Mindestens drei Generationen Punkrocker bevölkerten die Tanzfläche im E-Werk, als Slime nach 16 Jahren Bühnenabstinenz die Gitarren auspacken. Trotz Schneesturm auf der Autobahn und Zügen, die in Schneewehen stecken bleiben, ist der Saal voll mit Slime-Fans aus ganz Nordbayern. Manche erkennbar gealtert mit ausgewaschenen T-Shirts und Wohlstandsbäuchlein, manche blutjung und gerade eben am Merchandise-Stand mit T-Shirt oder Kapuzenpulli ausgerüstet.
Stern und Schriftzug haben sich in allen den Jahren nicht
verändert - genauso wie die Band. Slime sind und bleiben die
bekannteste Punkband Deutschlands. Gassenhauer wie „Deutschland
muss sterben“, „Bullenschweine“, „Polizei SA/SS“ oder „Linke
Spießer“ sind unerreicht. Die Euphorie im Publikum ist vom
ersten Akkord an groß und das, obwohl die Hamburger seit
geschlagenen 17 Jahren keinen einzigen neuen Song
veröffentlicht haben. Man spürt den eisernen Willen, die alten
Zeiten wieder hochleben zu lassen. Jede einzelne Strophe wird
mitgesungen, kräftig gerempelt und die Finger in die Höhe
gestreckt. Fast zwei Stunden lang bieten Slime einen D-Zug in
die Achtziger, als Dosenbier noch die offizielle Währung in den
Jugendzentren war und der Krieg zwischen Poppern und Punkern
tobte. Es hagelt Klassiker wie „A.C.A.B.“, „Gewinnen werden
immer wir“, „Legal, Illegal, Scheißegal“ oder „Störtebecker“.
Und das alles ohne die lästigen Piepser der Zensur, die die
Original-Pressungen der Band schon seit Jahren zu gesuchten
Sammlerstücken gemacht haben. Ein schöner Abend mit alten
Freunden, viel Bier und unzähligen schönen Erinnerungen.
Wolfram Hanke