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LANGVERSION: INTERVIEW AUS HEFT 132, GOLD MINOR

Gold Minor machen melancholische Songs, die kleine Schätze sind, so erklärt Sänger und Gitarrist André Weber den Bandnamen. André kennen viele Musik-Fans noch als Sänger der Würzburger Band Electric Club, die zwei exzellente Pop-Alben veröffentlicht hat und Ende 2004 heimlich, still und leise von der Bildfläche verschwunden ist.
LANGVERSION: INTERVIEW AUS HEFT 132, GOLD MINOR
Gold Minor

GOLD MINOR

LANGE NICHT MEHR GESEHEN

 

Immer wieder in der Musikgeschichte haben sogenannte Supergroups für Aufsehen gesorgt: Bands, die sich aus Mitgliedern anderer prominenter Bands neu zusammensetzen – Projekte wie Audioslave (mit früheren Musikern von Rage Against The Machine und Soundgarden) oder Velvet Revolver (mit Ex-Mitgliedern von Guns’N’Roses, Stone Temple Pilots und The Cult). Und jetzt hat auch Würzburg seine erste Supergroup: Sie heißt Gold Minor und dahinter stecken vier alte Haudegen aus Oberdürrbach oder Weigenheim.

 

Beim Umsonst & Draußen-Festival in Würzburg und dem Honky Tonk in Schweinfurt hat die Band ihre ersten beiden offiziellen Konzerte gespielt, nachdem sie im Januar einen Probegig im Vorprogramm von The Audience im Café Cairo gespielt hatte – damals hatten die vier noch nicht einmal einen Bandnamen. Inzwischen nennen sie sich Gold Minor, das ist ein Wortspiel aus Goldgräber (englisch „gold miner“) und Mollakkorden (englisch „minor“). Gold Minor machen melancholische Songs, die kleine Schätze sind, so erklärt Sänger und Gitarrist André Weber den Bandnamen. André kennen viele Musik-Fans noch als Sänger der Würzburger Band Electric Club, die zwei exzellente Pop-Alben veröffentlicht hat und Ende 2004 heimlich, still und leise von der Bildfläche verschwunden ist. André hätte mit dem Thema Musik komplett abgeschlossen, hieß es damals von der Band. Jetzt ist er wieder da und er hat sich prominente Unterstützung geholt: Am Schlagzeug sitzt Ronny Rock, der bei Miles und Monta getrommelt hat, die Gitarre spielt Benjamin Wagner, den man als Gitarrist von MCF kennt und den Bass bedient Martin Schulz, der bei Twaii und OK Linda aktiv war. „Ich hatte eigentlich nicht mehr vor, noch einmal in einer Band zu spielen“, erklärt André. „Aber nach vier Jahren hat es mich wieder in den Fingern gejuckt, außerdem hatte ich schon immer Lust, was mit Ronny aufzuziehen. Es ging vorher einfach nicht, weil ich Electric Club hatte und er Miles. Ronny war der erste Mensch, mit dem ich jemals öffentlich aufgetreten bin: Das war beim Erntedankfest in der Psychiatrie in Werneck, ich stand an der Hammond-Orgel, er am Schlagzeug.“ Mit Gassenhauern wie „Jetzt trinken wir noch a Flascherl Wein“ haben die beiden 10-jährigen Sandkastenkumpels damals trocken gelegten Alkoholikern eingeheizt. Inzwischen hat André sein Studium in Bad Mergentheim als Diplom-Betriebswirt abgeschlossen und verkauft für eine Firma in Röttingen Spielgeräte und Kindermöbel ins Ausland. Parallel dazu hat Ronny sein Hauptschul-Lehramtsstudium nach mehr als 13 Jahren endlich abgeschlossen und steht vor dem Referendariat. Als Kinder haben die beiden beschlossen, so berühmt zu werden wie ihre damalige Lieblingsband Spider Murphy Gang. Jetzt hat das Projekt begonnen. „Miles liegen ja gerade auf Eis. Letztes Jahr lief auch mit Monta gar nichts. Aber im Herbst/Winter werde ich wohl bei der nächsten Tour zur neuen Platte wieder dabei sein. In der Zwischenzeit habe ich mir einen großen Traum erfüllt und in einer AC/DC-Coverband namens Bon Johnson gespielt, die es jetzt leider nicht mehr gibt.