DIE TOTEN HOSEN, NÜRNBERG, ARENA, 19.06.2009
Wenn die Lichttechniker die Strickleitern zu ihren Scheinwerfern erklimmen… Wenn 6.000 Kehlen „You’ll Never Walk Alone“ intonieren… Wenn die Adlerflaggen an den Bühnenrändern simultan zur Hallendecke hochgezogen werden… Dann heißt es: Schachmatt, guten Tach, es ist alles in Ordnung, wir können aufwachen – sie sind wieder da! 2005 schlugen die Herren Düsseldorfer das letzte Mal in der Arena auf. Entsprechend ausgehungert war das Publikum, entsprechend motiviert die Band, die unter dem Tourmotto „Machmalauter!“ gleich mal kostenlos Ohrenstöpsel verteilen ließ. Mit fünf Songs war das herausragende aktuelle Studioalbum „In aller Stille“ angemessen präsent, genauso wie alle anderen Schaffensphasen, inklusive der MTV-Unplugged-Session im Wiener Burgtheater: Für 20 Minuten verstärkten Raphael am Kontrabass und Esther an Keyboard und Quetschkommode die Rockfraktion. Das besondere Highlight war aber „Paradies“ – zumindest für die Publikantin Jana, die den Song mit Campino schmettern durfte. Zwar erwies sie sich als ebenso wenig textsicher wie Meister Frege, stand ihm aber als Rampensau in nichts nach. Jana, Respekt! Auch wenn ich nicht weiß, ob die Münchnerin (!) heil nach Hause gekommen ist… Apropos München: Der „Bayern“-Song wurde in der Aufstiegsstadt besonders abgefeiert. Wie gerne hätte ich in der Olympiahalle die Reaktion der Eingeborenen auf die untermalende Leinwandeinspielung gesehen: die Tore des historischen 7:1 von Fortuna Düsseldorf gegen den FCB! Ein großes Dankeschön: Die Hosen sind eine der ganz wenigen Bands dieser Größenordnung, bei denen Tickets noch unter 40 Euro zu haben sind – zumindest, solange das die GEMA noch zulässt… Ja, Die Toten Hosen wurden 2009 mit dem Echo als beste deutsche Live-Band ausgezeichnet. Sie sind es trotzdem. Wer’s (nicht) glaubt: Auf www.dth.de kann man das komplette Konzert in 1a Tonqualität für faire 9,99 € herunterladen. Eine kleine persönliche Anmerkung zum Schluss: Meine Begleiterinnen diskutierten auf dem Nachhauseweg den Sexynessfaktor von Campinos Schweißfluss. Als ich dezent darauf hinwies, jetzt auch ganz gut verschwitzt zu sein, erntete ich nur ein „Geh fodd – du stinkst.“ Ich hätt halt doch Rockstar statt Rockschreiberling werden sollen…
Matthias Engelhardt
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