Der Gladbacher Borussenpark wurde wohl für extrem Wetterverhältnisse gebaut. Beim letzten Mal im Februar 2010 wurde unserem Clubb, bei Minus 6 Grad, eisigen Wind und ständigen Schneetreiben, also gefühlten Minus 15 Grad, auf den Tribünen wurde Salz gegen das Eis gestreut, durch eine Schirifehlentscheidung das verdiente Unentschieden geklaut.
Jetzt war es extrem schwül, über 30 Grad und schon im
Busshuttle zum dieses Mal "Sauna"-Park ging das Schwitzen los.
Auffällig, nur wenige Gladbachfans trugen Trikots mit aktuellen
Spielernamen, in der Masse liefen Effenbergs, Polsters,
Andersons, Jansens etc. herum. Aus dem Shuttlebus wird man
gleich, dank Schröders Agenda 2010 und Hartz IV, wie inzwischen
in allen Stadien, von Pfandflaschensammlern empfangen. Und Fan
hat die Wahl, rechts das angenehm luftige Hockeystadion und
links der Saunapark. Ich folgte den Massen und landete gegen
14:00 Uhr in meinen dampfigen Block. Obwohl fast unter dem
Tribünendach, also ziemlich hoch, waren keinerlei
Luftbewegungen zu spüren. Etwas, was am nächsten Tag, bei
deutlich angenehmeren Temperaturen auch im Dortmunder Stadion
festzustellen war. Obwohl ebenfalls ganz oben gab es auch dort
keine Luftbewegung. Wie schön luftig ist da doch unser
"geliebtes" Frankenstadion. Man ist zwar weiter weg vom
Spielfeld, dafür hat man nicht ständig die Gerüche und
Ausdünste der Nachbarn in der Nase. Zurück zur Sauna, nicht zu
glauben, auf dem Rasen wurde schon gespielt. Am Niederrhein hat
sich die vor etlichen Jahren in Nürnberg ausgestorbene
Tradition gehalten, dass Jugendmannschaften ein Vorspiel machen
dürfen. Zur Tradition Borussia Mönchengladbach ist einige
Wochen Jünger als unser Clubb und kann in diesen Tagen den 110.
Geburtstag feiern. Dies war Anlass für die Borussennordkurve
eine schöne und für Gladbacherverhältnisse wohl einmalige, so
die Kommentare der Einheimischen, Choreografie zu Spielbeginn
zu zeigen, die übrigens gut vom Stadionsprecher angekündigt und
dirigiert wurde. Im Gegensatz zu Nürnberg wo die Ultras in der
Vergangenheit viele tolle Choreos ohne Sprecherhilfe
hingebracht hatten, man aber immer das Gefühl hatte, diese
werden von der Vereinsspitze nur toleriert bzw. hingenommen. In
Dortmund hatte die Südtribüne übrigens auch etwas zu Stande
gebracht. Mit zwei kleinen maximal 10 m langen Spruchbändern
wurde gegen das zu dieser Saison eingeführte Bezahlsystem im
Stadion mittels Plastikborussenkarte protestiert.
Zum Spiel, über 80 Minuten war der Clubb dominant, immer
wieder spielten Gündogan, Ekici, Hegeler und Simons mittels
schnellen Mittelfeldkombinationen die Borussen schwindelig. Die
Borussen selbst versuchten angesichts der Hitze jede Bewegung
zuviel zu vermeiden und unsere Anfangs wieder einmal unsicher
wirkende Innenverteidigung mit "Capitano" Wolf und Nilsson
stand damit doch sicher. Bei Juri Judt war immer wieder zu
spüren, dass er zu Offensivsolos im Stile Dickmeiers ansetzen
wollte, leider fehlte ihm dafür etwas die Schnelligkeit.
Defensiv ist er sicherlich stärker als sein Vorgänger und wohl
einer der Spielintelligentesten im Team. Er war der einzige,
der bei einer Spielunterbrechung wenige Schritte in das
Seitenaus lief und die nächste Trinkflasche nahm. Der Rest der
Mannschaft rannte zum Teil über den ganzen Platz zur
Auswechselbank um dort Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Nach
einigen vergebenen Anfangschancen des Clubbs flankte
schließlich Juri in der 15 min. toll aus vollem Lauf auf
Hegeler und wir führten verdient. Gladbach änderte seine
Spielweise nicht und ihr Sturm stand laufend im Abseits. Unser
neuer Galasek Simons machte toll die Räume im Mittelfeld dicht,
ist aber noch nicht komplett bei uns angekommen, unterliefen
ihm doch einige, gegen andere Gegner tödliche Fehler. So verlor
er in der 31. min. einen Zweikampf gegen Idrissou, der
anschließend Wolf alt bzw. grau aussehen ließ und zu diesem
Zeitpunkt ziemlich unverdienten Ausgleich einnetzte. Das
Gegentor zeigte, unser Clubb scheint 2010 deutlich weiter zu
sein, als in der Aufstiegsaison letztes Jahr. Alle Spieler
behielten die Ruhe, selbst nach der verletztungsbedingten
Auswechslung (was hatte er eigentlich, hat jemand darüber
berichtet?) des sehr guten Pino, er wurde gut durch Bieler
ersetzt, gab es keinen Bruch im Spiel. Das Mittelfeld ist mit
Ekici, Hegeler technisch wohl stärker besetzt. Nur der Sturm
ist nach wie vor Problemzone. Unser WM-Fahrer Albertchen fiel
nur durch die blondgefärbten Haare auf und Schieber schaffte
es, die tausendprozentige Chance zum Sieg nicht
reinzuschieben.
In den letzten 10 min., auch durch die Eingewechselten, raffte
sich Gladbach auf und drückte ziemlich stark. Zum Glück ohne
viele zwingende Chancen und dank des sicheren Schäfer und der
Abseitsregel blieb es beim insgesamt wohl gerechtem
Unentschieden. Mal schauen was die Saison so bringt, beim
letzten erfolgreichen Saisonauftakt, Sieg in Stuttgart, wurden
wir Pokalsieger, bei Unentschieden müsste nach aller Logik am
Ende ein Tabellenmittelfeldplatz stehen. Zurück zur Sauna, das
Stadionschwitzen wurde kaum zu glauben bei der 20. min.
Shuttlebusfahrt zum Bahnhof noch gesteigert.
Roland Hornauer