieder Matthias IA Eklund von Freak Kitchen)
durch die Urversionen, streut detailverliebte Free Jazz Solos
ein, um dann ab und zu mit einem Gitarrenlead wieder an den
ursprünglichen Song zu erinnern. Wie Aprilwetter, bei dem nur
ab und zu die Sonne durch scheint. Dieses Album ist nun nach
der neuen Primus ein weiterer schwer verdaulicher Brocken im
zweiten Halbjahr 2017. Die Vorgehensweise, bekannte Melodien
gnadenlos zu verfremden ist auch nichts anderes als das, was
die moderne Konsumgesellschaft aus Weihnachten gemacht hat.
Fazit: Ein überhaupt nicht stiller Protest gegen die
heuchlerisch-feindliche Übernahme der Weihnachtszeit durch die
Konsumgesellschaft. Happy X-Mas auf Koks...
EF
6 von 9 Punkten