OFFENER BRIEF AN BASTI S. VOM
SHULTZIE
"Lieber Bastian Schweinsteiger,
vorab zuerst einmal ein dickes Sorry. Auch wenn Sie es nicht
glauben, aber auch der gemeine Clubfan verurteilt
Ellbogenchecks wie den von Timo Gebhart. Unser 10er war mit der
gelb-roten Karte noch gut bedient, ich selbst hätte dafür wohl
Rot gegeben.
Was mir jedoch extrem übel aufstößt, das sind Ihre
Sandkastenaussagen nach dem Spiel am Sky-Mikrofon. Und genau
diesen möchte ich mich in den nächsten Zeilen und Absätzen
einmal etwas genauer widmen.
„Die Nürnberger haben versucht, den Schiedsrichter zu
beeinflussen, zu provozieren.“
Ganz genau, Dieter Hecking hat 10 Feldspieler und einen
Torwart aufgeboten, die nichts anderes im Sinn hatten.
Vielleicht sollten Sie mal bei Ihrem Mitspieler Thomas Müller
nachfragen, der keinen Schiedsrichterpfiff ohne zu lamentieren
oder zu meckern hinnehmen kann. Übrigens der gleiche Spieler,
der auf Nachfrage unseres Torhüters und Kapitäns, warum sie bei
einer Verletzung unseres Innenverteidigers Pelle Nilsson den
Ball nicht ins Aus spielen, ob man denn auf diese Art und Weise
gewinnen wolle, frech mit „Ja!“ geantwortet hat.
„Es ist halt nicht so einfach, wenn Du immer einen Tritt
bekommst.“
Stimmt, da ist es wirklich nicht so einfach. Die Frage ist
wohl nur, wenn öfter getreten hat, wer mehr Fouls gegen sich
gepfiffen bekommen hat. Die Statistik von 15 begangenen Fouls
von Clubspielern gegen 26 Fouls von Bayernspielern spricht hier
leider eine komplett andere Sprache. Im Übrigen ist das keine
Statistik, die ich mir eben ausgedacht habe, das können Sie auf
der offiziellen Website der Bundesliga nachlesen:
http://www.bundesliga.de/de/liga/matches/2012/index.php?bmi=138261&reiter=a&tag=12.
Desweiteren sollten Sie sehr dankbar sein, dass der
Unparteiische Manuel Gräfe ihrem Spieler Anatoliy Tymoshchuk
sogar 3 Fouls innerhalb von nur 6 Minuten Mitte der 1. Halbzeit
hat durchgehen lassen, ohne einen gelben Karton aus seiner
Brusttasche zu ziehen.
„Aber Nürnberg kann ja nicht andes, gerade in einem
Derby.“
Jeder sollte eben das tun, was er kann. Der 1. FC Nürnberg
kann eben nicht mal so eben 40 Millionen Euro vom Festgeldkonto
holen und für den Transfer eines einzigen Spielers ausgeben. Da
hätten unsere früheren Verantwortlichen eine ganze Menge von
Ihrem Herrn Hoeneß lernen können, der in meinen Augen in Sachen
Finanzen den wahrscheinlich besten Job im ganzen
professionellen Sport macht, da lässt sich nicht darüber
diskutieren, das erkenne ich auch neidlos an. Was man jedoch
für Geld nicht kaufen kann, das sind Einsatz und Leidenschaft!
Eigenschaften, die einem Spieler wie Ihnen anscheinend mehr als
nur fremd sind. Darum möchte ich mich auch in aller Form dafür
entschuldigen, dass die Clubspieler Ihnen nicht den Gefallen
getan haben, nach dem 0:1 brav dabei zuzuschauen, wie Sie in
Schönspielerei weitere Treffer erzielen. Und entschuldigen Sie
bitte, wenn ich das so platt sage, aber eine Mannschaft, die
sich selbst als eines der europäischen Spitzenteams sehen mag,
die sollte ja wohl in der Lage sein, gegen einen (zu recht) ab
de 76. Minute dezimierten 1. FC Nürnberg sich überhaupt eine
Torchance herauszuspielen oder zu erarbeiten. Mit ist jedoch
keine zwingende Torchance in der Schlussphase
aufgefallen.
