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LANGVERSION: INTERVIEW MIT JO HALBIG, (KILLERPILZE)

KILLERPILZE - DER WEG WIRD KEIN LEICHTER SEIN

Man kann es als Fluch bezeichnen, wenn man über Jahre hinweg als Teenie-Idol gehandelt wurde, von einer Major-Plattenfirma befeuert die Charts erklomm und sich dann von all dem freimacht, um fortan eigene Wege zu beschreiten. Ich als alter Knacker habe das Privileg, von der Vorgeschichte der KILLERPILZE aus Dillingen an der Donau nie etwas mitbekommen zu haben, weil ich keine Bravo lese und so richtig naiv und unbefleckt an die neue Platte „Ein bisschen Zeitgeist“ heran gehen konnte. Trotzdem habe ich mir die Scheibe – die für mich im übrigen viel Potential hat - sehr genau angehört, schuld daran war ihre Single „Am Meer“ aus dem letzten Jahr. Im falschen Moment gehört, kann einen dieser Song gleichzeitig in tiefe Melancholie stürzen und mit feuchten Augen hinterlassen, weil man endlich mal einen Tag raus möchte aus dieser Tretmühle Alltag und mit seinem liebsten Menschen einfach nur das macht, was der Text beschreibt: Am Meer spazieren gehen. Das rührt Gitarrist und Sänger JO HALBIG natürlich sehr, als ich ihm das Kompliment zu diesem Hit am Telefon direkt weiterreiche. Zunächst aber plaudern wir uns etwas warm, zwecks Interviewtermin erzählte er beim Vortelefonat, er mache gerade seinen Zweitjob, Synchronsprecher…
LANGVERSION: INTERVIEW MIT JO HALBIG, (KILLERPILZE)



.rcn: Du hast gerade erwähnt, dass du auch nebenbei noch als Synchronsprecher arbeitest?

 

Jo: Ja, bei unserer Band hat jeder so seine Sachen nebenbei, ich mache Synchronjobs, habe mit einem Österreicher zusammen etwas in der Mode kreiert, der Fabi, unser Schlagzeuger hat drei Kinofilme abgedreht und der Mäx schreibt viel Musik für andere. Und wir schreiben auch zusammen immer Musik für Kinofilme und das macht auch Spaß. So entwickelt sich die Band und vor allem jeder für sich weiter.

 

.rcn: Ein Blick zurück: Ihr wart alle sehr früh schon sehr erfolgreich. War das im Nachhinein von nachteil?

 

Jo: Sagen wir mal so, es hat mir auf jeden Fall nicht geschadet, wir hatten früh Erfolg, ich war 16, mein Bruder war 13, allerdings hatten wir vorher schon drei-vier Jahre die Band am laufen und haben da auch schon in diversen JUZes gespielt und viel nach vorne bewegt. Wenn da so ein großer Erfolg dann kommt, ist das dann schon überraschend. Und du bist sofort in einer Maschinerie drin, wo man schauen muss, dass man darin nicht untergeht. Wir hatten aber immer eine gutes Umfeld, die Leute um uns herum damals haben berücksichtigt, dass wir damals noch Kinder waren, ja Kinder, das muss man ja ganz ehrlich sagen. Als es dann mit der Plattenfirma Universal auseinander ging, hatten wir dann genug Zeit um zu reflektieren, was da so passiert. Seitdem gehen wir die Sache etwas anders an und haben Ruhe ins Musikmachen reingebracht, und wir achten vor allem darauf, dass wir uns künstlerisch und menschlich einfach noch weiter entwickeln können. Wir sind zwar immer noch jung, aber auch keine Teenieband mehr und haben eine andere Sicht auf die Dinge, als in einer Zeit in der wir gehypt wurden und wo dich jeder cool findet. Alles was da halt so passiert…

 

.rcn: Ein gutes Beispiel sind da junge Fußballer wie der Draxler von Schalke, der auf Anraten von Felix Magath, dem Trainer, sein Abi abgebrochen hat. War sicher keine leichte Entscheidung.

