ESPERANZA SPALDING
RADIO MUSIC SOCIETY
CONCORD JAZZ / UNIVERSAL
Esperanza Spalding ist Bassistin, Sängerin und Komponistin,
gerade mal 28 Jahre alt, bereits im Besitz eines Grammys (beste
neue Künstlerin) und hat als blutjunges Talent zuhause in
Oregon bereits das Orchester des lokalen Kammermusikvereins
leiten dürfen. Und das nicht ohne Grund. Wer auch immer
momentan etwas zum Thema Jazz sagen will, muss ihren Namen auf
dem Zettel haben. Doch zurück nach Oregon. Esperanza studierte
Musik in Portland, ging nach Boston und spezialisierte sich auf
Kontrabass. Sie bekam ein Stipendium, was ihr Sessions mit
bekannten Jazzgrößen einbrachte, und wer Pat Metheny oder den
Bassgott Stanley Clarke im Portfolio hat, der ist eigentlich
bereits im Jazzhimmel angekommen. Logisch dass dann Montreux
und die Letterman-Show ihren hohen Status markierten. Die
Kombination ihrer wieselflinken Spieltechnik mit den
fröhlich-verspielten Vokalpassagen lässt sich auf der neuen
Scheibe besonders gut genießen, eine moderne Version des Jazz,
kompatibel nicht nur für Jazzclubs, die positiven Vibes und
verspielten Kombinationen ihrer Stimme und des Viersaiters
würden nicht einmal in einem Tagescafe mit Mainstream-Publikum
stören. Höhepunkt ihrer Alben war dann „Chamber Music Society“,
auf dem sie Streicher (Esperanza beherrscht auch Violine) mit
Jazz fusionierte und auch den besagten Grammy bekam. Mit „Radio
Music Society“ legt sie dem Vorgängeralbum nicht etwa eine
vermutliche kommerzielle Fortsetzung hinterher, sondern bricht
weiter Grenzen, wo es geht. Barjazz wechselt mit Big Band Songs
und verträumten Slow-Tracks. Q-Tip von A Tribe Call Quest kommt
vom Hip Hop und produzierte die Scheibe, die jedem Jazzneuling
einen super Einstieg in die hohe Schule des Jazz bringen
könnte. Nur durchhalten muss man genug Durchgänge als Laie.
P.S.: Den Grammy bekam sie übrigens damals gegen starke
Konkurrenz: Teenie-Idol Justin Bieber. Dessen Fans liefen
danach Sturm und protestierten gegen die vermeintlich
Unbekannte aus dem fremden Universum. Ob man von Bieber in zwei
Jahren aber noch sprechen wird, ist fraglich. Über Esperanza
sicher!
Ewald Funk