Weiter mit: Trauerflor und mit Spocht.
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Jede Serie reißt einmal, die oben erwähnten Natural-Born-Grantler meinen natürlich die Erfolgserie beim Glubb. Unser Leithengst Roland Hornauer ortet hingegen eine schlimme Heimschwäche, weil wir ja gegen den Deutschen Meister neulich zuhause nur Unentschieden gespielt haben. Trotzdem freuen wir uns einfach mal, dass Glubbschauen endlich wieder Spaß macht. In meiner Stammkneipe herrscht mittlerweile Bombenstimmung beim Schauen, sogar alte Erfolgsfans sind wieder zurück von der Exil-Gartenarbeit Samstag Nachmittag und jetzt ist Zeit für den brillianten Bericht aus Gladbach. Aber, bremst die Euphorie! Jetzt wo der Glubb plötzlich in aller Munde ist, werden uns sicher mehr gegenerische Späher ausspionieren und nach Schwächen suchen. Das sagt zufälligerweise auch Dieter Hecking, der früher den fränkischen Gewohnheitspessimismus immer belächelt hatte... Kollege Betzelt hingegen ist uns seinen Bericht aus der Westvorstadt bis jetzt noch schuldig geblieben. So sans, die Schale-Fans.
Wenn die schlimme Heimschwäche nicht wäre
- 4. Bundesligaauswärtssieg in Folge -
Auch die Fohlen vernascht...
Im Nachhinein war es eigentlich umsonst, als unser
Fanclub-Schumi mit seinem Volvo S 60 gleich zu Beginn der
Anreise mit 100 km auf der Straße am Europakanal in Erlangen
gen Gladbach donnerte. Hätten uns die Kameraden in Grün
geblitzt, hätten wir schon vor Anpfiff drei Punkte sicher
gehabt. Auch sonst trieben uns die vielen PS die 470 km
förmlich fliegend nach Mönchengladbach Rheydt. Weit vor
Stadioneröffnung stiegen wir noch vor Mittag aus unseren roten
Geschoss und die Zeit reichte sogar zu einem kleinen
mittäglichen Imbiss bei einer netten Italienerin. Mehr darf ich
zur Lokalität leider nicht kommunizieren.
Trotzdem und natürlich wurde der Busshuttle zum Borussia-Park
viel zu früh bestiegen. Drinnen entwickelte sich dann dank der
relativ langen Fahrtzeit von 15 Minuten ein heiteres
Rätselraten mit den Heimfans, welche Gegner die Borussia in der
Europa League hat. Ohne unsere Unterstützung, dank Hans Meyer
sind wir halt international erfahren, brachten sie dann
Fenerbahce, Marseille und Limassol als wahrscheinliche Gegner
zusammen...
Noch immer viel zu früh fielen wir in das Stadion ein, was
will Fan sonst schon in dieser Tote-Hose-Gegend machen? Im
Stadion war bei der Kinderspielecke schon viel Betrieb und die
jungen Fohlenfans ließen sich erwartungsfroh Gladbachwappen auf
die Wangen schminken. Ähnlich erwartungsfroh wurde die
Rückseite des Club-Magazins, dort heißt es erstaunlicherweise
Fohlen Echo, mit dem Spruch "Nürnberger verputzen wir am
liebsten im Elfer-Pack" versehen. In der Nähe der Schminkecke
parkte dann der Gästebus und ich schaute mir deshalb
ungeschminkt die Ankunft unserer Helden an.
Wie Gladiatoren durften sie in einen Metallkäfig zu den
Umkleiden laufen. Eine Neuerung gibt es bei unseren Helden.
Fast alle haben jetzt große Kopfhörer auf, aber jeder in einer
anderen Farbe. So kommt Individualität trotz Mannschaftsdress
zustande. Eine schöne Neuerung gibt es auch im Stadion. Die
Fanproteste hatten in Gladbach Erfolg und das in der
Vergangenheit eingeführte Plastikkartenbezahlsystem im Stadion
ist wieder abgeschafft worden. Fan bekommt so mit fränkischen
Euros Speis' und Trank.