 

Jo: Das kann ich gut nachvollziehen, wenn man da vor einer schweren Entscheidung steht. In einer Zeit in der ich dann quasi in der elften/zwölften Klasse war, da lief es bei uns auch so, dass wir jeden Tag irgendwelche Termine hatten und da hab ich mir auch schon gedacht, ich würde jetzt echt gerne die Schule schmeißen. Ich habe wirklich gedacht, ich höre jetzt mit der Schule auf und habe mich auch mit meinen Eltern darüber unterhalten. Die sagten aber ganz klar, wenn du das Abi nicht machst, dann wird es auch in Zukunft keine Band geben! Zu diesem Zeitpunkt hatten meine Eltern aber auch noch soviel Einfluss und ihre Worte auch Gewicht bei mir. Ich bin sooo froh, dass ich im Endeffekt das alles gemacht habe und jetzt ein zweites Standbein habe. Mein Bruder Fabi macht dieses Jahr auch Abi und Mäx studiert gerade Gitarre. Wir sind schon sehr darauf bedacht, das der Weg den wir gehen wollen noch einige Zeit lang dauern wird und wir wollen den auch gemeinsam gehen.

 

.rcn: Ihr habt die gesamte Platte in Eigenregie aufgenommen und produziert. Ist das einfacher?

 

Jo: Einfach nicht, aber das ist wie bei allem was wir machen. Wir denken uns immer, Mann sind wir schon lang dabei und so weiter, aber nach draußen sind wir auch erst 21 und 23, sind also vom Alter her Erwachsene, für die Leute draußen sind wir aber immer noch junge Leute. Und das ist auch gut so. Wir haben die letzten Jahre im Zuge der Plattenproduktionen immer viel dazu gelernt, und weil wir für andere Künstler auch produzieren hat sich natürlich jeder von uns auf dem Gebiet der Produktion weiter entwickelt. Wir haben uns weiter gebildet. Maßgeblich daran beteiligt ist der Mäx, der da wirklich super ist und auch viel in der Vorproduktion gemacht für die aktuelle Platte gemacht hat. Wir hatten uns das ganze letzte halbe Jahr getroffen, um zusammen zu texten und Musik zu machen, wir haben viel im Studio zusammen musiziert, das war wirklich die entspannteste Studiozeit, die wir jemals hatten. Da war niemand sonst dabei außer den beiden Toningenieuren, die den Sound einstellten, es gab sonst niemand, der uns sagte, wie es zu laufen hat. Jeder Plattenproduzent hat ja so seine eigene Handschrift und Philosophie, und da richtet man sich danach als Band. Diesmal aber konnten wir komplett unseren eigenen Kopf durchsetzen. Wir hatten zwar viel untereinander diskutiert, aber es war nicht so, dass jemand anders noch da reinredete, der nicht in den Songs drin war wie wir. Und deshalb hat auch die Platte und was darum herum entsteht weil wir es selbst machen und selbst  produzieren richtig viel Spaß gemacht. Auch wenn es sehr anstrengend ist und war.

 

.rcn: Erkläre unseren Lesern doch mal: Was macht ein Produzent eigentlich? Sorgt der dafür´, dass Songs vom Gerüst her verbessert werden?

 

Jo: Da gibt es Unterschiede, bei uns war der Max Produzent und Aufnahmeleiter, wobei wir alle drei produziert haben, ich war genauso Produzent wie du gesagt hast, weil der Produzent genau darauf schaut wie so eine Songstruktur entsteht, wo man den Song noch besser machen kann und wo man mit dem Lied noch hin gehen kann. Er ist praktisch der Mann mit Vision, ich habe halt immer ein witziges Bild im Kopf…

 

.rcn: Er ist quasi wie ein Lektor, der die Songs gegenliest und Verbesserungsvorschläge macht?

