THEES UHLMANN / MONTA,
ERLANGEN E-WERK,
12.10.2011
Motiviert bis in die Haarspitzen waren Thees Uhlmann und seine
Band beim Auftaktkonzert zu ihrer ersten Tour im E-Werk
Erlangen. „Uhlmann nicht zu stoppen!“ würde wohl die
Bild-Zeitung titeln. Doch zum Auftakt kletterte erstmal
Gitarrist Tobias Kuhn auf die Bühne, den viele noch als Sänger
von Würzburgs bekanntester Popband Miles kennen. Mit seinem
Solo-Projekt Monta hat der begnadete Songwriter schon zwei
Alben randvoll mit wundervoller entschleunigter Popmusik
abgeliefert. Ein drittes Album ist gerade in Arbeit. Im E-Werk
spielt der Wahl-Münchner nur eine Handvoll Songs. „Long Live
The Quiet“, „I’m Sorry“ oder das Black-Cover „Beautiful Life“
präsentiert er extrem reduziert, nur mit akustischer Gitarre
und punktueller Klavierbegleitung. Es sind aber sehr intensive
20 Minuten, die die Vorfreude auf das dritte Monta-Album weiter
wachsen lassen.
Im Anschluss steigt die gut gelaunte kanadische Band Imaginary
Cities auf die Bühne. Die Musik der Grand Hotel van
Cleef-Labelmates von Tomte, Kettcar & Co. aus Übersee
bleibt aber eher farblos. Mulitinstrumentalist Rusty Matyas war
zwar schon als Live-Gitarrist mit den genialen Weakerthans
unterwegs, seine eigenen Songs zünden aber nicht richtig. Das
Aufregendste an dem halbstündigen Gastspiel ist, dass Sängerin
Marti Sarbit gleich zum Anfang des Auftritts der Träger ihres
Kleides reißt und sie die ganze Zeit versucht, ihr
bonbonförmiges Ensemble zusammenzuhalten.
Nach kurzer Umbaupause steht dann Thees Uhlmann auf der Bühne.
Und mit ihm die beiden Gitarristen Tobias Kuhn und Nikolai
Potthoff (Tomte), die Schlagzeuger Max Schröder, Bassist Hubert
Steiner und am Keyboard sitzt Julia Hügel. Der Junge mit der
Zahnlücke hat sein Publikum von Anfang an im Griff. Er ist
einfach ein Charmebolzen und Sympathieträger. „Ich bin
Deutschlands ältester Newcomer“, sagt er und grinst dabei über
beide Backen. Und die Menge im E-Werk, die große Nähe zu Thees’
Band Tomte sicher nicht leugnen kann, singt vom ersten Lied an
mit. Bei der ersten Single „Zum Laichen und Sterben ziehen die
Lachse den Fluss hinauf“, die bei Stefan Raabs Bundesvision
Song Contest weit unter Wert auf Platz 8 landete, sind alle
dabei. Aber auch bei Songs wie „17 Worte“, „Jay Z singt uns ein
Lied“ oder „Vom Delta bis zur Quelle“ kann der Natural Born
Frontmann auf die Unterstützung seiner Fans zählen. Die
Wortgewalt von Thees Uhlmann und die Ohrwurmaffinität des
ehemaligen Miles-Sängers Tobias Kuhn sind einfach eine ideale
Kombination. Die Band wirkt, als hätte sie schon hunderte
Konzerte auf dem Buckel. Zwischen den Songs gibt’s dann ein
paar lustige Anekdoten zur Entstehung der Texte und ein paar
lockere Sprüche für die forschen Tomte-Fans in der ersten
Reihe. Thees erzählt von seiner Mutter, die mit seinen Songs
nichts anfangen kann und von der Begegnung mit einer Rentner in
Berlin, der ihn davor warnt, dass man im Alter die Quittung für
seine Jugendsüden bekommt. Dazwischen wird mal kurz die Sheryl
Crow-sound-a-like-Gitarre ausgepackt und der Tomte-Song „New
York“ geträllert. Zum Abschluss gibt’s dann noch eine absolute
Weltpremiere in Erlangen: „Paris im Herbst“ live und in Farbe.
Eins steht auf jeden Fall fest: nach diesem makellosen
Rundumsorglospaket wird es die frühere Band von Thees Uhlmann
verdammt schwer haben, eine schlüssige Daseinsberechtigung zu
formulieren. Never change a winning team!
Wolfram Hanke
Bild unten: Tobias Kuhn, Foto: Hanke