Der Trank, außerhalb des Gästeblocks auch mit Alkohol, wird in
Bechern mit dem Spruch "Öl` Deine Stimme, damit wir dich hören"
ausgeschüttet. Bei so einer Becheraufschrift muss der Glubbfan
ja zugreifen. Im Stadion selbst waren unsere Ultras mit
rot-weißen Hütchen nett anzusehen und sorgten auch mit
rhythmischen Trommeln und Klatschen im Wechsel mit
Gesangseinlagen für gute Stimmung. Von der heimischen Nordkurve
der Fohlenfans war dagegen nichts zu hören. Im Gegensatz zu
Nürnberg ist der offizielle Ablauf im Stadion viel
fanfreundlicher.
Der Stadionsprecher stellte sich vor unseren Block als er
unsere neuen Spieler und ihre Stärken, Besonderheiten
darstellte. Zum Glück hörten die heimischen Bolzer nicht zu als
er unseren Hiroshi vorstellte. Auch unsere
Mannschaftsaufstellung wurde in voller Lautstärke vor unserem
Block verlesen, Pfiffe der Heimfans waren nicht zu hören. Nach
einer Opernouvertüre wurde "Go West" angespielt und die
Heimfans schüttelten ihre Fähnchen und Schals. Nach der
heimischen Aufstellung kündigte der Sprecher die Nationalhymne
an, es war "Die Elf von Niederrhein".
Auch hier nachahmenswert: Zwischendurch wurde die musikalische
Begleitung aus den Lautsprechern ganz runtergedreht und es war
der reine Fangesang zu hören. Wäre doch was bei unserer
"Legende" im Morlockstadion, oder? Zum Spiel ganz kurz, unsere
Tipps waren überwiegend, ein dreckiges 2 zu 1 für uns. 50 %
unserer Reisegruppe hatten sich auf diesen Tipp verständigt,
die anderen beiden meinten Unentschieden. Mit dem konkreten
Ergebnis lagen wir etwas daneben, der erste Teil sollte sich
aber bewahrheiten.
Schon der Anstoß ließ Schlimmstes befürchten, schlampig
ausgeführt vermied Hanno Balitsch mit letzten Einsatz den
Ballverlust nach der ersten Ballberührung und drosch den Ball
in die Gladbacher Hälfte. In der 7. Minute bewies "Heiner"
Schäfer, zum Leidwesen der Clubbfans, dass er noch Fausten
kann. Zum Glück waren dies die einzigen Schreckmomente und
unsere Helden dominierten die Anfangsphase. In der 17. Minute
dachte sich unser Japaner, dass es Zeit ist am Niederrhein was
zu zeigen und zirkelte einen Freistoss auf die Haare von Klose
und die Haarspitzen lenkten den Ball in das Tor.
Neun Minuten später dachte sich Hiroshi angesichts der großen
Japanischen Kolonie im nahen Düsseldorf, dass es gut wäre noch
einmal japanische Kunst zu demonstrieren. Seine Ecke
streichelte er auf Timmy Simons Kopf und von dort ging der
Plastikball zum 2:0 in das Gladbacher Tor. Borussentrainer
Favre hat wohl noch sehr alte Unterlagen, in denen nichts über
die Standardstärken der fränkischen Nummer 1 stand. Torhüter
Ter Stegen jedenfalls rastete völlig aus, warum ihn niemand
deswegen gebrieft hatte.
Der Clubb hatte Spiel und Fohlen sicher im Griff, eine Vierer
und zwei Dreierketten unterbanden alle Gladbacher
Angriffsversuche umgehend. zehn Minuten vor dem Pausenpfiff
rappelte sich dann die Borussia auf. Unsere linke Seite bot
viel zu viel Platz. Pino wurde zu wenig unterstützt von
Esswein. Und weil ohne Unterstützung, also alleine orientierte
er sich viel zu sehr Richtung Innenverteidigung. Wer will schon
einsam auf der linken Seite stehen? Den freien Raum nutzte
unfairerweise der 7er von Gladbach, Patrick Herrmann und
flankte im Minutentakt sehr gefährlich in den Strafraum. Einen
Direktschuss des Granatenstürmer Luuk de Jong aus nächster Nähe
lenkte unser "Heiner" gerade noch an den Pfosten.