 

Jo: Ja, das kann man so sehen, er ist aber auch ein bisschen als Ideengeber da, wo der Song hinläuft. Ich habe da selber immer das Bild von Rick Rubin (Anm.: amerikanischer Starproduzent) im Kopf, der ins Studio rein kommt und sich auf sein Sofa legt, einen Song vorgespielt bekommt und sagt ‚es ist Scheiße, macht da weiter’ oder sagt ‚The verse is a chorus’ und dann geht er wieder und das ist quasi dann seine ganze Produzententätigkeit. Und genauso habe ich mich auch bei der Vorproduktion immer auf das Sofa gelegt und mir gesagt, ich bin jetzt Rick und höre mir das unvoreingenommen an. Diesmal war es so, das der Mäx weite Teile dann aufgenommen hat, wir auch ein bisschen, die Ideen dazu gegeben haben wir aber alle drei.

 

.rcn: Wie klänge euer Album denn, wenn das jemand anderes produziert hätte?

 

Jo: Auf jeden Fall wäre der Sound ganz anders, wir haben uns diesmal extrem viel Zeit genommen, um genau den Sound her zu zaubern, den wir uns vorgenommen hatten. Wir waren mit den letzten Platten nicht unzufrieden, sondern wollten einfach diesmal mit dem Sound einen Schritt nach vorne gehen und haben uns vorher einige Rockplatten angehört. Wir wollten also mal, dass das Schlagzeug total lebendig klingt, und dass alles auf die zwölf geht und wir mehr den Livesound auf die Platte transportieren als bei den anderen Platten. Wir haben uns auch bei diesem Album das erste Mal getraut, die Songstrukturen aufzubrechen, und nicht so nach dem üblichen Schema zu arbeiten. Es gibt ja dieses Intro-Strophe-Refrain-Strophe-blablabla… Diesmal haben wir aber an das gedacht, was der Song verlangt und dachten beim Aufnehmen auch an die Bühne. Auf der Platte gibt es auch Teile, die mal live eingespielt sind und die man nicht mit Effekten zukleistern muss. Ich glaube, dadurch atmet das Material umso mehr.

 

.rcn: Das bemerkt man oft auf Scheiben, wo jedes Lied gleich klingt. Ich sage dann immer, das klingt gebürstet.

 

Jo: Jeder Produzent hat seine Philosophie, und dadurch kann es sein, dass er jeden Album das er macht auch seinen Stempel aufdrücken kann, das ist uns schon mal nicht passiert. Du hast für dein Heft die Vorabversion gehört, wir schicken dir noch eine fertige Version, auf der gibt es zwischen den Titeln noch diverse Übergänge von  einen in den anderen Song. Wir wollen das Album als Gesamtkunstwerk sehen. Es ist jetzt nicht so´, dass wir ein Song für Song-Album wie die letzten gemacht haben. Wo man sich einen Song anhört und dann kommt der nächste und so weiter, das plätschert dann so weiter. Und bei dem neuen Album war es uns wichtig, das man sich die Platte auch am Stück anhört. Gerade unsere Fans aus der Ipod-Generation, wo jeder nur rumswitcht. Einmal Eminem, dann wieder ein Lied von Korn und Metallica. Wir möchten gerne, dass man wieder eine Platte am Stück durchhört, ich bin gespannt, ob uns das gelingt und was die Fans dazu sagen.

 

.rcn: Ich habe gerade eine CD aus Niederbayern bekommen, die ist unglaublich perfekt. Musik für die Lücke, die Reamonn gerade hinterlassen hat. Die Antenne Bayern Classic Rock Fraktion halt. Die haben aber einen Fehler gemacht. Bis Song zehn ist das erstaunlich gut, aber dann kommen die schlechteren Songs, die nützen die vollen 70 Minuten einer CD aus. Also die neue Beatsteaks mit ihren 35 Minuten ist mir da lieber.

