CD REZI POP-ALTERNATIVE DOPPELRAHMSTUFE
THE KILLERS
WONDERFUL WONDERFUL
ISLAND / UNIVERSAL
Viel hilft viel. Wenn die Fleischbeilage etwas bescheiden
schmeckt, dann hauen wir einfach eine dominante Sahnesoße drauf
zum übertünchen. Sagte der Chefkoch. Beim neuen Killers-Album
ist die Creme Double einfach eine fette Produktion und
radiokonformes Songmaterial, das Songwriting ist meiner Meinung
nach eher mittelprächtig und so einen richtigen Singlehit
findet man nicht. Whatever... Die Killers kommen aus Las Vegas,
dort sind Glitzer und Glamour und schöne Schein schließlich
zuhause. Und das von Produzent Jacknife Lee aufwändig
aufgeblasene Album passt wie Arsch auf Eimer in die
Autostereoanlage, um mit dem offenen Amischlitten über die
Boulevards zwischen den Spielcasinos in Vegas zu cruisen. Mir
gefällt auch als Kind aus der Arbeiterklasse das Album
trotzdem, weil hier originelle Sounds mit sorgsam
ausgearbeiteten Songstrukturen kombiniert sind. Sowas kannte
man in den 80ern von Bands wie Duran Duran, die beiden
Vorabtracks „Run For Cover“ und „I’m The Man“ gaben ja schon
einen kleinen Vorgeschmack. Definitiv auch keine Platte für
Miesepeter oder Harmoniefeinde, hier ist einfach eine lebendige
und kraftvolle Blaupause ihrer Sturm- und Drangzeit mit viel
Feinschliff heraus gearbeitet worden. Genau richtig für das
singlefixierte Publikum der Digital Natives, die in ihrem
Streamingkosmos in Warp 3 von Glitzersternchen zu
Glitzersternchen eilen. Obenauf gibt es sogar noch etwas
untypische Songs. Jacklee Knife wurde den Killers übrigens von
Bono empfohlen, Mark Knopfler durfte Gitarrenparts beisteuern,
aber das nur fürs Portfolio. P.S.: Sänger Brandon Flowers holt
mit seiner charakteristischen Stimme natürlich die Kastanien
aus dem Feuer.
EF
5 von 9 Punkten