Kurz vor dem Pausenpfiff war der Stuhlfauth-Erbe dann machtlos
und de Jong erzielte seinen ersten Fohlentreffer, der sofort
frenetisch bejubelt wurde (Bei Sky überschlug sich der Reporter
plötzlich über den 13-Millionen-Mann und seine Qualitäten).
Erstaunlich aber: Nach der Halbzeit dominierten wir wieder das
Spiel, bis in der 53. Minute unser Abwehrbollwerk auf den
Abseitspfiff wartete, das Verteidigen einstellte und Xhaka (ist
wirklich ein Fußballspieler und kein Rapper!) den Ausgleich
erzielte. Die Fohlenfans waren jetzt richtig euphorisch und
warteten auf weitere Heimtore.
Von wegen. Wir haben doch Kiyotake gekauft. Für ein Zwölftel
De Jong. In der 55. Minute etwa bekamen wir durch geschicktes
Pressing im Mittelfeld freundlicherweise den Ball von Martin
Stranzl, dieser wurde schnell zu Hiroshi weitergeleitet, der
ließ seine Gegenspieler stehen, verlud Ter Stegen, netzte ein
und jubelte zum 3:2. Gladbach drückte erst in den letzten
Minuten massiv auf den Ausgleich. Dank einer sehr guten
Verteidigung, auch Pino ließ jetzt sehr wenig zu, eines
wirklich gut haltenden "Heiner" Schäfer, einer kämpferisch und
taktisch sehr guten Mannschaftsleistung und auch Glück, Dusel
und Ruß wurde der Auswärtssieg eingetütet. Ausnahme:
Einwechselspieler Timo Gebhart der in der Nachspielzeit zwei
Mal Zeit an der Eckfahne gewinnen wollte, obwohl der Rest
unserer Truppe anspielbar war, und jeweils schnell den Ball
verlor.
Langsam gefällt mir der Borussia-Park. Meine persönliche
Bilanz, ja ich kenne zwei die dort noch nie verloren haben,
eine Niederlage, ein Unentschieden und jetzt ein Sieg, Nett
anzusehen die Parade der Pferdetransporter hinter der
heimischen Nordkurve. Damit reisen wohl die ganz harten
Fohlenfans an? Abends in Leverkusen in einer schönen Kneipe
haben wir dann noch bei reichlich Kölsch festgestellt, dass
nicht nur Italienerinnen sondern auch die Frauen vom
Niederrhein sehr nett sind. Outete sich doch unsere Bedienung
als Bayer Vize-Leverkusen Fan mit Dauerkarte und gab uns
Tagessiegern als Tagesverliererin eine Runde Kölsch aus.
Die Rückfahrt am nächsten Sonntag nach Franken verlief
unspektakulär, sehr zügig und in sehr guter Stimmung. Selbst in
Erlangen wurden die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten.
Lediglich die Autobahnausfahrt ging unser Schumi nach den
ängstlichen Reaktionen seiner drei Mitfahrer sehr optimistisch
und laut 75 % der Beteiligten etwas zu schnell an.
Roland Hornauer
STIMMEN ZUM SPIEL:
Lucien Favre, Trainer von Borussia
kommentiert die höchste Anzahl an Kisten, die ein Gegner seit
langem im B-Park geschossen hat: "Drei Tore zu bekommen, ich
hasse das."
Glatzbach-Torschütze Xhaka "Wir haben ganz
klar dominiert und müssen uns an die eigene Nase fassen.
Nürnberg hat keine drei Traumtore erzielt, es waren wieder
eigene Fehler, die zu den Gegentoren geführt haben"
Dieter Hecking: "Es werden Momente kommen, in
denen sich der Gegner auf uns eingestellt hat."
Dieter Hecking, geboren am 12. September
1964: "Diesen Sieg widmen wir Markus Feulner, dessen Vater
gestern ganz plötzlich verstorben ist. Die Mannschaft hat für
ihn gespielt."