 

Jo: Das haben wir uns auch überlegt, weil wir auf jedem Album immer so um die 14 Songs hatten, wir sind halt auch Verfechter davon, dass die Leute auch etwas bekommen für ihr Geld. Tun sie bei uns sowieso, aber wir dachten am Schluss von unseren jetzigen Aufnahmen dann ernsthaft: Zwölf Songs, ist das nicht zu wenig? Und am Ende sagten wir dann aber, lieber zwölf die knallen und nicht noch zwei dazu, die alles unnötig in die Länge ziehen.

 

.rcn: Bei mir brauchte „Ein bisschen Zeitgeist“ etwas Zeit, aber das geht schnell vorbei und dann entdeckt man den Ergeiz in den Songs.

 

Jo: Mir geht es bei der neuen Beatsteaks auch so, ich fand die nicht so schlecht, wie manche das gesehen haben. Ich habe mir das mal angehört, auch wenn die Songs kurz sind und poppiger als sonst, merkt man, da entwickelt sich etwas beim Hören erst nach einer gewissen Anzahl Durchläufe. Ich weiß, das ist auch eine typische Klischeekünstlerantwort, dass meine Lieblingsalben auch erst nach einiger Zeit zu dem geworden sind, was sie dann wurden. Besser wie wenn man es gleich am Anfang toll findet und dann nach drei Wochen vielleicht auch noch total toll findet, es aber dann irgendwann weglegt und nie wieder anhört.

 

.rcn: Wie schätzt du denn die Reaktionen auf die Platte vorab ein?

 

.rcn: Ich kann mir vorstellen, dass die Reaktionen aus unserem Fanlager in etwa so seine werden, das die sagen, ‚Boah, das Album ist ja ganz schön anders als die Platten davor. Das wird dann am Anfang zumindest wie alles heutzutage gleich in Echtzeit auf Facebook gepostet, und dort werden die Meinungen am Anfang eher skeptisch sein werden. Das wird aber dann im Lauf der Zeit wieder besser werden, bis man dann auch mal ehrlich sagt, ‚das ist auch ein geiles Album geworden’.

 

.rcn: Wie ist eure Herangehensweise? Sind zuerst die Texte da? Wie ist der Entstehungsprozess eines Songs? Sind da Erfahrungen da oder war da manchmal das spätere Thema des Songs der Kreißsaal für seine Entstehung?

 

Jo: Es ist nicht so dass wir bewusst etwas abspeichern und ich mir sage, darüber schreibe ich jetzt einen Sog, bei uns entstehen die Texte immer erst später. Das sieht man auch auf Youtube, da ist ein Trailer über die Albumentstehung zu finden und da merkt man, dass ich mit den Texten am Anfang so meine Probleme habe. Da hatten wir schon viele Musik fertig und dann ging es darum, Texte dazu zu schreiben. Thematisch sind das schon Sachen, die mir persönlich passiert sind. Zum Beispiel Schicksalsscheiß, wo man weggehen will mit den Kumpels und nicht in den Club reinkommt. Das ist mir hier, da ich ja jetzt nach München gezogen bin, einmal passiert. Da wusste ich gleich, dass ich da einen Song darüber schreiben werde. Der erste Song auf der Platte ist eine Ode an die Fans, den hatten wir von vorne herein als Opener gedacht, das wussten wir, das wird er, der Text hat sich auch so in die Richtung entwickelt, dass man darin die Fans beschreibt und die eigene Energie. Generell haben wir diesmal die Texte auf eine besondere Art geschrieben. Das machten wir beim letzten Album auch schon so bei den Singles „Drei“ „Tag am Meer“ und „Plastik“. Da hatten wir schon viele Songs im Hip Hop Stil gemacht, also mit Doppelreimen und vielen Metaphern und Vergleichen, haben Paradoxen verwendet. Das haben jetzt versucht, sprachlich auf das neue Album zu übertragen. Wir haben fast jedes Wort dreimal umgedreht und viel herumgetüftelt. Neben neben den Allerwelts-Texten, die einfach so rausfließen, sind da auch schon ein paar wahre Begebenheiten drauf.

