LAMBCHOP, 28.10.2012, MARKGRAFENTHEATER,
ERLANGEN
Kurz vor Acht, bevor der erste Theatergong ertönt, geht die
Band auf die Bühne und stimmt höchst selbst ihre Instrumente.
Mastermind Kurt Wagner stellt anschließend seine Mitspieler wie
dem Schlagzeuger Scott Martin noch einmal mit einen
Vier-Augen-Gespräch auf das Konzert ein. Kurz nach Acht, das
Theater ist gefüllt, beginnt das Konzert ganz ruhig und leise,
Kurt Wagner spielt und singt sanft und warm und ganz langsam
setzt Musiker für Musiker die vierköpfige "Begleitband"
ein.
Ab diesen ersten Momenten schlägt einen die tolle Akustik in den Bann. Nur sanft verstärkt steht wie immer bei Kurt Wagner und Lambchop die Musik im Mittelpunkt. Lambchop sind die Meister des dunklen Alternative Country. Sie schicken dank der komplexen Songstrukturen ihre Zuhörer in weit ferne Ecken der Gedankenwelten. Die Songs sind geprägt von Wagners Stimme, die ein ums andere Mal auch als weiteres Instrument eingesetzt wird. Meistens werden die Drums mit dem Besen nur gestreichelt, behutsam werden Keyboard und von Tony Crow die verschiedenen Bläserinstrumente und sonstigen Klangerzeugnisse wie Triangel oder Spieluhr eingesetzt, zusammen mit dem Piano ergibt dies athmosphärisch dichte Songs.
Man glaubt ein Orchester spielt. Beeindruckend wie gebannt und intensiv das komplette Publikum mithört. Die Live gespielten Songs, vor allen von der letzten Scheibe „Mr. M“, können mit den perfekten Studioqualitäten durchaus mithalten. Nach einigen gespielten Songs wird kurz unterbrochen, um sich zu unterhalten, sich anzufrotzeln (einen Bandmitglied ist die Unterwäsche ausgegangen und dummerweise hatten an diesem Sonntag in Erlangen die Geschäfte geschlossen), Statement zur anstehenden Präsidentenwahl in den USA abzugeben ("I`m not a mormon, but the rest is true") und mit dem Publikum zu kommunizieren.
Dank der Nähe im Theater ist merkbar, wie intensiv, mit vollem Körpereinsatz Kurt Wagner die Gitarre spielt. Nach 90 Minuten kündigt Wagner an, dass sie noch "a couple of Songs" spielen werden und wenn genug geklatscht wird, spielen sie dann noch "a couple". So eingestimmt schaffte es das begeisterte Publikum sogar die Band zu einem nicht vorbereiteten, zweiten kurzen Zugabeblock zu bewegen. Meister Wagner selbst kam mit Winterjacke gekleidet (die Zigarette schon im Mund) auf die Bühne und musste deshalb seine wohlverdiente Zigarette danach noch etwas verschieben. So erlebte das ehrwürdige alte Erlanger Theater fast 2 unterhaltsame Stunden Musikgenuss auf höchstem Niveau. Schade dass das Theater nicht öfters so genutzt wird.
Roland Hornauer