KING AUTOMATIC, 25.01.2011, MUZ CLUB
NÜRNBERG
King Automatic. Das ist ein mittelmäßiger Drummer, ganz guter
Keyboarder, passabler Gitarrist und seine Stimme ist auch okay.
Der Clou: Er spielt alles gleichzeitig. Nein, nicht im Studio.
Live. On Stage. Simultan. Und dabei wird der Franzose weit mehr
als die Summe seiner Teile.
King Automatic ist ein echtes Erlebnis einerseits für solche, die auf außergewöhnliche Künstler und Bühnenkonzepte stehen, andererseits für Fans von handgemachtem Retro-Rock'n'Roll und trashigem Garagengroove mit Clash-Einflüssen. Hach, hat das Spaß gemacht, dem Mann zuzuschauen, wie er kurz zwei Takte am Keyboard einspielt, den Loop anstöpselt und dann total drauf abgeht. Die Snaredrum spielt er dabei übrigens mit dem Gitarrenhals. Weil man hat halt bloß zwei Hände. Und ein Gehirn. Sollte man gar nicht glauben, wenn man dem Tausendsassa so zuschaut. Viel eher denkt man, dass es schon komisch ist, wie der Mann eine so soulgetränkte Musiksorte so verkopft spielen kann und trotzdem noch Emotion transportiert. Wie geht das? Wie kann man sich bei der Konzentrationsleistung, drei Instrumente gleichzeitig zu spielen, dazu noch zu singen und rockstarmäßig cool dabei auszusehen, noch in die Musik einfühlen? Denn das, finde ich, merkt man einem Künstler immer an. Nicht nur beim Songwriting, sondern auch bei der Bühnenperformance offenbart sich wie viel Soul und Feingefühl da drinsteckt.
Philosophisch gedacht: Die Seele, wo das Musikgefühl sitzt,
und der Verstand, der das Ein-Mann-Orchester koordiniert
verschmelzen im Automatenkönig zu einem groovenden Organ. Seit
langem mal wieder ein Konzert wo es einem echt schwer fiel
danach heimzugehen. Ein bisschen kurz war's eh.
Jan Bratenstein