17.12.2011, VIZEKUSEN - FCN: 0:3. NUR GETRÄUMT?
Samstag Nachmittag. Nach dem 0:2 für den Glubb dachte ich, ich wäre im falschen Film, nach dem 0:3 simste ich an Shultzie, dass der Schiri jetzt langsam was für Vizekusen tun müsste und nach dem Spiel fragte ich mich, ob das jetzt nur ein Traum war. Mitnichten, denn Vizekusen hatte nicht auf ganzer Linie einen schlechten Tag erwischt, die Glubberer waren einfach besser, konzentrierter, motivierter und schossen auch das Führungstor. Also diesmal lief endlich alles anders als die letzten Spieltage.
Das Unfassbare: Der Glubb schießt auswärts gegen eine
Spitzenmannschaft die Führung und gibt diese zäh und
kämpferisch nicht mehr aus der Hand. Und schon verlaufen Spiele
ganz anders als zuletzt gewohnt. Der Schiri pfeift fair, eine
Notelf zeigt ungewohnte Talente, jeder Feldspieler spielt wie
man das nach dem Motto auf seinem Trikot erwartet und die
Glücksgöttin muss nicht einmal über Gebühr belastet werden, um
von einem verdienten Sieg zu sprechen. Noch unfassbarer aber
ist ein Artikel, der bereits vormittags auf der Webseite der SZ
erschien, die ja bekanntlich hauptsächlich vom Nabel der
Bundesliga aus der Säbener Strasse hofberichtet:
www.sueddeutsche.de
Wer solche Artikel nicht nur lesen sondern auch deuten kann,
sollte den Absatz im Bezug auf die möglichen Käufe in der
Winterpause genau durchgehen, denn Bader gibt hier eine Liste
von Spielern an. Meine Vermutung: Das sind die, welche nicht
kommen werden, weil MB ja immer jemanden holt, den vorher
niemand auf der Rechnung hatte.
Spielten die Glubberer etwa die letzten Male gar nicht sondern
waren das nur verkleidete Aushilfen? Wollte sich Bayer schon
auf die zugelosten Barca konzentrieren? War die Pille defekt?
Hohn und Spott über die Pillendreher auszuschütten verbietet
sich nach dem Spiel: Die sind schließlich selber in der
fachlichen und finanziellen Lage, Trainer- und Spielerprobleme
zu lösen. Haben außerdem einen Sponsor der sich mit Chemie
auskennt und ab Sommer auch einen weiteren, guten
Innenverteidiger. Bei Standarts sah man auf dem Bildschirm oft
den beim Glubb früher gelobten Leih-Verteidiger Stefan Reinartz
im Kusen-Trikot an der Seitenlinie im Hintergrund beim
Warmlaufen. Ja, den hätten wir auf Rechts aktuell gut
gebrauchen können, nachdem sich wegen Chandlers Rot-Sperre
Ersatzmann Judt auch noch diese Woche verletzt hatte. Aber
Hecking schaute auf seine Spieler, dachte an den
Vidosic-al-Verteidiger-Fehler und setzte auf Erfahrung: Feulner
verteidigte überraschend und äußerst ordentlich auf Rechts und
fügte zu Judts sonstiger Leistung vor allem bravourös das
Segment Offensive dazu. Schade für den Oberfranken Feulner,
dass er gegen Tante Hertha zum Rückrundenauftakt seine
Gelbsperre absitzen muss. Auffallend: Es gab eigentlich an
keinem Nürnberger Spieler aus der Grundaufstellung etwas zu
meckern. Eigler probte schon mal den Ehrgeiz für das Derby
gegen Zirndorf-Nord mit einer Bananenvorlage auf Didavi und
füllte alle Spielfeldpositionen ausser Torwart und Schiri zäh
ackernd aus. Pekhard brachte mit einem Kopfball sogar
Jungkeeper Leno zur Verzweiflung, der ausgerechnet an diesem
Abend als neuer Stern am deutschen Torwarthimmel gehypt ins
aktuelle Sportstudio eingeladen wurde und dort auch ein bißchen
die drei Treffer vom Nachmittag erklären musste. Didavi haute
gleich am Anfang zur ersehnten Führung einfach drauf und
Hegeler wurde endlich mal wieder mit einem Tor entlohnt. Und
das gegen seinen Stammverein... Nicht zu vergessen Maskenmann
Maroh, der hinten mit Wollscheid routiniert rackerte, als hätte
er die ganze Vorrunde schon gespielt. An Plattenhard gefielen
einzig die Standarts, eine neue Spielerposition für ihn sollte
man sich noch überlegen. Und Cohen in der Startelf
funktionierte diesmal brav als defensiver Mittelfeld-Terrier
gegen seine eingeteilte Zielperson. Und dann noch Alt-Keeper
Schäfer, der die brisanteste Kusener Chance auf
Anschlusstreffer mit einer selbstlosen Gesichtsabwehr gegen
Derdiyok verhinderte. Stand auch sonst immer da, wo der Ball
gerade angesaust kam.
Fazit: Unverhofft kommt oft. Und die
Sticheleien der ganzen Fans anderer Vereine braucht man sich
zumindest bis Dienstag 19 Uhr erstmal nicht mehr anhören.
Hoffen wir, auch darüber hinaus.
STIMMEN ZUM SPIEL
FAZ: "In der Champions League will Leverkusen
Barcelona herausfordern. In der Bundesliga reicht es beim
enttäuschenden Hinrundenkehraus nicht einmal für
Nürnberg."
Bayer 04-Trainer Robin Dutt: "Es war ein
hochverdienter Sieg für den Club." ... "Heute ist es besser,
wenn man als Trainer mal ruhig ist."
Philipp Wollscheid: "Heute hat man gesehen,
dass wir eine Mannschaft sind, die in Liga eins gehört."
Jens Hegeler: "Es war heute ein günstiger
Spielverlauf, das frühe 1:0 hat uns geholfen."
Werkself-Fans im Stadion (Gesang): "Außer
Leno könnt ihr alle gehen."
Martin Bader vor Tagen zur Diskussion der
neuen Ruhe im Verein: "...die Zeiten sind vorbei beim 1. FC
Nürnberg, dass wir uns einen Trainer waidwund schießen
lassen."
Michael Ballack vor Monaten beim letzten
Aufeinandertreffen: "Der Club hat mit seiner rustikalen,
körperbetonten und aggressiven Spielweise über das Ziel
hinausgeschossen. Das hatte mit Fußball nichts zu tun."