 

.rcn: Worum geht es bei ‚Marie’?

 

.rcn: Wir kennen einen Freund, also einen männlichen, dem ging es so ähnlich wie der Kunstfigur Marie. Seine Lage war zwar nicht ganz so dramatisch wie es mit Marie in dem Song ausgeht, aber wir haben es einfach übertragen auf diese Kunstfigur Marie. Er hat nach wie vor dieses Problem, typisch für die Großstadt. Viele Sachen die gerade dort passieren, haben wir versucht textlich zu übertragen. Wenn man den Song ‚Alptrauma’ sich so anhört, nachts kann man nicht schlafen weil dauernd die Autos vorbei fahren und so, ist schon so ein Thema wo mein eigener Umzug in die Stadt quasi und auch das was in der Großstadt sonst so passiert da mit rein geflossen sind…

 

.rcn: Normale Städter merken den vielen Krach oft gar nicht mehr, oder?

 

Jo: Ja, ich bin auf dem Land aufgewachsen und da merkt man das nicht, weil man da quasi behütete Schlafgewohnheiten hat. Und wenn man in der statt als Außenstehender das von außen sieht, gibt es einen schon für den kreativen Prozess extrem viel Aufschwung.

 

.rcn: ‚Landeier’ sagen immer, die Stadt sei in vielerlei Hinsicht nicht gut, Städter die auf das Land ziehen fällt das aber erst dann auf dem Land auf.

 

Jo: Wenn man als junger Mensch in die Stadt zieht, ist es schon wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Mir war das wichtig, erstmal raus zu kommen und wieder neue Sachen kennen zu lernen, aber früher oder später werde ich wieder aufs Land zurückziehen.

 

.rcn: Wie war eure Jugend in der Kleinstadt, muss man da mobiler sein? Städter gehen halt einfach um die Ecke in die Kneipe. Landbewohner müssen erst mal eine Weile fahren. Als Jugendlicher nicht immer einfach. Ich komme noch aus einer Zeit, wo man unbedingt ein Moped brauchte, sonst war man abgeschnitten. Oder einer hatte ein Auto. Wir haben uns immer am Marktplatz getroffen Freitag Abend und einer hatte ein Auto, zusammen haben wir dann entschieden, wo wir hin fahren.

 

Jo: Wir haben schon auch diverse Treffpunkte gehabt, ich hatte auch mal einen Roller, sowas war auch ganz in damals. Dillingen ist jetzt eine nicht sooo kleine Stadt, Disko und Rockclubs gab es aber dort auch nicht, aber man kam schon klar. Dadurch dass wir früh immer mit der Band unterwegs waren und so den Hauptteil unserer Jugend immer auf Konzerten unterwegs waren, hatte ich wenn ich zurück schaue nie das Gefühl etwas zu verpassen. Wo ich allein in den letzten acht-neun Jahren überall war in ganz Europa, bin ich schon in einer extrem glücklichen Lage. Dort hin kommen nicht viele hin in dem gleichen Alter. Wir waren in Äthiopien, Frankreich, Russland und sonst wo und das wäre jetzt wirklich Jammern auf hohem Niveau, wenn ich das im Nachhinein schlecht finden würde. Das hat uns die Musik ermöglicht und da sind wir auch total froh und stolz, dass wir über die Landesgrenzen hinaus einfach in so in viele richtig viele große Städte kommen.

 

.rcn: Worum geht es in dem Text ‚Morgenland’?

