AMORPHIS, VORBAND THE MAN-EATING TREE, LEPROUS,
4.1.2012, NÜRNBERG, HIRSCH
Mit im Gepäck: Die ebenfalls aus Finnland stammenden The
Man-Eating Tree sowie die norwegischen Prog-Metaller Leprous
als Support. The Man-Eating Tree begannen ihren Auftritt
allerdings leider schon deutlich zu früh, so dass zum
offiziellen Beginn um 20 Uhr bereits die Umbauten für Leprous
in vollem Gange waren. Schade darum.
Glücklicherweise konnten Leprous über die erste Enttäuschung
aber recht schnell hinwegtrösten. Das norwegische Quintett
eröffnete einen vogelwilden Stilparcours zwischen düsterem
Prog-Metal und Avantgarde, den Frontmann Einar Solberg mit
einer beeindruckenden stimmlichen Bandbreite untermalte. Die
Jungs sollte man definitiv im Auge behalten. Zwar waren die
Reaktionen des Publikums anfangs noch etwas verhalten, doch
dürfte das wohl eher dem relativ geringen Bekanntheitsgrad des
Norwegerfünfers geschuldet sein. Qualitativ gab es jedenfalls
nichts zu mäkeln und Leprous erwiesen sich als perfekte
Einstimmung auf Amorphis.
Foto: Jochen Albrecht
Spätestens als die Finnen rund um Frontmann Tomi Joutsen
dann schließlich die Bühne betraten, war der ohnehin
rappelvolle Hirsch auf Saunabetriebstemperatur und auch die
Stimmung begann langsam zu köcheln. Amorphis trugen ihren Teil
dazu bei, das Publikum bei Laune zu halten, und präsentierten
eine ausgewogene Mischung aus neuen Songs und großen Klassikern
aus der mittlerweile mehr als zwanzigjährigen Bandgeschichte.
Joutsen verzichtete auf allzu ausladende Zwischenansagen, fegte
stattdessen die Bühnenbretter mit seinen Dreadlocks und
trällerte bis grunzte zwischendurch tonsicher in sein
Science-Fiction-Mikrofon, das irgendwie an einen futuristischen
Haartrockner erinnerte. Möglicherweise war es tatsächlich einer
- das würde zumindest erklären, warum der Gesang stellenweise
etwas zu leise abgemischt war. Die Fans jedenfalls störten sich
an den geringfügigen Soundmängeln nicht und wer in den vorderen
Reihen noch Platz zum Bewegen hatte, nutzte ihn auch. Drei
Zugaben gab’s am Ende obendrauf, unter anderem den
Amorphis-Evergreen „House Of Sleep“, bei dem das Publikum die
Finnen gesanglich lauthals unterstützte. Kurz nach elf war der
Spaß dann leider zu Ende, doch entließen die Nordlichter ihre
Fangemeinde durchaus zufrieden in die Nacht. Fazit: Trotz ganz
kleiner Mängel im Sound und des verfrühten Konzertbeginns, der
große Teile der Zuschauer um den Auftritt von The Man-Eating
Tree brachte, insgesamt ein großartiger Abend mit zwei gut
aufgelegten Bands. Und vielleicht hat’s den Finnen in der
Frankenmetropole ja so gut gefallen, dass sie sich künftig
etwas häufiger blicken lassen. Zu hoffen wär’s.
Jochen Albrecht