„So macht das keinen Spaß.“
Richtig, so macht das wirklich keinen Spaß. Solange
Greinmeicherla (für Oberaudorfer hier nachzulesen:
http://www.franken-wiki.de/index.php/Greinmeicherla) wie Sie
nicht zu Selbstkritik fähig sind, werden in wichtigen Spielen
weiterhin Leute wie Drogba oder Balotelli am Ende triumphieren.
Aber es ist ja auch bequemer, Fehler immer bei anderen zu
suchen als sich selbst einmal kritisch zu hinterfragen.
Gleiches gilt im übrigen auch für Ihren Torhüter, der
anscheinend der einzige Keeper in der Liga ist, der mit
flatternden Bällen umgehen muss. Seine mehr als unglückliche
Aktion, als er kurz nach dem Ausgleichstreffer völlig planlos
aus dem eigenen Strafraum herauseilte, ist nur leider weder mit
einem flatternden Spielgerät noch mit dem ach so schlechten
Rasen im Stadion Nürnberg zu erklären.
Und weil wir gerade beim Thema Selbstkritik sind: ist Ihnen
eigentlich entgangen, dass nach einem Zweikampf in der 58.
Minute Ihre Hand am Hals von Timo Gebhart war? Im übrigen wurde
eben diese Situation vom Schiedsrichter mit Gelb gegen beide
Beteiligten geahndet. Nur hat nach meinem Verständnis für
Fußball eine Hand am gegnerischen Hals nicht viel mit Fairplay
oder gar Fußball zu tun, dies ist ebenso eine Tätlichkeit wie
ein Ellbogen am Kiefer des Gegenspielers. Aber darüber
verlieren Sie ja auch kein Wort, wieso denn auch, ist ja viel
einfacher, wenn man das eigene Fehlverhalten und Unvermögen
verschweigt.
Sie fragen sich, wieso Ihr Standing außerhalb der Riege der
Bayernsympathisanten so niedrig ist? Wieso Sie in alles Stadien
der Liga von Pfiffen empfangen werden und nicht als
Sympathieträger gelten? Nun, dann sehen Sie sich doch einfach
nochmal in Ruhe die Aufzeichnung des Spiels vom vergangenen
Samstag, einschließlich Ihres Interviews nach dem Spiel an,
vielleicht geht ihnen dann noch mal ein rot-weisses Licht
auf...
Im übrigen war ich Samstag nicht im Stadion, weil ich
keinerlei Erwartungen an den Ausgang dieses Spiels hatte. Zu
deutlich war in den bisherigen Spielen der Saison das
spielerische Übergewicht des FC Bayern. Anbetracht dieser
Tatsache war meine Hoffnung, dass mein Club mit einer nicht
ganz so deutlichen Packung und einem blauen Auge aus diesem
Heimspiel kommt. Aber man sieht eben immer wieder, dass im
Fußball alles möglich ist, dass man mit dem Credo „Liebe,
Glaube, Leidenschaft“ – das steht übrigens im Kragen des
weinroten Trikots – eben doch manchmal etwas bewirken kann,
auch wenn der Gegner von der Papierform her übermächtig
erscheint.