 

Jo: Da ging es uns darum, also es war uns wichtig, ein sozialkritische Thema unterzubringen um das man sich hier auch mal etwas Gedanken machen sollte. Es geht um die Zwangsheirat, die es ja im Orient immer noch häufig gibt. Teilweise auch in türkischen Kulturkreisen, es war da schon ein schmaler Grat, darüber zu singen. Weil wir ja auch viele türkische Freunde haben. Wir mussten uns dann auch noch überlegen, das nicht politisch unkorrekt zu präsentieren, weil uns Deutschen haftet ja auch immer dieses Vorurteil an, dass man da gleich was Rechtsradikales singt, wenn etwas kritisch kommentiert wird. Uns war einfach wichtig, das Thema mal anzusprechen. ‚Ayana’ ist halt auch so eine Kunstfigur, ích habe einen Zeitungsbericht darüber gelesen, wo da wieder so ein vierzehnjähriges Mädchen verheiratet wurde und sich dann da diesen Umständen hingeben musste. Auch gerade auf dieses Playback in der Musik mit den orientalischen Klängen, und dass sich der Text da in die Zwangsheiratgeschichte entwickelt, kam aus einer Schreibesession heraus. Der Song ist mal etwas anderes und wird die Leute schon etwas fragend zurück lassen, die sich dann überlegen, was wir damit gemeint haben. Wo man sich fragen kann, ist es ihnen gelungen oder muss man es sich schon öfter anhören? Damit muss man sich hier ein bisschen damit auseinandersetzen. Der Song ist ein Denkanstoss, musikalisch auch nicht uninteressant, weil es ungewohnt klingt, sag ich mal.

 

.rcn: Im Rockbereich waren früher mal die H-Blockx oder Guano Apes die populärsten. Dann kamen neue Bands mit viel Erfolg dazu. Wer sind denn in der neuen deutschen Musikszene zwischen Juli, Silbermond und den Madsens und Kilians der Welt so deine Favoriten?

 

Jo: Was die Entwicklung bestimmter Bands angeht: Wir sind gut mit den Donots befreundet, ich war da auch neulich vor drei Wochen bei dem Konzert in München und ich war so froh und stolz zu sehen, wie so eine Band nach 17 Jahren noch mal so einen Sprung nach vorne schafft. Die spielen jetzt live schon vor über 1000 Leuten, das ist Wahnsinn. Ich habe es auch dem Ingo gesagt und den anderen in der Band, es hat sich schon super entwickelt für die. Ein Beispiel für einen gesunden Aufbau sind auch die Beatsteaks, wo wir auch selber zu denen hinaufschauen. Das sind schon zwei Bands, deren Entwicklung super war und es sich hoffentlich auch weiter so entwickelt. Da hoffen wir auch mal irgendwann hinzukommen.

 

.rcn: Wobei es bei den Beatsteaks auch mal wichtig ist, sie live gesehen zu haben.

 

Jo: Ja auf jeden Fall. Ich wage von uns auch zu behaupten, wenn uns jemand mal live gesehen hat, dann weiß der auch, warum wir irgendwann auch in diese Richtung nach oben kommen möchten.

 

.rcn: In der Liste der ungewöhnlichen Auftrittsorte könnt ihr für unsere fränkischen Leser auch was erzählen, ihr habt ja schon mal in einer Nürnberger Kirche gespielt, oder?

 

Jo: Ja, das war am 19. Februar letzten Jahres (Anm: 2010) in der Lux Kirche, es war da sehr spannend weil wir da nicht wussten, was wir uns darunter vorstellen sollen. Natürlich haben wir bei der Anfrage gleich zugesagt, weil es für einen guten Zweck war, aber keiner konnte sich es so richtig vorstellen, was da auf uns zukam wenn eine Rockband mal in einer Kirche auftritt. Man will sich ja schließlich auch laut und energetisch präsentieren. Die Location war übrigens sehr interessant und hat auch echt gut ausgesehen. Die Organisation vor Ort war auch top und letztendlich war da nichts, was sich von anderen Auftritten unterschieden hätte. Aber ich könnte nichts Negatives darüber sagen, dadurch dass es so ungewöhnlich war, haben wir das natürlich auch alles etwas genauer beäugt.

 

.rcn: Was sind jetzt konkret eure Pläne ab Februar 2011?

