"So, dann holen wir uns mal wieder die nächste Bretschen ab" sagte ich beim Abschied von zuhause vor dem Spiel. Dass wir heute nicht punkten, war eh klar, aber ein Pünktchen auf unserer Seite hätte dem Spiel dann doch gut getan. Und wäre auch nicht unverdient gewesen. Über nicht gegebene Tore und Bauerndusel beim Schiri durfte man sich ebenfalls diesmal nicht groß beklagen, und so lag es am armen Dominic Maroh, der für den Gegner eine kluge Vorlage auflegte, die dann zum einzigen Tor des Spieles führte.
Oder sollte man sagen: Jämmerlich, dass es die Weltstars nur zu einem 0:1 im nordbayerischen Outback schafften?
31.03.2012, FRANKENSTADION; GLUBB VS. BAUERN: 0:1. DERBYSCHANDE 2?
Die grandiose Choreo in der Nordkurve war mal wieder etwas für das Kabinett, auch wenn uns dadurch auf unserem Platz im Block wie gegen die Teebeutel die üblichen ersten Zitterminuten unserer Kicker erspart blieben. Weil wir schlichtweg hinter dem unsrigen Banner in der Kurve nichts sahen. Die Bauernfans hatten keins. Wurde angeblich geklaut. Weswegen dann auch ein Sondereinsatzkommando aus München von Amts wegen nach Nürnberg zu einer Ultra-Gruppierung geschickt wurde. Dort wurde dann Einsicht in einen Tresor genommen, das Corpus Delicti aber nicht gefunden. So einen Aufwand möchte ich mal bei diversen Steuersündern sehen, wo es um unser allernötigstes Steuergeld geht. Aber ich schweife ab.
Konzentration vor dem Spiel in der Nordkurve. Instruktionen aus Zuschauersicht. Das Bierflaschendisplay hinter dem Tor als Zielhilfe finden wir gut. Bei Cohen hätte es fast genützt.
Am meisten in Erinnerung war mir das ständige Verschleppen des Spiels. Ob es da auch schon Statistiken gibt, wie lange der Ball nicht rollt, die Spielzeit dabei aber schon? Dass in einem Bauernspiel viel für die üblichen Diskussionen der Stars mit dem Schiri drauf geht, ist man ja gewohnt. Eigentlich spielen die Münchener ja oft kaum, sondern legen eine gemütliche aber dauerhafte Talkrunde mit dem Referee ein.
Zeitklau 2. Dazu kommt dann immer noch unser trotzdem sehr geschätzter Keeper Rapha, der sich immer gerne vor dem Abschlag ausführlich Zeit nimmt, nachdem er durch Adlerblick und Schulterzucken auch dem letzten Blinden auf den Rängen signalisiert, es wäre ja keiner frei. Dann, nachdem sich auch die Gegner wieder alle sorgsam in Grundstellung befinden, haut er den Ball dann nach vorne. Zum Gegenspieler. Manchmal ist dann auch Pekhart da. Trotzdem hat Rapha an diesem Derby einige Tausendprozenter toll pariert. Und der Abschlag von Neuer... Huuui!
Ein weiterer Zeitschinder: Das Ping-Pong Geschiebe unserer
Innenverteidiger, andernorts als Spieleröffnung bezeichnet. Wir
in Nürnberg haben etwas neues erfunden. Die Spielsperrung durch
Querpässe. Hübscht immerhin die Statistik auf, plupps, und
schon haben wir 30 % mehr Ballkontakte und 20 % mehr
"angekommene Pässe". Nur durch Geschiebe.
Auf jeden Fall sah der Glubb gegen die B-Elf des FC Hollywood
letztendlich gar nicht mal schlecht aus. Sofern man den
Nürnberger Rumpelfussball, eine Mixtur aus Befreiungsschlägen,
Fehlpässen und saumäßiger Spieleröffnung in Kombination mit
uninspiriertem Aufbauspiel als bundesligawürdig bezeichnen
kann. Andere Mannschaften können das aber auch nicht
besser.
Den Unterschied machte Javier Pinola, der jegliche böse
Schlagzeilen über Altersschwäche, Heimweh oder Wechselgerüchte
an diesem Nachmittag vom Tisch fegte und in der Regel mit den
Ball in nur zehn Sekunden am gegnerischen Strafraum war. Da
braucht der brave Soldat Hlusek schon mal etwas länger
dafür.