Ob Sie solche Tugenden beim FC Bayern beherzigen ist mir
gelinde gesagt so egal wie das oft zitierte umfallende Fahrrad
in China! Aber wenn ich an die kommenden Aufgaben der deutschen
Nationalmannschaft denke, dann würde ich mich schon freuen,
wenn Ihnen Vokabeln wie Selbstkritik, Leidenschaft und
Kampfgeist nicht ganz ungeläufig wären. Dann müsste ich nicht
wieder jubelnden Italienern beim Feiern zusehen. Und dann
könnten Sie einen Freund von mir Lügen strafen, der zum
leidigen Thema „Führungsspieler“ folgenden Satz gesagt hat:
„Schweinsteiger? Der kann doch net amal im Fasching 'ne
Polonäse anführen...“
In diesem Sinne,
ein leidenschaftlicher und selbstkritischer Clubfan."
Shultzie
UND HIER DER BERICHT BERICHT VOM RASENDEN ROLAND
FOTOS DAZU AUF FACEBOOK, HIER BITTE KLICKEN
"IHR KÖNNT MICH TROTZDEM DERBYSIEGER
NENNEN!"
Schon Tage zuvor hatte ich mir gedacht, ach wäre das toll,
wenn ich all den Nichteinstecken- und Nichtverlieren-Könnern
nach dem Derby gegen die Nordösterreicher Bauern Lynchen
einfach ein lockeres "Ihr könnt mich jetzt bis mindestens
13.4.2013 Derbysieger nennen" zur Begrüßung einschenken
kann.
In der Vorbereitung wurde natürlich alles dafür getan. Das
bewährte T-Shirt "3 : 0 Ich war dabei! - 2.2.2007 - 1:0 Saenko
´13 - 2:0 Schroth ´71 - 3:0 Vittek ´86" angezogen. Darüber das
beim Vietnamesen in Tschechien günstig erstandene Vittek-Trikot
gezogen und den Hans Meyer Erfolgsschal umgelegt.
Beim Expertenstammtisch "Fehlpass" an der ersten
Verpflegungsstation nach der S-Bahn-Haltestelle Morlockstadion
war die Stimmung typisch fränkisch optimistisch. "Wir ham ka
Chance", "wenn mer bloß vier Dinger kriegen, könn mer zufrieden
sein", "schießen die blöden Bauern ein frühes Tor, kannst ham
gehen", war der durchgängige Tenor von rcn Cheffe Ewaldo,
seinen Schreiberknecht und seinen Stammhalter.
Lange konnten die Experten ihr Wissen nicht verbreiten,
verzögerten doch 600 Sicherheitskräfte den Einlass in das
Stadion. Laut Presse hatte die Rekordzahl an Sicherheitskräften
die Aufgabe durch penible Einlasskontrollen das Einschmuggeln
von Pyros durch österreichische Fans zu unterbinden.
Im Stadion war die Spannung und Vorfreude in der Nordkurve
spürbar. Eine schöne Choreographie, gewidmet Jenö Konrad,
ungarischer Trainer des Clubbs 1930 und 1932, von den Nazis
wegen seines jüdischen Glaubens schon vor 1933 (!) aus Nürnberg
vertrieben, schmückte unsere Nordkurve. Konrads legendären
Spruch "Der Club war der Erste - und muss der Erste werden!"
als großes Spruchbanner über die komplette Kurve, unzählige
rote und schwarze Fahnen, eine riesige Überziehfahne mit Konrad
als Motiv und Konfetti damit die doofen Bauern in der Südkurve
was zum Glotzen hatten. Es ist schon stark, was die Ultras mit
viel Aufwand choeromäßig immer wieder hinbekommen. Nur schade,
dass man dies in der Nordkurve selbst nicht so gut sieht. Dafür
gibt es ja dann die Fanmagazine mit den Fotos.
Derbymäßig war die Kurve sehr laut, mit passenden Liedgut und
Sprüchen. Treffend unser Leidmotiv, "Lieber 2. Liga, als ein
Bayernschwein". Abgelöst von "Tod und Hass dem FCB", "Manuel
Neuer, Sohn einer Hure" oder "Wir wollen keine Bayern
Schweine".
Zum Spiel, beide Trainer wechselten ziemlich die Startelf.
