SO WAR: VOLBEAT, FLOGGING MOLLY, AMORPHIS, SONNTAG,
03.09.2017, SCHWEINFURT-WILLY-SACHS-STADION
Dänemark rockte Unterfranken – und wie!
Doch bevor Michael Poulsen und Co. ihre Aufwartung machten,
überbrückten Amorphis und Flogging Molly die Wartezeit auf die
Superstars aus dem Norden. Wobei „überbrücken“ reichlich
untertrieben ist. Die finnischen Death-Metal-Herren
bekamen zum Vorglühen leider nur ein halbes Stündchen Zeit –
nutzten dieses aber für einen sympathischen, gut gelaunten
Auftritt. Obwohl bereits Anfang der 1990er Jahre formiert, ist
Amorphis immer noch eher einem kleinen Publikum bekannt –
völlig zu Unrecht.
Deutlich unruhiger wurden die Füße bei der aus Los Angeles
stammenden Folk-Punk Band Flogging Molly. Gefühlt gaben
sie innerhalb einer knappen dreiviertel Stunde Songs aus allen
Veröffentlichungen ihrer mittlerweile auch schon 20-jährigen
Bandgeschichte zum Besten. Dem Publikum gefiel der Mix aus
älteren, schnellen, punkigen Songs wie „What’s Left Of The
Flag“ oder „Drunken Lullabies“, etwas langsamere Nummern und
Tracks vom aktuellen Album.
Rund 20 000 Menschen hatten aber eigentlich nur eines im Sinn:
Volbeat sehen und vor allem hören! Und was soll man sagen? Die
Dänen hatten sowas von Bock auf diese Show und zelebrierten sie
entsprechend. Mit großem Getöse, reichlich Feuer und Motörheads
„Born To Raise Hell“ starteten sie fulminant in den Abend – das
war schon mal ne Ansage! Und mitnichten ein leeres Versprechen.
Denn auf dem Niveau ließen Volbeat es knapp zwei Stunden lang
krachen. Keine Verschnaufpause fürs feiernde und mitgrölende
Publikum, und auch nicht für die Akteure auf der Bühne. Die
Herren aus Kopenhagen mäanderten irgendwo zwischen bretthartem
Heavy Metal und klassischem Rock'n'Roll herum und ballerten
Pyrotechnik raus, dass es das Herz jedes Stadiongängers höher
schlagen ließ.
Besonders geil: Ein Laufsteg führte mitten ins Publikum und
endete in einer Art Boxring. Viel mehr Nähe zu den Fans geht
nicht – allen voran Michael Poulsen suchte diese Nähe immer
wieder intensiv. Und hatte sichtlich seinen Spaß daran. Den
dürfte auch der kleine Junge gehabt haben, der als erster
Crowdsurfer die Bühne erreichte und wie von Poulsen angekündigt
seine Zweit-Gitarre dafür geschenkt bekam. Coole Aktion!
Musikalisch hauten die Dänen einen Hit nach dem nächsten raus.
Warum? Weil sie´s können! „Lola Montez“, „Doc Holliday“, „Sad
Man’s Tongue“, „Fallen“, „Guitar Gangsters“ (mit Verstärkung
durch Esa Holopainen) oder „Goodbye forever" (mit
Gospel-Chor). Das Publikum feierte textsicher mit - vom
Langhaarassi mit Kutte über den Rockabilly mit pomadiger Tolle
und den Profifußballer bis hin zum Goretexjackenträger. So
fulminant der Gig begann, endete er schließlich auch: „Still
counting“ begann funkig, nach einem Böllerschuss wurde ein
letztes Mal brachialer Rock 'n' Roll draus. Darauf eine
Pommesgabel!
Text und Fotos: Claudia Wunder
Fotos: