14.04.2010
INTERVIEW MIT KEEP OF KALESSIN-KOPF ARNT ALIAS OBSIDIAN CLAW
IN DER ROCKFABRIK LUDWIGSBURG, KLEINER SAAL
Keep of Kalessin sind eine in Deutschland meiner Meinung nach
noch viel zu wenig beachtete Band, obwohl sie bereits vor 15
Jahren ihre erste EP aufgenommen haben. Der Name führt auch
irgendwie in die Irre, an eine äußerst intelligente Mischung
aus brutalem norwegischem Black Metal, derb-aggressivem
Thrashgeballer und unglaublich schönen Harmonien aus dem Epic
Power Bereich denkt da kaum jemand. Opeth trifft Moonsorrow
trifft Mayhem trifft Rhapsody – aber immer unverwechselbar Keep
of Kalessin.
Der Klassiker: Ich habe Arnt, den Kopf von KoK, am anderen
Ende der Leitung. Er weiß nicht genau, wo ich in der Rofa
warte, ich weiß nicht, wo er Backstage zu finden ist und so
schleichen wir, die Telefone am Ohr, aufeinander zu.
rcn: Hey, schön, dass es geklappt hat! Erst mal
herzlichen Glückwunsch zu „Reptilian“, gefällt mir sehr
gut!
Obsidian: Ah danke, hast du´s schon gehört?
Klar! Habe die Scheibe ja zum bemustern. Ihr bringt
mit Reptilian nach Kolossus das zweite Album bei Nuclear Blast
raus. Ist Big Mama gut zu euch?
O ja, Blast ist super und tut viel für uns. Wir haben klein
angefangen, sind in der Mitte zu Nuclear Blast gekommen und
jetzt wollen wir ganz nach oben.
Gute Ausgangsposition, es vergeht schließlich kaum ein
Tag, an dem ich nicht lese, dass wieder eine viel versprechende
oder große Band bei Nuclear unterzeichnet hat. Ihr tourt im
Augenblick mit Gravdal und Gorgoroth. Überwiegt die Arbeit oder
Spaßfaktor?
Der Spaß überwiegt eindeutig. Die Mitglieder aller drei Bands
verstehen sich super und die Auftritte laufen echt sehr
gut.
Wie sieht das aus: Die beiden anderen Bands spielen
puren, rohen Black Metal. Wie nimmt euch das Publikum
an?
Wir haben die Tour in Belgien und den Niederladen gestartet.
Dort kamen die meisten Fans wegen uns. In Deutschland sieht das
leider etwas anders aus. Hier haben die Leute KoK offenbar noch
nicht verstanden. Dabei spielen wir oft härter und schneller
als reine Black Metal Bands das tun, erfüllen also genau die
Kriterien der Hörerschaft, nur müssen die Leute darauf auch
eingehen, dass wir sehr viel
facettenreicher sind.
(Anm. KV: Hm, die Ludwigsburger haben das auf jeden
Fall kapiert: Ein Hammererfolg für KoK und eine super Stimmung
nach dem Auftritt!)
Obsidian: Sag mal, willst du eigentlich gar nichts
aufnehmen?
Nee, ich hab zwar ein Gerät dabei aber das ist so alt
wie die Pyramiden, darum merke ich mir das Gespräch lieber
gleich.
Eine interessante Sache: Ihr habt das Halbfinale der
norwegischen Variante der Vorausscheidung für den „Eurovision
Song Contest“ gewonnen! Wie war das?
Es war wohl für alle ein kleiner Schock, aber keiner hatte
da Berührungsängste. Unsere Popularität ist in Norwegen
seit dem Zeitpunkt jedenfalls enorm gewachsen (es gibt auch
eine KoK Briefmarke! Anm. KV). Wir hatten in kürzester Zeit
zigtausend Votes vom Publikum. Die Teilnahme hat außerdem
großen Spaß gemacht und wir haben dabei viel gelernt.
Hat sich die Bevölkerung in Norwegen also mit den
Vorkommnissen der frühen 90er ausgesöhnt, in denen Black Metal
Musiker wegen diverser krimineller Aktivitäten Angst und
Schrecken verbreitet haben?
Wir haben nie zu den entsprechenden Kreisen gehört. Wir machen
gute Musik und werden auch so akzeptiert. Man soll auch nicht
ewig die alten Geschichten aufrühren.
Wie wahr… Euer neues Album ist erneut sehr episch
geworden. Was inspiriert dich?
Ich höre viel Power Metal (Obsidians Lieblingssänger ist
übrigens Kai Hansen von Gamma Ray, Anm. KV) und liebe
Fantasygeschichten. Sagen, Mythen, Filme, Literatur.
Aber haben nicht die Italiener diese Musik für sich
gepachtet? Immerhin singt ihr meistens über
Drachen!
Nun, Drachen kommen in der Mythologie jedes Landes vor und
sind äußerst wichtige Wesen.
Wäre die Welt denn besser, wenn auf der Erde welche
leben würden?
grinst: Das kann schon sein. Es würde aber wohl nicht gut
ausgehen, denn der Mensch duldet kein intelligentes Geschöpf
neben sich. Wie es eben immer ist…
Abschließend habe ich noch ein paar Vergleichsfragen gestellt.
Obsidian mag Bier lieber als Wein, Fleisch lieber als Gemüse,
zöge das Bike dem Auto vor, wenn er denn einen
Motorradführerschein hätte. Er mag CDs wegen der einfacheren
Bedienung und weiteren Verbreitung lieber als Vinyl, obwohl er
zugeben muss, dass auf einer LP das Cover viel besser zur
Geltung kommt. Und in den Ferien liegt er lieber faul in der
Sonne als auf Action und Kultur zu machen.
Kerstin Vielguth

NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
LANGVERSION HEFT 138: INTERVIEW KEEP OF KALESSIN
Anstelle des Telefoninterviews - Keep of Kalessin waren zu dem Zeitpunkt in Belgien und irgendwie unpässlich - mache ich mich auf den Weg nach Ludwigsburg. Neben dem Plausch mit KoK Sprachrohr Obsidian Claw nehme ich dabei gleich noch das Trio Infernale der nordischen Kombination, bestehend aus „GRAVDAL“, „KEEP OF KALESSIN“ und „GORGOROTH“ live mit.
