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MONTAGS-KINOTIPP: IRON SKY, SEIT 4. APRIL IM KINO

Da die Temperaturen momentan noch nicht für Biergartenbesuche reizen, empfiehlt sich für Freunde des schwarzen, besser gesagt, tiefschwarzen Humors der Besuch der Nazi-Verarsche Iron Sky. Der Sci-Fi-Film aus finnischer Produktion läuft seit Anfang April, wir waren drin.
MONTAGS-KINOTIPP: IRON SKY, SEIT 4. APRIL IM KINO
Lernt im Film schnell: Julia Dietze als
Renate Richter.

Wer Popcornkino mit Kurzweil mag, der kommt natürlich nicht ganz auf seine Kosten, der Film ist eher etwas für Freunde bitterböser Satire mit politischer Färbung und einer interessanten Entstehungsgeschichte. Ein Teil der Produktionskosten wurde durch Finanzierung durch potentieller Fans über das Internet bestritten, die u.a. auch Vorschläge für die Handlung geben durften. Vielleicht ein Grund, warum es mit dem Fluß der Handlung manchmal kurzzeitig etwas hakt. Trotzdem und letztendlich ein runder Film mit Kultpotential, den man sich später auch unbedingt auf Bluray holen sollte.

Auch die Hauptrolle der Renate Richter ist für Julia Dietze vielleicht ein Nümmerchen zu groß, Udo Kier als Gröfaz-Nachfolger und vor allem Götz Otto als Junior-Gröfaz und intriganter Macht-Macho brillieren, während die Musik dazu kultig und passend von den Balkan-Wagner-Wavern von Laibach kommt. Die Tricks sind brilliant gemacht und sauber arrangiert. Technisches Wermutströpfchen: Irgendwie vergessen fast alle Sci-Fi-Filmmacher, dass es auf dem Mond ja viel weniger Schwerkraft gibt... wo ist die bei den Innenszenen der Nazi-Bunker auf dem Mond?

Ansonsten offenbart Iron Sky vordergründig, wie leicht sich aus der martialischen Naziideologie Gags zaubern lassen, der Film gewinnt aber vor allem dadurch, wie sich die momentanen Großmächte verhalten würden, wenn plötzlich tatsächlich die in Verschwörungstheorien oft zitierten verschollenen Altnazis auftauchen und zum Angriff übergehen würden. Grandioser Unsinn, weiter gesponnen.

Im Film wird das einfach gelöst. Die amerikanische Präsidentin will 2018 wiedergewählt werden. Das Wahlkampfteam wird von Vivian Wagner angeführt. Zunächst schickt die Präsidentin, die Sarah "Tea Party" Palin natürlich erstaunlich ähnlich sieht, einen farbigen Landsmann namens James Washington quasi als Wahlpropaganda zur Identifikation für potentiellen farbigen Wähler unter dem Banner "Yes, she can" auf die Rückseite des Mondes. Dort reißt der Kontakt ab, in Wirklichkeit haben sich dort die Nazis seit dem Krieg versteckt und basteln mit antiker Steampunk-Technik an einer Invasionsflotte für die Rückkehr zur Erde. Washington wird gefangen genommen, einer Art Michael-Jackson-Bleiche ("Albinisierung") unterzogen und soll als Mittelsmann den Kontakt bei einer Erkundungsmission durch den Mond-Führernachfolger Adler zur USA herstellen.

Die "Reichsflugscheiben" greifen die Erde an, werden dann aber durch ihre veraltete Technik schnell vom Himmel geholt..."


Zentrale Rolle spielt die Nazi-Lehrerin und Vorzeigefrau Renate Richter, gespielt durch Julia Dietze, die sich prompt in Washington verliebt und im Verlauf des Filmes merkt, dass die braune Ideologie keine Zukunft hat und auf der Erde erst recht keine hatte. Und hat. Sie schmuggelt sich auch in die sogennante Reichsflugscheibe der Erdmission Adlers. Die landet vor den Toren New York - ausgerechnet in einem Hanffeld - und schon gibt es den ersten toten Nazi, denn das Feld gehört einer amerikanischen Staatsbürgerin, und die darf sich und ihre Babys schließlich jederzeit mit der standesgemäßen Schusswaffe verteidigen, bzw. ihr Cannabis schützen.

Im weiteren Verlauf spielt dann Charlie Chaplins "Der große Diktator"-Film eine Rolle, die Nazis greifen auch die Erde an und Nordkorea gibt im UN-Sicherheitsrat zu, hinter der Attacke vom Mond zu stecken. Denn ihr großer Führer hat die Untertassen selbstverständlich selber alle gebaut. Am besten verwurstet ist aber die finale Behauptung der Amerikaner, die Helium 3-Rohstoffe der gemeinsam besiegten Nazis auf dem Mond gehören allein der USA. Intern wird sofort kolportiert, diese würden ja den Energiehunger der Nation auf 1000 Jahre sichern. Nach außen natürlich nicht, was zu einer Keilerei im Sicherheitsrat führt, denn kein Land nimmt die Amis mittlerweile ernst und glaubt die hehren Ziele der Supermacht. Grund für die amerikanischen Ansprüche auf das Helium 3? Auf dem Mond stehe schließlich noch die amerikanische Flagge der Apollo-Missionen und der Trabant sei samt Rohstoffen also somit in US-Besitz.

Der Film persifliert vom Smartphone bis zum Größenwahn des dritten Reiches und über die verlogene US-Wahlkampffinanzierung so ziemlich alles zeitgemäße Zipperlein und läßt natürlich das Produktionsland Finnland super da stehen: Sie haben als einzige Nation 2018 ihre Raumstation nicht bewaffnet. Der Schluß ist dann aber sehr ernst: Zeigt er doch, dass sich die Menschheit auch 2018 weniger auf den Frieden als gemeinsamen Nenner einigen kann und nach der Beseitigung der Nazis Raffgier und Neid regieren, was dann auch zum Untergang der Titanic respektive der Erde am Schluß des Films führt.

Deutscher Titel  Iron Sky
Originaltitel  Iron Sky
Produktionsland  Finnland, Deutschland, Australien
Originalsprache  Englisch, Deutsch
Erscheinungsjahr  2012
Länge  92 Minuten
Altersfreigabe  FSK 12