HAMWA WIDDER WAS GELERNT: FCN-VFB (29.09.2012), 0:2 ZUHAUSE IM FRANKENSTADION
Eigentlich dachte ich neulich an einen kleinen Schabernack,
als Kollege Hornauer nach dem Unentschieden gegen den BVB von
einer leidlichen "Heimschwäche" beim Glubb sprach. Nun, seine
Bemerkung sprach für seine langjährige Glubberfahrung, sie hat
sich leider bestätigt. Denn man kommt vielleicht als neuer Fan,
der sich dieses Jahr seine Dauerkarte nach stundenlangen Warten
in aller Herrgottsfrüh vor dem Glubbshop mühsam erstanden hat,
schon arg ins Grübeln, ob sich das gelohnt hat mit der
abgöttischen Liebe für den heimischen Fussballglubb. Auch wenn
es den Föddern auch nicht anders geht, die kriegen das nicht so
spektakulär hin, wie unser Depp, der der Glubb ist.
Eigentlich ist überall schon genug gesagt worden. Schade nur,
dass in Nürnberg jetzt keine AZ-Kästen (die einstig
hellseherischste Tageszeitung am Platz) mehr stehen, wo Montag
sicher "Club-Schock: Marcos Antonio schlechter als
Gurken-Nilsson - Hecking ratlos" gestanden wäre. Sie ruhe in
Frieden. Lieber FCN: stellt die entlassenen AZ-Kickjournies
doch ein um Euer Stadionheft etwas aufzumöbeln. Kosten sicher
nur einen zehntel Antonio im Jahr und dann kauf' ich
mir das Teil auch einmal, Geld habe ich ja vom Bierbudget
übrig, weil 3,90 investiere ich bekanntlich nicht mehr im
Frankenstadion.
Alles was es über das Spiel zu sagen gibt ist eigentlich
müßig. Von den Medien wird immer Verantwortung verlangt, dass
man über die Profis, die unter unglaublichen Druck stehen,
natürlich nicht zu hart urteilen darf. Fehler mache ja
schließlich jeder und ein Profifussballer steht ja auch nicht
am Steuerstand eines Atomkraftwerks wie dieser Honk damals in
Tschernobyl. Wenn ich aber wie Marcos Antonio das Spiel mit
einem Traumpaß eröffne, nur leider an den Stürmer der falschen
Mannschaft, dann kriege ich da als (unbezahlter) Spieler in
einer beliebigen Jugendmannschaft eine heftige
Schelln' vom Trainer, wie es Kollege Shultzie so
trefflich formulierte.
Wenn ich den Fehler gleich zweimal hintereinander mache, und
Spieler in einer Jugendmannschaft bin, dann bekomme ich gleich
zwei Schelln', und wenn ich frage warum, dann gleich
noch eine. Aber bei Fussballprofis gibt es ja nur das Mittel
der Auswechslung. Im Kader sollte genug Konkurrenzdenken
vorherrschen, weswegen man beim FCN vor der Saison auch von
einem "breiten" Kader sprach. Nur beim Thema Innenverteidigung
schossen zwei Protagonisten dermaßen viele Böcke, dass man fast
meinen sollte, die Spieler wären echt breit gewesen.
Und das darf bei einem hochbezahlten Bundesligaspieler einfach
nicht passieren. Ganz bitter war aber die Auswärtspleite in
Hangover, wo ein stocksaurer Trainer dann für das
Spätzleheimspiel "eine Antwort" der Mannschaft erwartete. Diese
Antwort fiel drei Tage später dermaßen katastrophal aus, dass
ich nur eine Erklärung für das Stuttgart-Heimspiel hatte: Die
Mannschaft hat gegen den Trainer gespielt. Kollege Shultzie
kommentierte das auf seine Art: "Wenn der Hecking nach
Stuttgart alles hingeworfen hätte und von sich aus gegangen
wäre, hätte ich das sogar verstehen können."
Shultzie: "was mich an unserem brasilianer am meisten genervt
hat war nicht mal, dass er gleich 2x so ne katastrophenrückgabe
gemacht hat, sondern viel schlimmer war, dass er jedes mal wie
versteinert stehengeblieben ist, anstatt dem gegenspieler
hinterher. mit so einer einstellung dürfte er wohl sein letztes
spiel gemacht haben. aber auch der rest, die haben zwar recht
gefällig gespielt, aber ein wirkliches aufbäumen gegen die
drohende niederlage war nie wirklich zu spüren, wenn man mal
von klose und cohen absieht. und sorry, aber 0:1 nach 24
sekunden, da sind dann noch mit nachspielzeit lockere 95
minuten zeit, das zu korrigieren..."
85. Minute, Block 5: Die Fans gehen scharenweise heim...
Aber Hecking, bitte bleibe, immerhin sagte Timm Klose, Du
hättest ihn neben seinen Mitspielern am meisten aufgebaut.
Jetzt heißt es halt, gestandenen Mannsbilder wieder Eier zu
implantieren. Insbesondere im nichtschweizer Teil der
Innenverteidung.
Hinterher ist man immer schlauer. Was wohl passiert wäre, wenn
ein grüner Junge wie Noah Korczowski (14 Nationalspiele von
U15-U17 für Deutschland) am Samstag die Chance seines Lebens
bekommen hätte? Er saß sicher als Backup für die
Innenverteidigung erstmalig auf der Bank, falls es eine
Noteinwechslung geben sollte. Es verlangt ja keiner eine
Wollscheid-Karriere von ihm, aber warum kommen junge Talente
zum Glubb? Hätten wir was verloren dabei, wenn er gekommen
wäre? Was wohl passiert wäre, wenn der oft im ausreichenden
Sicherheitsabstand patroullierende Pinola endlich seine fünf
gelben Karten für eine Sperre beieinander gehabt hätte, und
Platz für den hoffentlich noch im Kader stehenden Plattenhardt
gemacht hätte? Mir wäre ein Spiel aussetzen (und ich trage eine
Pino-Trikot) für den Gaucho lieber gewesen, denn - bei allem
Kampfesmut und gesunder Härte die er hat - seine Konter, die
meist in Verstolpern oder in Schüssen ins Wolkenkuckucksheim
enden, die kann ich langsam nicht mehr ab.
Schade auch, dass Kiyotake endlich ein Franke ist und sich
unserem vorhersehbaren, behäbigen Spiel angepasst hat.
Vielleicht schöpft er ja Mut, im Duracell-Cohen endlich einen
zweiten Wuseler gefunden zu haben, der nie aufgibt. Was wäre
passiert wenn Frantz' Paß zum Torschuß geglückt wäre
und der Torhunger im Saarländer wiedererwacht wäre? Von einem
Flügelspiel konnte man am Samstag nicht sprechen, den Job hatte
Klose einmal eindrucksvoll per Blitzkonter durch die Mitte
übernommen. Klose schoß sogar vorher noch ein Tor, was nicht
gegeben wurde, weil es zu schön war und die ganze Wut des
Siegeswillens demonstrierte, den allweil nicht die ganze
Mannschaft hat. Was nervt: Unsere Spieler machen ständig
Fehlpässe und lassen sich vor allem permanent die Bälle vom Fuß
klauen. Oh, was war das, Ibisevic? Seit wann dürfen sich Gegner
im Fussball infam von hinten anschleichen?
Ich finde ja Gebhardts Tänzchen beim Aufwärmen vor der
Nordkurve immer recht unterhaltsam, aber gegen den Ex-Verein
ist es einfach Pflicht, zu treffen und nicht für das aktuelle
Sportstudio zu trainieren. Remember Schieber. Didavi war auch
da, als genesender VFB'ler. Der hatte ja schon mal
groß verkündet, es sich durchaus vorstellen zu können in
Nürnberg... und ging dann zurück nach Bad Cannstadt oder wie
die Stadt am Neckar gleich wieder heißt, die in dieser Saison
noch kein Spiel gewann. Mit Ibisevic, Träsch und so... Am
Schluß der letzten Kolumne schrieb ich, dass gegen Stuttgart
alles drin sei, entweder wird nach dem Spiel Labbadia gefeuert
oder der Glubb ist mal wieder der gütige Samariter, der den
armen und grottig spielenden Vereinen unter die Arme greift.
Labbadia blieb im Amt.
Wir hoffen halt jetzt mal, dass wir am Samstag vom Samariter
zum Lazarus werden, und in Freiburg wiederauferstehend
zumindest einen Punkt erlangweilen, damit uns die Westvorstadt
im Unterhaus nicht noch überholt. Und in der Winterpause
unbedingt Hans Sarpei holen! Der Mannschaft drücken wir aber
aufrichtig die Daumen für eine Kurskorrektur. Wir brauchen
eigentlich keine neuen Spieler, das ist wie eine Ehe, gemeinsam
durch dick und dünn!
Ewald Funk