BRAINBANGERS BALL VOL. 2, 20.10.2012, NEPOMUK,
ALTENKUNSTADT
Ein Fest(ival) für alle Stoner Fans war der Brainbangers
Ball im Nepomuk in Altenkunstadt! Das mehr als ansehnliche Line
Up ist zum einen dem guten Musikgeschmack der Veranstalter von
Rock im Wald zu verdanken, zum anderen dem Brainbangers Ball
Vol. 2 Touraufgebot: Mit Brainpolice, Greenleaf und The
Graviators rockte sich im Oktober ein lauter und
energiegeladener nordischer Dreier seinen Weg durch
Europa.
Den Anfang am frühen Abend machte im Muk aber der
internationale Nachwuchs: Vor halb vollem Haus spielten sich
Mirror Queen aus New York hoch motiviert und technisch
beeindruckend die Finger wund. Die Jungs sind noch schnell auf
die Bandliste nachgerückt und haben ihre ganz eigene Mischnung
aus klassischem 70er Sound, Stoner Anleihen und harten Passagen
präsentiert. Die Bandbreite von episch bis trashig hat in
gewisser Weise einen prophetischen Ausblick auf den restlichen
Abend gegeben.
Im Anschluss hat mit Perlaine Oberfranken Flagge gezeigt. Die
Band um Sänger Ferdinando Reinl hieß früher Sunburn und spielt
jetzt mehr Southern als Stoner, Rock bleibt es allemal. Die
Bühnenansagen waren grenzwertig ausufernd, wurden bei jedem
daraufolgenden Song aber immer wieder gerne verziehen, Qualität
setzt sich eben durch. Dann war das Publikum mindestens warm
gerockt, wenn nicht sogar heiß und der Saal auch voll.
Greenleaf haben den Gitarrenball gefühlt so richtig eröffnet.
Immer wieder erstaunlich was sonst so zurückhaltende Schweden
auf der Bühne so reißen, von wegen starre Bühnenperformance.
Die Besetzung von Greenleaf kommt zum Großen Teil aus dem
Dunstkreis von Dozer, außerdem ist Truckfighters Sänger Oskar
„Ozo“ Cedermalm mit dabei. Beim letzten Greenleaf Song durfte
an dessen Seite dann auch schon Stonewall Noise Orchestra
Frontsau Singe mitmachen. Im weiteren Verlauf habe ich mich
immer wieder bei dem Gedanken erwischt, dass Singe und Ralf
Gyllenhammar von Mustasch eigentlich aus demselben Ei
geschlüpft sein könnten. In jedem Fall kann Singe nicht
besonders gut Mundharmonika spielen, macht es aber
konsequenterweise trotzdem und hat mit seiner Band eine sehr,
sehr dicke Show abgeliefert. Es fehlte weder an geschwellter
Brust, noch an Stimme oder am Bombast Sound.
Foto: Matthias Hecht
S.N.O. sind inzwischen praktisch die Haus- und Hofband im
Nepomuk, die klare Ansage war: „Lasst uns feiern!“ Das fällt
bei 2,30 Euro fürs Seidla übrigens nicht schwer. Zudem kennt
man sich, der ein oder andere Stammgast beim Mutterfestival
Stoned from the Underground war diesmal auch im Nepomuk an
zutreffen.
Beim brachialen Headliner Brainpolice aus Reykjavik sind dann
die vorletzten Kräfte mobilisiert worden. Lohnt sich bei dieser
Band aber allein schon für die Vorstellung: „We are Brainpolce,
we come from the land of ice and snow and fire“. Jens Ólafsson
hat wohl eine der blueslastigsten Röhren der Nothalbkugel und
ganz sicher den wahnsinnigsten Blick. Brainpolice haben
definitiv den Titel „Walze des Abends“ verdient, deshalb als
Anmerkung noch das: Diese Band bitte auch mal auf einer großen
Bühne anschauen. Ein wuchtiges Finale also, wäre da nicht noch
die Aftershow mit The Graviators gewesen.
Foto: Matthias Hecht
Schade, dass da der gemeine Fan schon alles gegeben hatte,
die Jungs sind prächtig und viel mehr als Doom mit ordentlich
Stoff dahinter. Den haben sich die Herrn zum Abschluss auf der
Bühne in Form von Whisky vorsichtshalber trotzdem einverleibt.
Zurecht, denn ist die Rede von viel versprechenden, rotzigen
Stonermetal Bastarden aus dem Norden, müssen The Graviators
gemeint sein. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.
Skål!
Anika Wiesbeck