“ Im August 2008 gingen André und Ronny in den Proberaum und mit Benjamin und Martin war schnell der Rest der Besetzung gefunden. „Ich kenne Martin vom Fußball. Wir kicken einmal in der Woche vom Café Cairo aus und kurz vor Weihnachten hat er mir erzählt, dass sie noch einen Gitarristen suchen“, erklärt Benjamin. „Am Anfang hatte ich eigentlich gar keine Lust, weil das Thema Band für mich eigentlich schon gegessen war. Dann haben wir einfach mal zusammen ein paar Nummern gespielt und das hat echt Laune gemacht.“ Benjamin verdient sein Geld als freier Grafiker und mit der Produktion von Kinderhörspielen. Den Traum vom Leben als Musiker hat er nach dem Ende seiner Band MCF wie die anderen Jungs von Gold Minor längst abgehakt. Im August wird er Vater, da zählen für ihn inzwischen andere Dinge als Konzerte, Backstage-Räume oder Groupies. „Ich habe gar keine Lust, auf irgendetwas zu verzichten, nur damit ich mit der Band am Sonntag in Hamburg spiele und nach dem Gig noch heimfahren muss“, sagt er. „Ich will einfach nur einmal die Woche proben und ab und zu ein Konzert spielen. Jeder von uns hat so viele andere Sachen zu tun, dass wir die Band sehr entspannt sehen.“ Zwei Tage lang haben sich Gold Minor im Café Cairo eingenistet und fünf Songs eingespielt. Benjamin hat die Aufnahmen gemacht, kümmert sich um den Mix und stellt die Songs nach und nach auf die MySpace-Seite der Band. Und die Resonanz ist erstaunlich hoch: On3, das Jugendradio des Bayerischen Rundfunks, hat Gold Minor zum Act der Woche gemacht und die erste Single „Good To Have You Around“ gleich in die Rotation aufgenommen. Das alles, ohne dass sich die Band um Publicity bemüht und derzeit noch als absoluter Geheimtipp gilt. „Es ist ein Spaßprojekt“, sagt André. „Es geht wirklich darum, eine Band zu haben ohne all diese ganzen lästigen Verpflichtungen, ohne den Ehrgeiz, den man mit Anfang 20 hat: Man will die Welt erobern, macht Demos, die man an Plattenfirmen schickt, schläft im Jugendzentrum unterm Flipper. Jetzt picken wir uns bei den Konzerten die Rosinen raus und schauen einfach, was passiert. Uns geht es darum, in den Proberaum zu gehen, die Faszination der Musik wieder zu spüren. Wie damals, als ich mit 15 Jahren meinen ersten Verzerrer in Schweinfurt gekauft habe.“ Die Arbeit als Songwriter ging für André auch nach dem Ende von Electric Club weiter. Hunderte von Songentwürfen hat er auf seinem Computer zuhause in Weigenheim im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim als mp3 gespeichert. Und jetzt kann er seine Kompositionen endlich wieder unters Volk bringen. „Wenn man das Geschenk hat, dass man gute Melodien schreiben kann, dann macht man das einfach, auch ohne Band“, meint André. „Die Songs für Gold Minor sind allerdings relativ neu, höchstens ein oder zwei Jahre alt.“ Man merkt den Jungs von Gold Minor den neu entdeckten Spaß am Musikerdasein an, wie sie im Proberaum sitzen und sich nach dem Musikmachen erstmal zurücklehnen und ein kühles Bier aus dem Kühlschrank unter dem Verstärker holen. Genauso klingt ihre Musik auch: entspannter Indie-Rock mit schönen Melodien, gemacht von Leuten, die wissen, wie man mit Instrumenten umgeht. File under Weezer, Teenage Fanclub, Strokes oder Smashing Pumpkins. Mehr Infos unter www.myspace.com/goldminormusic.

 

Wolfram Hanke