Welche Macht hat die Presse? Kann sie ein skrupelloses
Regime bloßstellen? Das ist die zentrale Frage von Dennis
Gansels ("Die Welle") Politthriller "Die Vierte Macht". Unser
Mitarbeiter Roland Hindl hat sich den Film schon einmal
angeschaut. Ab Donnerstag, 8. März im Kino.
Boulevard-Journalist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) soll in
Moskau über die glitzernde Party- und Promiwelt berichten. Doch
bald schon bekommt er äußerst brutal zu spüren, wie weit es in
Russland mit der Pressefreiheit her ist. Für allzu kritische
Journalisten ist Russland ein tödliches Pflaster. Über 20 von
ihnen sind dort in den vergangenen zehn Jahren laut Reporter
ohne Grenzen getötet worden. Pünktlich zur umstrittenen
russischen Präsidentenwahl bringt Regisseur Dennis Gansel mit
„Die Vierte Macht“ einen bisweilen packenden Politthriller mit
einem spielfreudigen Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle ins
Kino.
Dabei sollte Jensen nur dem Boulevard-Magazin von Alexej
Onjegin (Rade Serbedzija), seinem Mentor und Freund seines
verstorbenen Vaters, zu neuem Glanz zu verhelfen. Ein einfacher
Job für das einstige Schreibertalent, das eine gescheiterte
Beziehung vergessen machen will. Von Berlin geht er
deshalb nach Moskau. Dort taucht er mit Fotograf Dima (Max
Riemelt) tief ins glitzernd-dekadente Nachtleben der Metropole
ein. Drogen, Geld, schöne Frauen – Jensen genießt die
oberflächliche Scheinwelt in vollen Zügen.
Bis vor seinen Augen ein führender Politjournalist auf offener
Straße erschossen wird. Um die geheimnisvolle
Journalistin Katja (Kasia Smutniak) zu beeindrucken, hebt
er einen Nachruf auf den Ermordeten ins Magazin – und rückt
sich damit selbst ins Visier eines skrupellosen Systems. Er
verliert Katja bei einem Anschlag auf die Moskauer U-Bahn und
gerät selbst unter Terrorverdacht. Jensen erlebt die Hölle
hinter russischen Gardinen und kommt nur dank Onjegins
Beziehungen frei. Statt nach Deutschland zu fliehen, taucht er
ab und versucht das Komplott aufzudecken, das bis auf höchste
Ebenen reicht und in dem es um noch mehr geht, als die Freiheit
der Presse.
Kinostart: 8. März 2012 (1h 55min)
Regie: Dennis Gansel
Länge: 116 Min
Mit: Moritz Bleibtreu, Rade Serbedzija, Kasia Smutniak
FSK ab 12 freigegeben
Verleiher: Universal Pictures Germany
Pünktlich zur Präsidentenwahl in Russland kommt „Die Vierte
Macht“ in die Kinos. Während sich Wladimir Putin, einst von
Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Stand eines
„lupenreinen Demokraten“ gehoben, auf umstrittene Art erneut
ins höchste Amt des Staates wählen lassen will, leben
Journalisten dort Jahre nach dem Zusammenfall des alten Regimes
immer noch ein gefährliches Leben. Kritische Zeitungen, Radio-
und Fernsehsender werden geschlossen oder verstaatlicht,
unliebsame Redakteure verlieren ihren Job, nicht wenige ihr
Leben. Reporter ohne Grenzen führt Russland in der Rangliste
der Pressefreiheit auf Platz 142 von 179 Ländern - hinter
Gambia.
Vor diesen Hintergrund platziert Drehbuchautor und Regisseur
Dennis Gansel („Die Welle“) seinen über weite Strecken
spannenden Politthriller. Seine Figuren verstrickt er in ein
komplexes Netz aus politischen Intrigen, Machtspielen und
Gewalt – und lässt dabei die eigentlichen Strippenzieher meist
im Verborgenen. Moritz Bleibtreu („Der Baader Meinhof Komplex“)
verleiht der Hauptrolle auf ihrer Wandlung vom unpolitischen
Lebemann zum Kämpfer für die Wahrheit die Tiefe, die dem Film
an mancher Stelle abgeht. „Die Vierte Macht“ ist ein
Politthriller mit hohem Anspruch – dem er oft, aber nicht immer
gerecht wird.
Roland Hindl