"Für mich als Veranstalter ist es besonders schwer, wenn bei
Starkregen wie gestern, also Einflüsse für die ich nichts kann,
mir auch noch die Schuld in die Schuhe geschoben wird, wie
vielfach heute zu lesen war." Sagte Chef Volker Hirsch bei der
Pressekonferenz am Freitag Nachmittag. Am Vortag regnete es wie
aus Kübeln, so dass die anreisenden Autos mit Schleppern vom
asphaltierten Zufahrtsweg in die zum Camping vorgesehenen Äcker
gezogen werden mussten. Dadurch kam es zu einem Rückstau, der
bis tief in die Nacht anhielt. Freitag hatte man zum
Hauptanreisetag wieder alles gelöst und die Spiele konnten
beginnen. Hier die Bands im chronologischen
Schnelldurchlauf:
FREITAG, 13. AUG
DONOTS
Eh klar, Taubertal und Donots gehören zusammen wie
Schwarzwälder und Kirsch oder wie Stecker und Strom. Wenn sie
einstöpseln gibt es Party-Punk mit Publikumsbeteiligung und
töfte Zwischenansagen. Die Donots schafften es auch, als erste
Band auf der Hauptbühne maximal Leute aufs Feld zu locken, so
früh war noch nie so viel Volk auf dem Platz.
FRISKA VILJOR
Musikalisch eher krasser Kontrast zu Ibbenbüren, den Humor der
Donots hatten die Schweden aber bei behalten. Indiepop mit
infantilen Melodien, viele Zuschauer blieben trotzdem, also
Respekt für die mehrköpfige Band mit den zwei Chefs, die
letztes Jahr auf dem Weinturm Open Air im nahen Windsheim schon
brillierten.
LA BRASS BANDA
Viele sahen die Oberländler Blaskapelle aus dem Voralpenland
zum ersten Mal. Sieg auf der ganzen Linie kann man nur sagen.
Ihre nur von Schlagzeug und E-Bass unterstützte
Polka-Punk-Melange mit mundgeblasenen Techno und
Mithüpfgarantie zog selbst dem letzten Sturkopf die Lederhosn
aus. Zum Finale hin wird das Konzept dann aber etwas eintönig,
hier tun in Zukunft etwas griffigere Songs Not. Trotzdem DER
Liveaufsteiger dieser Saison. Spielen demnächst in
Würzburg!
MODERN ERROR
Spielten als Emergenza Band auf der hinteren Bühne. Flotter
moderner Alternative aus Australien mit Pop statt Heavyness.
Ausbaufähig, ihr Sänger sah aus wie Barry von den Futureheads.
In deren Songs und Power können die Australier aber schwimmen.
Nett.
BELA B.
Bela ist anders als Farin, und so ist ein Bela B.-Auftritt
auch nicht dieses fulminante Feuerwerk des Ärzte-Kollegen Farin
mit seinem Racing Team. Leider sind Belas Songs auch meist nur
halb so gut wie Farins, und so bleibt als Fazit trotz des
humorvollen Auftritts nur: Bela ist anders, aber besser als
Rod.
SKA-P
Das spanische Ska-Koglomerat hat sich 2008 wiedervereinigt und
besticht nach wie vor als kompromisslose Stimmungsturbine auf
jedem Festival. Sie haben viel Fans in der linken Szene und
singen gegen alles, was Sinn macht als Iberer: Stierkämpfe,
Korruption, Politiker oder das Ausbluten von Lateinamerika. Für
meinen Geschmack fehlen ihnen die wirklich guten Songs, aber
live ist das völlig Wurstwasser und so brillieren die acht
Spaßbolzen einfach durch ihre Hingabe und Rhythmus.
LIVINGSTON
Legten mit ihrem melodischen Alterna ihren wohl besten
Auftritt seit langem hin. Der Platz vor der hinteren Bühne war
proppenvoll und wenn die Band mit sichtlicher Entschlossenheit
die Bühne betritt weiß man, dass diese Band nicht zum blödeln
hier ist. Den Zulu-Song spielten sie diesmal gleich im vorderen
Drittel, hielten aber die Spannung bis zum Schluss. Sie wissen
genau, wie man einen Gig strukturiert und niemals Langeweile
aufkommen kann.
FETTES BROT
Die Pinneberger Geheimwaffe für deutschen Sprechgesang ist
eine Macht. Vielleicht nicht ganz der ganz große Headliner für
einen Freitag, aber die Partyknaller "Bettina" und "Emanuela"
sind einfach Endzeithits und werden ewig für Hüpforgien sorgen.
Vielleicht brauchen die Brote nur noch zwei Hits, dann sehen
sie den Auspuff der Szeneherren Fanta Vier schon.
BLOOD RED SHOES
Die Überraschung auf der hinteren Bühne. White Stripes einmal
anders herum: Frau an der Gitarre, Herr am Schlagzeug. Riffs,
Beats und fertig. Laura-Mary spielt meist eine tief gestimmte
Telecaster über zwei Verstärker, Steven knallhart seine Drums.
Das reicht, um diese Band so extraordinär anders klingen zu
lassen, dass man definitiv von einem Geheimtipp sprechen kann.
Neben Livingston und La Brass Banda Tabellenführer am Freitag
für den an Neuheiten interessierten
Musiksachverständigen.
Übrigens: .rcn präsentiert das Konzert der Blood Red Shoes am
30.11.2010 im Hirsch und verlost 5 x 2 Karten! (siehe
Verlosungsübersicht )
WETTER
Trotz Wolken kaum Regen und wenn dann nur kurzes Nieseln. Der
Platz war zwar nur mit wasserdichtem, festen Schuhwerk
begehbar, aber die hat man ja als Festivalbesucher eh
dabei.
Und morgen geht's weiter mit dem Samstagsprogramm im
Einzelcheck!

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
TAUBERTAL 2010: SO WAR DER FREITAG IN DER EINZELWERTUNG
Ausverkauft ist immer das schönste Kompliment für einen Veranstalter. 2010 ausverkauft zu sein ist entweder mit geschönten Zahlen zu erreichen oder man macht viele Dinge richtig. Im Taubertal macht man nicht nur vieles richtig, sondern vor allem jedes Jahr ein bißchen etwas besser. Und so war die Mautstelle in den letzten Jahren die letzte Lücke, die geschlossen wurde zur fast perfekten Organisation. Hier werden ankommende Autos schnell abgefertigt, damit es nicht wie in den Vorjahren zu einem Rückstau der Autos hoch in das historische Rothenburg kommt. Ab da beginnt Terra Incognita, besser gehts nicht.

Bela B. (Foto: Steffen Schwies)