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GANZ NETT: DIE NEUE JOACHIM WITT, NICHT NETT: SEIN NEUES VIDEO

Alter Mann was nun? Die letzten Stücke von Joachim Witt nach der Spätzündersingle "Die Flut" waren nicht immer bahnbrechend. So auch die neue Scheibe. Im Video dazu allerdings wird klar Partei ergriffen: Bundeswehrsoldaten mit sichtbaren Hoheitszeichen vergewaltigen in einer Art Balkankriegsszene ein Frau und bringen deren Tochter um. Damit hat Herr Witt gerade eine riesige Diskussion losgetreten.
GANZ NETT: DIE NEUE JOACHIM WITT, NICHT NETT: SEIN NEUES VIDEO

Wir wissen nicht, was das Ziel des Videos war. Wollte Witt provozieren und pure Aufmerksamkeit auf seine sicher nicht prächtig laufende Platte lenken, also quasi Klicks auf youtube fischen oder findet sich das Motiv in den tiefen Gründen seiner Seele? Also wollte er künstlerisch tätig sein und einfach nur den hässlichen Krieg ankreiden? Schaut man sich das Video an, und das muss man um mitzureden, sieht man in erster Linie ein berechtigtes Anprangern. Krieg hat nur hässliche Seiten, im Krieg geschehen unmenschliche Taten und der Krieg an sich, ist völlig sinnlos. Nicht zuletzt nach dem Irakkonflikt tauchten Szenen auf, die amerikanische Soldaten zeigten, wie sie ihre Gefangenen mißhandelten und erniedrigten. Insofern sind selbst "gebildete" Menschen aus dem westlichen Kulturkreis vor solchen Schandtaten im Ernstfall nicht gefeiht. Vielleicht wollte Witt Verrohung zeigen? Moral und Menschenrechte werden 2012 immer zweitrangiger, das liest man jeden Tag in der Zeitung, wenn hierzulande schon wieder irgendwo eine Mutter ihr Baby umgebracht hat, statt vorher Verhütungsmittel benutzt zu haben.

Im Video wurde aber eindeutig eine Grenze überschritten, denn aktive Bundeswehrangehörige machen berechtigt Front gegen den Streifen. Man hätte ja die Abzeichen im Video unkenntlich machen können, und so pauschal die hässlichste Seite des Krieges anprangern können, ohne Flagge zu zeigen. Im Blog "Augen geradeaus", offen nicht nur für Bundeswehrangehörige, wird dazu Stellung genommen. Auch Spiegel und Stern äußern sich schon zum Thema. Letztendlich hat Witt und sein Videoregisseur Specter vielleicht die falsche Seite beschuldigt, statt uns allen den Spiegel vorzuhalten? Um eines klar zu machen: Wir wollen jetzt wirklich nicht Partei für die Bundeswehr ergreifen...

EF

Das Video selber findet Ihr hier, Eure Meinung dazu würde uns interessieren!

BLOG AUGEN GERADEAUS

Zum Schluss noch die Rezi zum neuen Witt Album "Dom" aus unserer letzten .rcn-Ausgabe.


MELANCHOLIE-POP-WAVE
JOACHIM WITT
DOM
COLUMBIA / SONY

Für manche ist Joachim Witt nicht mehr und nicht weniger als der Papa von Unheilig und Co., für andere ein alternder Musiker, der noch heute für seinen goldenen Reiter und die Flut, die er uns brachte, bekannt ist, aber ansonsten in den vergangenen Jahren nur noch quere, kontrovers aufgenommene und mäßige Platten produziert hat. Es darf bezweifelt werden, ob „Dom“ für Witt die erneute Wende zum Erfolg darstellt. Geboten wird melancholischer Pop ohne wirklichen Höhepunkt, bei welchem Witt mit seiner leicht zitternden rauen Stimme von seinen Backgroundmusikern problemlos an die Wand gesungen wird. Ganz nett, mehr nicht.  TA  

5 von 9 Punkten