Es sollte ein Spektakel werden in der bundesligalosen Zeit,
im postweltmeisterschaftlichen Trauma, ein paar Wochen nach dem
wochenlangen Dauerglotz: unser aller Club legt in der
Vorbereitung auf die neue Spielzeit einen blitzsauberen
Freundschaftskick gegen den griechischen Erstligisten PAOK
Thessaloniki hin. Und diese Griechen sind nicht irgendwer: PAOK
Thessaloniki ist amtierender Vize-Meister der Super-League und
spielt in der Champions League-Qualifikation gegen Ajax
AAmsterdam.
Also gut, Tickets im Vorverkauf gelöst, Familie eingepackt und
pünktlich im Willy-Sachs-Stadion eingelaufen. Immerhin stehen
bei PAOK Saloniki Nationaltorwart Konstantinos Chalkias sowie
der eine oder andere WM-Teilnehmer auf dem Platz. Empfangen
werden wir von einer lautstarken Gruppe griechischer Fans, die
mit Bussen aus Berlin, Stuttgart und Nürnberg angereist sind
und durch hartnäckige Unflätigkeiten bestechen. Der Kick vor
3250 Zuschauern hat die Spannung einer Folge der ZDF-Serie SOKO
5113. Die Griechen haben ein zweiwöchiges Trainingslager im
benachbarten Bad Brückenau in den Knochen und auch die
Nürnberger wirken alles andere als frisch. Nach 40 Minuten
trifft Neuzugang Philipp Wollscheid per Kopf für die Franken.
Ein echtes Aufbäumen ist danach nicht festzustellen. Erst als
der eingewechselte Club-Ersatzkeeper Alexander Stephan bei
einem Abschlag patzt und einen griechischen Angreifer
anschießt, kann PAOK Thessaloniki durch Athonasios Papazoglou
ausgleichen. Typisch Club: natürlich in der Schlussminute.
Wolle Wollrahm mit seinen Bälgern, die leider immer die
falschen Trikots
tragen.
Trotz Remis haben sich die gefühlten 500 griechischen
Sportheim-Wirte aus Franken gefreut, dass mal ein Verein aus
ihrer Heimat in ihrer Wahlheimat spielt. Das letzte Spiel in
Schweinfurt mit griechischer Beteiligung ist 40 Jahre her.
Dabei trafen der FC Schweinfurt 05 und PAOK Saloniki im
Endspiel um ein A-Jugend-Turnier aufeinander. Damals versuchten
3.500 griechische Fans nach einer strittigen
Elfmeter-Entscheidung auf den Schiri einzuprügeln. Der flehte
die Schweinfurter Spieler an: "Bleibt auf dem Platz - die
Griechen schlagen mich sonst tot!" Saloniki gewann damals mit 3
zu 2. Na dann, Jamas!
Wolfram Hanke