Wollscheid hatte bereits früh die Führung auf dem Kopf und
auch das Schlußwort. Beides daneben. Wie er selbst sagte: Immer
die selbe Scheisse. Das gegnerische Tor ist seit einem Monat
für den Glubb wie vernagelt. Nicht einmal einem formschwachen
Söldner Neuer glückte die Einladung für Wolle in der
Nachspielzeit.
Was im Kopf blieb, war das traumhafte Esswein-Dribbling von
Robert Mak an der Grundlinie, der Knaller von Kampfzwerg Cohen
und Pinola, der diesen glatzköpfigen Wohnwagenschieber, dessen
Name mir gerade nicht einfällt, oft unter Szenenapplaus
düpierte.
Oft lullte das Spiel wieder ein, aber als es langsam Zeit für
die Führung wurde, wechselte Osram dann Scarface und Pinky ein.
Trotzdem machte das Ei dann der oben besagte Kasroller. Die
wievielte Niederlage in Folge nervt einfach. Wie auch in
Stuttgart war einfach mehr drin. Und das nächste Spiel gegen
Freiburg... lassen wir es. Ich traue der Mannschaft noch einige
überraschende Wut-Halbzeiten zu, bei denen der Ball auch mal im
Netz landen sollte. Wir sind immer noch besser als
Kaiserslautern! Auf jeden Fall ist die sportliche Leitung
ruhig, und im Umfeld rumort es kaum. Bei anderen Vereinen geht
es da gerade zu wie früher bei Dreharbeiten mit Klaus Kinski
und Werner Herzog.
EINTRÄGE INS KLASSENBUCH
Adam Hlusek: Ich persönlich schätze seine
solide Ballsicherung und die Standarts, die jemand anderer in
der Mannschaft bitte erstmal so exakt schießen soll. Offensiv
gefällt er mir neuerdings aber viel mehr. Wurde damit auch Zeit
für einen Kreuzbandriss, nachdem er seinen Platz gefunden
hatte. :-( Freut einige Kritiker, mich nicht. Gute Besserung!
(Riss des Innenmeniskus und vorderen Kreuzbands)
Javier Pinola: Die Pino-Rufe im vorletzten
Spiel waren berechtigt, als er immer noch auf der Bank saß.
Bester Mann im Kader am Samstag. Allein wie alt dieser
Weltklasse-Bauernstürmer manchmal aussah. Das war schon fast
blamabel für dessen Gehaltsklasse.
Robert Mak: Auf ihm wurde nach dem Spiel nur
herumgehackt. Trotzdem reichte die kurze Einsatzzeit bei ihm
für einigen Alarm im inneren Bauernhof.
Timothy Chandler: Spielte stets bemüht.
Scheinbar hat er schon vorgeschobene Probezeit bei einem
anderen Verein. Der macht aber noch ein Tor! Auf gehts!
Dominic Maroh: Die ärmste Sau am Platz wegen
seines katastrophalen Fehlers. Man tut ihm aber unrecht, denn
sein Haben-Konto ist noch viel voller, als das mancher
Mannschaftskollegen.
Christian Eigler: Fehlte zwar entschuldigt,
fehlte aber trotzdem. Denn Neuer war am samstag eigentlich in
Form für ein Eigler-Tor.
Fazit: Wir sind keine Un-Mannschaft wie
Kaiserslautern, haben keinen Michael Preetz als Vorstand,
keinen Sonnenkönig wie Prinz Poldi und auch keinen Dressman mit
Dutt als Trainer. Wir wissen im Gegensatz zum HSV, wie bitter
ein Abstieg ist, uns werden nicht wie in der Westvorstadt schon
vor dem Saisonende die Spieler subtil weggekauft und unsere
Fans legen für die Mannschaft auch in schlechten Zeiten die
Hand ins Feuer. Mit schönem Gruß nach Hoppenhausen. Ich sage
nicht, wir steigen nicht ab, aber ich sage, diese Mannschaft
DARF NICHT absteigen!
STIMMEN ZUM SPIEL
Raphael Schäfer über das Abstiegsgespenst:
"Komplett an den Haaren herbeigezogen. Gewinnen wir dreimal,
redet ihr alle von der Europa League, jetzt wollt ihr uns alle
nach unten reinpressen."
Javier Pinola zur Strategie der verbleibenden
Partien: "Punkten und nicht auf die Konkurrenz schauen."
Ewald Funk
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