WIRTZ, 28.10.2011, HIRSCH, NÜRNBERG
Der Wirtz kriegt sie alle! Beim Konzert im ausverkauften
Hirsch vereinte der ehemalige Frontmann von Sub7even sämtliche
Gegensätze vom Rastafari (Anm. wir tippen mal auf Julian von
Star FM) bis zum Psychobilly und vom Kahlgeschorenen bis zum
Karohemd-Träger, dazwischen jede Menge Grunge-Girlies,
Punk-Miezen und sogar gediegene Mit-Dreißigerinnen im Anzug.
Wahrscheinlich liegt es schlicht daran, dass Daniel Wirtz genau
so singt, wie ihm die Schnauze gewachsen ist. Mancher Reim mag
vielleicht beim ersten Hinhören ein bisschen schief anmuten,
aber die Message ist wahr und die Ansagen klar und manchmal
auch ein wenig dreckig. Eben ganz wie im wirklichen Leben, von
dem Wirtz mit Vorliebe singt. Das traf offensichtlich auch an
diesem Abend die musikhungrige Meute mitten ins Herz. Zu Beginn
der Show gab sich der sonst so wortgewaltige Frontmann
ungewohnt kurz angebunden. Während er bei seinem Gig auf dem
Taubertal-Festival fast die Hälfte der Zeit verplauderte, ließ
er diesmal zunächst die Songs für sich selbst sprechen. Und die
kamen überwiegend vom neuen Album „Akustik Vodoo“, das bis auf
einen Song („Der Sog“) komplett im Set vertreten war. Die
Stimmungs-Granaten stammten trotzdem überwiegend vom
Debut-Album „11 Zeugen“ und dem Nachfolger „Erdling“.
Gänsehaut-Feeling garantiert, wenn bei „Keine Angst“ zur
Akustik-Gitarre gefühlte 1000 Kehlen sich einstimmig ihrer
Tränen nicht schämen oder ihrer Wut bei „LMAA“ freien Lauf
lassen. Mit „Weiße Stellen“: „Ab heute gibt es in meinem Herzen
eine weiße Stelle weniger und die heißt Nürnberg“,
verabschiedeten sich Wirtz und seine Kollegen. Nur um im
Zugabenteil noch mal voll aufzudrehen: Mit einem Medley wurden
sämtliche Kracher und Ohrwürmer, die es nicht mehr ins Set
geschafft hatten, zumindest angespielt, gefolgt von „Overkill“,
„Scherben“ und dem bittersüßen „Mon Amour“. Zwei Stunden volle
Dröhnung auf die Ohren und jede Menge Kampf-Ansagen für’s
Leben. Hoffentlich bald wieder!
Anna Schneider
NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
SO WAR: WIRTZ, 28.10.2011, HIRSCH, NÜRNBERG
Multikulti auf der Bühne ist das eine, und für manche Bands nicht schwer. Aber Multikulti im Publikum schafft nicht jeder. Für Daniel Wirtz inzwischen kein Problem, er hat Ü30, Punker und Grunger als Zuschauer und es war auch ein langer Weg von den 50 Zahlenden des ersten Nürnberg-Gastspiels bis zu den knapp 800 vom Oktober. Endlich mal wieder ein paar Zeilen von unserer Anna!
Fotogott: Matteo Salasnich