JAZZ
PAT METHENY
FROM THIS PLACE
NONESUCH / WARNER
(VÖ: 21.02.2020)
Über moderne Jazzgitarre zu philosophieren, ohne Pat Metheny
unerwähnt zu lassen, geht nicht. Nach sechs Jahren Wartezeit,
bedingt durch ständiges Touren solo oder mit der Pat Metheny
Group, kommt nun endlich ein neues Album heraus. Je nachdem,
wie experimentell ein neuer Langspieler von ihm ausgelegt ist,
fordert es dem Zuhörer entweder Nervenstärke, Fachkompetenz
oder einfach Neugierde an seinem Spiel ab. Ich darf beruhigen,
Metheny hat über 70 Minuten spannenden Modern Jazz ohne
Gitarrendominanz, dafür aber mit vielen Enstpannungsmomenten
und filmmusikreifen Arrangements eingespielt. Mit dabei:
langjährige Bühnenmusiker der letzten Jahre, Pianist Gwilym
Simcock, Bassistin Linda May Han Oh und sein Stammdrummer
Antonio Sanchez. Der über zehnminütige Opener „America
Undefinied“ zusammen mit dem Hollywood Studio Symphony
Orchestra unter der Leitung von Joel McNeely legt nicht nur
einen filmreife Einstieg in die Scheibe vor und sorgt für
Kopfkino, sondern dient auch als Statement, wie zerrissen die
US-gesellschaft dieser Tage ist. Das Album soll Entspannung
bringen und ablenken. Ich bin sehr angetan von der
Eingängigkeit und die kleinen Soundspielereien vor allem mit
Synthesizern, da ich Ambientmusik sehr schätze, ist das seit
langem wieder mal eine Einspielung, die ich privat jederzeit
Abends zuhause auflegen würde, um vom Alltag herunter zu
kommen. Seine 20 Grammys hat er nicht ohne Grund bekommen, als
Innovator mit teilweise abgepfiffenen Ideen und musikalischen
Neuentwicklungen („Orchestrion“), eigener Siganture Gitarre von
Ibanez oder der 42-saitigen und vierhalsigen Pikasso-Gitarre,
welche speziell für ihn angefertigt wurde. Rick Nielsen wäre
neidisch geworden. Fazit: Schon jetzt wohl aufgrund der breiten
Arrangements und der entspannenden Grundstimmung eine der
wichtigsten Jazzveröffentlichungen 2020.
EF
6 von 9 Punkten