MADSEN, 15.03.2011, ERLANGEN,
E-WERK-SAAL
Die fünf Indierocker um die drei Madsen-Brüder legten bei
ihrem dritten E-Werkabstecher einen äußerst gut gelaunten
Auftritt hin. Kein Wunder, wenn er auf den freien Tourtag folgt
und diese beiden Tage dann bei äußerst frühlingshaften
Temperaturen u.a. mit Eisschlecken im Erlanger Schlossgarten
verbracht wurden, wie Frontmann Sebastian Madsen verriet. Wegen
dessen komplizierten Handgelenkbruch – angeblich prophezeite
ein österreichischer Arzt zum Glück fälschlicherweise, dass er
nie wieder Gitarre spielen kann – wurde die Tour zum 2010-Album
„Labyrinth“ mit Ausnahme einiger Festivalauftritte im letzten
Sommer auf März 2011 verschoben. Entgegen den
Festivalauftritten – bei Bochum Total im Juli 2010 überfüllten
sie bei ihrem Auftritt den Innenstadtring und mehrere 10.000
Fans sorgten für Chaos und ausgelassene Partystimmung – war der
Zulauf im E-Werk überschaubar und der Saal nur zu gut 60%
gefüllt. Das junge Publikum ging trotzdem ab den ersten Tönen
des gewohnten Openers „Das muss Liebe sein“ gut mit. Madsen
performten die Songs auch fast perfekt und gewohnt druckvoll.
Die 17 Stücke umfassende Setlist war fein zwischen alten, ganz
alten und neuen Songs abgestimmt. Auffällig bei den neuen Songs
ist, dass sie doch in Richtung Mainstream gehen und etwas zu
glatt sind. Irgendwie verkörpern Madsen einerseits die nette
und unkomplizierte Band, die nur zum Spaß spielt, andererseits
geht die Bühnenshow aber auch in Richtung „Wir wollen eine
große Band werden“ mit Papierschnitzelgebläse oder Motorroller
auf der Bühne als Einleitung zu „Mit dem Moped nach Madrid“.
Leider fehlte auf der Setlist „Where Is My Mind“ von den
Pixies, der bei den 2010-Auftritten jeweils zu
Gänsehautstimmung führte. Einige Lieder begannen mit kleinen
Samples bekannter Stücke. „Mein Herz bleibt“ wurde mit Marvin
Gayes Soulnummer „I Heard It Through The Grapevine“
eingeleitet. Daneben wurden immer wieder bekannte Hardcoretöne
bis hin zu Gitarrenriffs von Pink Floyd eingestreut. Leider
durfte Keyboarderin Lisa erst bei der vorletzten Zugabe „Oben
unten“ mit ihrer tollen Stimme den Gesangpart übernehmen. Trotz
des Bandnamens wäre etwas mehr Lisa und etwas weniger
Madsenbrüder bestimmt nicht abträglich. Absolut unverständlich
blieb aber, dass eine Band aus Clenze im Wendland angesichts
der aktuellen Katastrophen in den japanischen AKW keinen Ton
zum Thema Kernenergie verlor. Dies war mir nach über 90 Minuten
guter musikalischer Unterhaltung dann doch viel zu glatt.
Roland Hornauer
