FAITH NO MORE, 22.06.2009, FRANKFURT, JAHRHUNDERTHALLE
Die Wiederkehr der Hit-Giganten!
Frankfurt/Main. Fait No More sind zurück – und vielleicht besser denn je. 2009 wird ohnehin das Jahr der musikalischen Wiedergänger. Doch während die Musikwelt auf die Auferstehung von längst verdrängten Pop-Mumien verzichten kann, bewiesen die fünf Amis unter anderem bei ihrem Gig in der Jahrhunderhalle in Frankfurt/Main, dass sie zu Recht schmerzlich vermisst wurden. Ein Umstand, der auf die ins Showbiz zurückdrängenden East 17, Blue oder auch Aqua sicherlich nicht zutreffen wird.
Noch vor Selig dürften Faith No More für die Eruption im Rewind-Konzert-Jahr gesorgt haben. Es sollten nur ein paar wenige, ausgesucht Konzerte sein, die die Grandseigneure des Crossover spielen. Keines in den USA, lediglich in paar wenige in Europa. In der 1997er-Besetzung mit Jon Hudson an der Gitarre standen Mike Patton, Keyboarder Roddy Bottum, Bassist Billy Gould und Mike „Puffy“ Bordin dieser Tage noch einmal auf der Bühne. In der Jahrhunderthalle in Frankfurt zeigten sie, dass ihr Haar zwar angegraut, ihr Sound über die Jahre aber keineswegs angestaubt ist. Dabei verzichteten die Giganten des Stilüberkreuzens auf „Digging the Grave“, die erste Single des zunächst völlig verkannten Albums „King for a day … fool for a lifetime“, vom Debüt war „We care a lot“ nicht zu vernehmen und auch Klassiker wie „Kindergarten“ oder „Everythings ruined“ wurden nicht einmal angestimmt.
Aber dennoch ließ einem das Set keinen Moment, um die Stimmbänder zu schonen. Allein das Intro bewies, dass sich die Band ihren schier unerschöpflichen Hang zur Selbstironie bewahrt hat: In schicken pastellfarbenen Polyester-Anzügen intonierten sie Peaches & Herbs schmalzige Soulballade „Reunited“ – und nahmen sich und ihre Re-Union dabei wohl selbst am meisten aufs Korn. (Auf Youtube findet sich ein mehr als gelungener Video-Mitschnitt dieser – nennen wir es – Einlage). Krachig, verschroben, rasend – über zehn Jahre nachdem sich die Band aufgelöst hatte, haben Songs wie „Ashes to Ashes”, „Caffeine“, „Midlife Crisis“ oder „Epic“ nichts an ihrer Kraft und Dynamik, „Take this Bottle“, das Commodores-Cover „Easy“ sowie das gefühlvolle „Evidence“ – wenn auch anfangs mit Mikroausfall und teils auf Portugiesisch – nichts an ihrer Sinnlichkeit verloren. Auch wenn sie alt geworden sind, die Herren Bordin, Gould und Patton, ihre schier überbordende Energie haben die zu Songs komprimierten Klangcollagen nicht eingebüßt. Vor allem Frontmann Patton raste und irrlichterte wie ein wütender Derwisch über die Bühne, reizte das unerschöpfliche Potenzial seiner Stimmgewalt aus, um wie ein Schizophrener zwischen urgewaltigem Brüllen, entrücktem Säuseln und elegischem Gesang zu wechseln.
Eigentlich soll nach dieser Tour wieder Schluss sein mit dem Projekt FNM – der Hoffnungsschimmer aber bleibt, dass es bei dieser Ankündigung wieder um einen Scherz aus dem Patton-Kistchen handelt.
Roland Hindl
P.S.: Nicht zu vergessen: Die Frankfurter von Harmful als Supportband, deren letztes Album wurde eh von Billy Gould produziert, also Heimspiel für die Herren um Aren Emirze!