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KELLERKOMMANDO, WÜRZBURG, CAFÉ CAIRO
07.12.2012
Zum Aufwärmen spielt Rafiki, eine fünfköpfige Skapunk-Band aus
Ostheim. Die fünf Jungs spielen Bass, Gitarre, Schlagzeug,
Posaune und Trompete und wirken ein bisschen wie Mad Caddies
aus der Rhön. Rafiki sind nette Jungs in gebügelten Hemden,
null tätowiert und wirken irgendwie ein bisschen wie
aufgeweckte Nachbarsbuben. Bassist und Sänger Lorenz Hüttner
versucht das Publikum ständig zu animieren. Er lässt Walls Of
Love bauen, motiviert zum Mitsingen und fragt ständig, wer Lust
auf Blödsinn hat. Wer Gefallen an Farin Urlaub Racing Team oder
der italienischen Ska-Band Talco findet, der ist hier gut
aufgehoben!
Das Kellerkommando aus Bamberg verlangt seinen Hörern
größtmögliche Offenheit ab. Die siebenköpfige Band kombiniert
Volksmusik und Rap. In der Musikgeschichte wurden schon alle
mögliche Stilrichtungen miteinander verwurstet: Deep Purple
kreuzten Hardrock und Klassik, Metallica und Lou Reed
versuchten sich an Metal mit Poesie und Dropkick Murphys lassen
Punkrock und irische Folklore gemeinsam erklingen.
Kellerkommando haben die historischen Stimmungshits von den
Bamberger Kellern (so nennt man dort Biergärten) entstaubt und
mit pumpenden Bässen in einen Topf geworfen.
Typisches Kleidungsstück ist für Band also die Basecap mit
Gamsbart - wie bei Trompeter Stefan Schalanda. Ein Hauch von La
Brass Banda fegt durch den Raum, als das Kellerkommando
loslegt. Aber während La Brass Banda Balkan-Rhythmen so schnell
spielen, dass sie zu Alpen-Techno mutieren, holen die Bamberger
Crossover-Kings das Flair des Berliner Gangster-Rap in die
Sandstraße. Rapper Ali As übersetzt simultan die uralten
Stammtischschüttelreime im Bamberger Dialekt in aktuelle
Jugendsprache und wirkt dabei wie eine Kombination aus Sido und
Sascha Baron Cohen alias Ali G.
Schon nach kurzer Zeit kocht der Saal. Die üblichen Spielchen
mit dem Publikum funktionieren auch beim Kellerkommando: Alle
setzen sich hin, alle klatschen brav mit, es gibt sogar
Stagediver. Akkordeonist und Sänger Dada Windschi - im
wirklichen Leben als David Saam Volksmusik-Moderator bei Bayern
1 und Initiator des subversiven Antistadls im Bamberger Morph
Club - erzählt zwischen den Songs derbe Geschichten von seiner
Großmutter oder diversen Ex-Freundinnen.
Höhepunkt ist der letzte Song "Mein Nachbar, die alte
Nazi-Sau!" Über eineinhalb Stunden fegen die sieben Bamberger
im Bürgerwehr- bzw. Bergsteiger-Outfit über die Bühne. Dann ist
Schluss. Kellerkommando gehen, wie sie gekommen sind: als
Marching-Band mitten durchs Publikum. Aber Vorsicht: Live sind
Kellerkommando großartig, die bei Four Music erschienene EP
"Mondscheinbrüder" klingt wie Ballermann-Hits mit ein bisschen
Rap – ganz furchtbar! 2013 soll ein ganzes Album erscheinen,
das wird hoffentlich besser!
Wolfram Hanke