TAKING WOODSTOCK
DVD/BLURAY, UNIVERSAL PICTURES HOME
ENTERTAINMENT
REGIE: ANG LEE, MIT: JEFFREY DEAN MORGAN, EMILE
HIRSCH
Die Musikfestivallegende Woodstock ist bekanntlicherweise
schon in allen möglichen Varianten verwurstet worden, sei es
nun als Dokumentarfilm, in Büchern oder durch diverse
historische Musikaufzeichnungen. Regisseur Ang Lee hat sich
nach seinem preisgekrönten Erfolg mit “Brokeback Mountain” von
schwulen Cowboys zu schwulen Hippies hin gewandt… Nein, war ein
Spaß, das Outing von Hauptdarsteller Dan ist nicht zentrales
Thema des Films, aber ein signifikanter Bestandteil des
Auflehnens der Hippiebewegung gegen die konservativ verkrustete
US-Gesellschaft in der Ära des Vietnamkrieges. Ganz wichtig:
Wer irgendwie ein Schauspielerdouble von Jimi Hendrix oder
Janis Joplin vermutet wird enttäuscht werden, denn außer
Hintergrundgeräuschen ist vom Festival und Musik den ganzen
Film über nichts zu sehen oder zu hören. Eigentlich ist der
Film zweigeteilt. Der erste Teil gehört den Menschen und ihre
wahre Geschichte, als Dan seine von der Pleite bedrohten Eltern
und ihrem Motel helfen möchte. Er erfährt als Gemeinderat
beiläufig, dass ein riesiges Musikfestival in einer
benachbarten Region nicht genehmigt wurde und bietet sein Kaff
kurz vor dem Ende der Welt geistesgegenwärtig als Ersatzfläche
an. Die erwarteten 60.000 Besucher sollen die Region sanieren
und er verkauft das der Bürgerversammlung als kleines
Kulturfest, um die Genehmigung zu bekommen. Statt dessen werden
über 400.000 kommen und noch einmal soviel anreisen, unterwegs
aber in den verstopften Zufahrtswegen stecken bleiben. Warum
aus der logistischen Katastrophe, als die Veranstalter das
Chaos nicht mehr aufhalten können und es als Gratiskonzert
umwidmete, doch noch eine nie da gewesene Demonstration von
Vernunft, Frieden, Liebe und leider auch Drogen wurde, zeigt
die zweite Hälfte. Selbst seine kauzigen Eltern werden zu
anderen Menschen in der gigantischen Massentherapie. Da steckt
viel damaliges Lebensgefühl drin in diesem old school-gemachten
Film ohne Tricks und mit liebevoller Ausstattung, und ein
bisschen Recherche vor dem Genuss des etwas andersartigen
Streifens bei Wikipedia tut vorher Not. Traurig nur, weil man
erkennt, wie sehr sich mittlerweile brutal moderne
Musikfestivals meilenweit von dieser damaligen Stimmung
entfernt haben.
Ewald Funk
6 von 9 Punkten

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
DVD FILM REZI: TAKING WOODSTOCK
Die Musikfestivallegende Woodstock ist bekanntlicherweise schon in allen möglichen Varianten verwurstet worden, sei es nun als Dokumentarfilm, in Büchern oder durch diverse historische Musikaufzeichnungen. Regisseur Ang Lee hat sich nach seinem preisgekrönten Erfolg mit “Brokeback Mountain” von schwulen Cowboys zu schwulen Hippies hin gewandt…
