SOUL / BRITMOD
PAUL WELLER
ON SUNSET
POLYDOR / UNIVERSAL
(VÖ: 03.07.2020)
Paul Weller ist so eine Art „Der Kaiser“ im modernen Art Pop.
Respektiert wie früher Beckenbauer im Fußball. Unantastbar und
auch über 60 noch relevant. Weder seine Band The Jam noch sein
sehr soulig-jazziges Projekt Style Council hat es in all den
Jahren kommerziell zu größerem Ruhm gebracht, aber in seinem
Hintern sitzen alle Musikkritiker dicht gedrängt und jeder Furz
von ihm erzeugt seismische Big Bang Ausschläge in jedem
Feuilleton. Ich mag ihn sehr, weil er einfach die Lichtgestalt
unter den respektierten Indierockmusikern ist. Der große Papa,
auf den alle hören. The Jam und ihr Mod Rock waren Ende der
70er Jahre die Keimzelle für den Britpop der 90er. „On Sunset“
ist Soul, ist Pop und ist vor allem sehr britisch und vom
Unterhaltungswert und Mitwippfaktor eher für die Bar als
Beschallung geeignet. Oder für Kunstausstellungen, Gin-Tastings
und überhaupt für alle Treffs, die irgendwie intellektuell
sind. Fast Gitarrenfrei, aber seine Stimme macht es! Damon
Albarn von Blur könnte sein unehelicher Sohn sein, und wer das
etwas verkopfte „Think Tank“ für die beste Blur Platte hält,
braucht auch dieses Album. Ebenso alle Oasis Fans, denn die
Gallaghers könnten rein Frisurentechnisch ebenfalls seine Söhne
sein. Wie geschaffen für Vinylfreunde, rein imagetechnisch kann
man es sich eigentlich als Liebhaber der etwas querköpfigen
Anti-Charts Musik nicht leisten, sie nicht zuhause stehen zu
haben. Der Beweis dafür, dass immer noch hochwertige, kreative
und anti-zeitgeistige Musik veröffentlicht wird. Sollte
grundsätzlich am stillen Spätabend gehört werden, damit die
vielen Details auch gut zur Geltung kommen.
EF
7 von 9 Punkten