THE JOY FORMIDABLE
WOLF’S LAW
ATLANTIC / WARNER
Wer wissen will, wie man mit superfetter Rockmusik immer noch
überraschen kann, der sollte sich einmal diese Scheibe anhören.
Direkt an der Schnittstelle zwischen Rock und Pop angesiedelt,
überrascht das Waliser Trio mit einem Stadionrockbatzen, der
aber trotzdem noch anspruchsvoll daher kommt. Vor allem Ritzy
Bryan als Sängerin und Gitarristin drückt dem Sound einen
gehörigen Stempel auf. Sie klingt unschuldig wie eine Mischung
aus Debbie Harry von Blondie und Siân Evans von Kosheen, der
Sound der Band hat aber allen Ballast an Effekten und
Sounddetails den man im Studio nur zaubern kann. Schuld daran
ist einmal mehr Starproduzent Andy Wallace, der zwischen den
Foo Fighters, Nirvana, Kaiser Chiefs und Blink 182 schon alles
gemixt hat, was fett klingt. Die Songs haben Groove, und für
einen Zweitling einer Band erstaunlich viel Druck. Dieser
barocke Bombast ist aber dann wieder der Kitt, der den an
verschiedenen Orten aufgenommenen Songs eine gemeinsame Linie
gibt. Sogar exotische Titel wie der mit einem fernöstlichen
Intro beginnenden „Maw Maw Song“, der eigentlich aus drei Songs
besteht, wird durch den dick zugekleisterten Sound ein echtes
Erlebnis mit ein bisschen Led Zeppelin-Pathos. Eigentlich kann
man es auch kurz machen: The Joy Formidable haben ganz viel
einer Smashing Pumpkins Platte. Nur dass da kein Billy Corgan
quäkend im Soundteppich untergeht, sondern Ritzys Stimme behält
hier immer noch Oberwasser. Klangfetischisten und Fans
bombastischer Rocksounds plus Pumpkins-Symphatisanten sollten
auf jeden Fall einmal reinhören.
EF
8 VON 9 PUNKTEN
