Kinostart 3.12.2009:
Whatever Works (Sony Pictures)
Von Roland Hindl
Der New Yorker Boris Yelnikoff (Larry David) ist kein
Menschenfreund. Der ehemalige Universitäts-Professor ist ein
eigenbrötlerischer Misanthrop, der im berühmten Künstlerviertel
Greenwich Village lebt. Freude hat er an zwei Dingen: seinem
eigenen Intellekt, der ihm immerhin fast einen Nobelpreis
eingebracht hätte, und, sich selbst beim Verbreiten
seiner bisweilen recht exklusiven Weltsicht zuzuhören. Seinen
Job als Quantenphysiker und seine Frau hat er nach einem
missglückten Selbstmordversuch dagegen nicht mehr. Dafür zockt
er nachmittags seine Schachschüler ab.
Die Wende kommt, als plötzlich das hübsche Landei Melodie St.
Ann Celestine (Evan Rachel Wood) vor seiner Tür steht und ihn
verzweifelt um Hilfe und einen Unterschlupf bittet. Er bietet
der tumben Südstaatlerin Unterkunft für eine Nacht an – und
heiratet sie wenig später. Melodie stimmt zunächst in sein
trauriges Lied vom Weltuntergang ein. Als jedoch ihre
Eltern auftauchen gerät die ohnehin schon wackelige
Liaison ins Taumeln.
Der schrullige Altmeister Woody Allen verlässt Europa und kehrt
mit seinem neuesten Film „Whatever Works“ wieder in seine
filmische Heimat New York zurück. Ließ sich Allen für
seine letzten Werke „Match Point“ (2005), „Scoop – Der
Knüller“ (2006) und „Cassandras Traum“ (2007) ein bisschen sehr
von Scarlett Johansson und ein bisschen mehr noch von der
britischen Insel inspirieren; für „Vicky, Christina, Barcelona“
(2008) fand er in Spanien den richtigen Rahmen. So siedelt er
seine 40. Regiearbeit erstmals wieder seit „Melinda, Melinda“
aus dem Jahr 2004 im Big Apple, seiner urbanen Muse an.
Das Drehbuch für die 15 Millionen US-Dollar teure Produktion,
das Allen schon drei Jahrzehnte in der Schublade haben soll,
kommt nicht an Geniestreiche wie eben „Vicky, Christina,
Barcelona“ heran – ist aber ein typischer Allen; und das ist
ein Urteil, das für andere Kinofilme ein Ritterschlag
wäre.