 

Jo: Zuerst steht die Tour vor der Tür. Also der erste Teil. Dann werden wir jetzt viele Interviews machen und Promotion für die Platte machen, dann kommt das Album zum Glück endlich raus und wir sind schon sehr gespannt und schauen darauf, da wir die auch auf unserer eigenen Plattenfirma veröffentlichen. Es wäre schön, wenn da ein bisschen was geht. Wir lassen uns dann im Sommer nach den Festivals überraschen, was dann noch mehr geht.

 

.rcn: Wenn man die Verdienste und Verkäufe von früher mit heute vergleicht, wie hat sich das entwickelt?

 

Jo: Das kann ich dir für früher nicht sagen, wie viel dabei für den Musiker hängen bleibt, weil wir damals von den Lizenzen nicht viel gesehen haben. Das wird nämlich alles gegenverrechnet, wenn du zum Beispiel in einem Hotel warst und das alles, da blieb am Ende nicht viel übrig. Wenn wir jetzt… laß mal überlegen, wir haben mit dem letzten Album 10.000 Stück verkauft, wenn wir mit diesem auch wieder 10.000 verkaufen dann wäre das für uns supergei. Wenn es noch 2-3000 mehr sind, dann sind wir die glücklichsten Menschen auf der Welt. Mit den Touren verdient man ja auch was.

 

.rcn: Am Schluss noch ein Kompliment: ‚Tag am Meer’ ist für mich einer der besten Songs des letzten Jahres!

 

Jo: Danke! Das ist so ein Song, der im ersten Moment auch ganz groß erscheint. Wenn man jetzt mal anschaut, wie viele Leute auf Youtube den schon gesehen haben und was dann darunter für Kommentare stehen hat, also das ist wirklich ein Song, mit dem die Leute etwas verbinden. Wenn du auch noch sagst, das ist so ein Song, bei dem man auch schon mal wässrige Augen kriegen kann, das freut mich jetzt schon sehr. Das Video dazu wurde übrigens in Island gedreht, ungewöhnlich, denn eigentlich verbindet man mit einem gemeinsamen Tag am Meer Palmen und Strand oder so etwas. Das wollten wir aber mit dem Video zu dem Song nicht ausdrücken. Da hatten unsere Videoregisseure mal wieder so eine Superidee: Wir sind da voll Low Budget hingeflogen und haben dann auch noch durch das Wetter so ein geiles Video wieder mit nach Hause gebracht, obwohl wir jetzt wirklich keine Massen an Geld dafür zur Verfügung gehabt haben.

 

Interview: Ewald Funk

 

Tour 2011:

KOMM KOMM.COM   TOUR 2011

 

25.03.2011 Frankreich-Lyon, Kao

 

26.03.2011 Frankreich-Tourcoing, Le grand mix

 

27.03.2011 Frankreich-Paris, Trabendo

 

08.04.2011 DE-Wien, B72

 

09.04.2011 AT-Wörgl, Komma

 

15.04.2011 DE-Kaiserslautern, Kammmgarnn

 

16.04.2011 DE-Frankfurt a.M., Nachtleben

 

17.04.2011 DE-Recklinghausen, Vest Arena

 

18.04.2011 DE-Leipzig, Moritzbastei

 

19.04.2011 DE-Hamburg, Beatlemania  

 

20.04.2011 DE-Hannover, Musikzentrum

 

21.04.2011 DE-Marburg, KFZ

 

26.04.2011 DE-Köln, Werkstatt

 

27.04.2011 DE-Berlin, Magnet

 

28.04.2011 DE-Reutlingen, Franz K

 

29.04.2011 DE-Augsburg, Kantine

 

30.04.2011 DE-München, 59:1

 

15.07.2011 DE-Neu.Ulm, "auf dem Schwal"

 

16.07.2011 DE-Hürth, Rock am Teich

 

22.07.2011 DE-Schwäbisch Gmünd, Rock im Kaff

 

23.07.2011 DE-Dillingen , Ministrantentag

 

29.07.2011 DE-Harburg, Brückenfest

 

12.08.2011 DE-Eschwege, Open Flair