Unsere Erfolgsprise, das Wort Sturm verbietet sich von selbst,
führte Polter an. Leider war die Aufstellung noch nicht
verdaut, als unser Grauburgunder, der Pino, patzte und
Mandzukic nach nicht einmal drei Minuten sein 12.
Pflichtspieltor machte. Ich blieb trotzdem im Stadion und
stimmte beim "Ihr seid so laut, wir haben Angst" Richtung
Bauernfans mit ein. Erstaunlicherweise besserte sich Pino und
nach ca. 20 Minuten fing der Clubb an nach vorne zu spielen.
Nur einmal in der 35. min konterten die wandelnden Geldscheine
schnell und unser Heiner musste gegen Rafina sein ganzes Können
zeigen. Die Verletztungspause hatte unseren Kapitän sichtlich
gut getan, so hat er sich doch von seinen Stellvertreter
Patrick der Fänger Rakovsky den schnellen Abwurf abgeschaut. So
ging es nach ausgeglichenem Spiel mit 0:1 in die Pause.
Nach Halbzeit wie zu Spielbeginn brannten im Gästeblock wieder
einige Pyros. Soviel zum erfolgreichen Wirken der 600
Sicherheitskräfte bzw. es rächt sich halt, wenn man in den
Medien darüber faselt, keine Pyros der Bauern zulassen zu
wollen. Es gibt doch immer noch genügend Knaller, die solche
Berichte erst recht als Aufforderung verstehen.
Nach Anpfiff dauerte es 49 Sekunden bis die Nordkurve in
tosenden Jubel ausbrach. Der überragende Shooter Feulner zog
aus 30 Meter ab und Neuer setzte die Derbyauftritte von „Pannen
Oli“ Kahn und „We hate Ketchup“ Kraft fort und ließ den
haltbaren Ball durch. Neuer war der einzige unter den 50.000,
der den Ball für nicht haltbar hielt. Auf die entsprechende
Reporterfrage nach Spiel antwortete er, "wollen sie mich
verarschen". Schade, dass der Clubb nicht immer gegen solche
Torhüter spielen darf.
Es war das erste Auswärtsgegentor der Bauern, ein historischer
Clubbtreffer also mal wieder. Nach dem Ausgleich spielte nur
noch unser Clubb, doch die zum Teil fetten Chancen wurden
leider alle versemmelt. So nah am Siegtreffer und doch wurde es
noch spannend und es musste, im Nachhinein eigentlich
überflüssigerweise, gezittert werden.
Gebhardt flog in der 77. min mit Gelb-Rot vom Platz. Doch zehn
bärenstark und leidenschaftlich kämpfende Clubberer ließen
keine Bauernchance zu, begleitet von einer Kurve, die den 11.
Spieler mehr als ersetzte. "Bayern und der DfB, Bayern und der
DfB, Bayern und der DfB - Ihr Wichser!" wurde besonders
leidenschaftlich gebrüllt. Die Millionäris hätten wohl noch
drei Stunden spielen können ohne unseren „Heiner“ bezwingen zu
können.
Nach dem Schlusspfiff wurde trotz der Punktverluste gejubelt,
"Heiner" Schäfer klärte den arroganten Bauern Thomas Müller
über fränkische Sitten und unsere Gastfreundschaft auf.
Schließlich wurde alle Tore auswärtsfanfreundlich in der
Südkurve geschossen. Nach dem Ende und dem glücklichen 1:1
jammerten die Bauern um Schweinsteiger über die angeblich so
unfaire Spielweise unseres Clubbs. Laut Statistik foulte der
Clubb ganze 12 Mal, die Halmaspieler aus Österreich brachten es
dagegen nur auf 24 Fouls.
Nachdem unser Clubb mit dem starken Auftritt gegen die Bauern
genau richtig in den Derbymodus gewechselt ist, kann es nun in
einer Woche zu Tasmania Färdd gehen.
Roland Hornauer
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