Vorband Holy State wußte zu überzeugen, doch alle warteten auf das bizarre Duo Blood Red Shoes von der Insel. White Stripes umgekehrt: Sie Gitarre, er Schlagzeug. Laura-Mary Carter und Steven Ansell legten mit der etwas älteren Nummer "It's Getting Boring By The Sea" eingängig und ohne große Worte los, die Stimmung war sofort da und ihr melodiöser Punk-Indie war brachial laut. Für Nichtkenner der Band ist ihr eigenständiges musikalisches Konzept ohne Baß gewöhnungsbedürftig, manch einer sagt vielleicht, alles klänge etwas gleich. Das Gegenteil aber folgte mit dem kleinen "Hit" "Light It Up" gleich als dritten Song und wer sich das mal auf Platte anhört, wird eine Dynamik finden, die auch ohne Baßgitarre tüchtig kesselt. Im Club klingt das ohne produktionstechnische Gimmicks aus dem Studio etwas dünner, aber das gleichen die zwei durch druckvolle Lautstärke wieder aus. Auch Indieohren dürfen bluten! Die aktuelle Scheibe "Fire Like This" wurde gemischt mit alten Songs fast komplett gespielt und ohne große Zwischenansagen vollstreckt. Das erledigte ein wohl leicht angetrunkener Zuschauer, der ständig den Bandnamen skandierte. Man sieht, es gibt schon Ultras der Band in Nürnberg, zum Fanchor reichte es aber nicht. Mit dem fetten "Heartsink" (unglaublich einfaches aber dennoch innovatives Gitarrenriff) wurde der Gig zum Luftholen beendet und als Zugabe folgten noch zwei melancholisch-düstere Nummern und ich war mir sicher, dass die mal ganz groß werden! Wetten?
Die aktuelle Scheibe ist ein Pflichtkauf für alle, die sowohl
Platten von L7, Nirvana, Placebo, QOTSA oder Hole zuhause
haben. Allerdings wird das Ganze mit einer selten gehörten
Geschlossenheit von zwei blutjungen Musikern rausgeprügelt.
Blood Red Shoes sind die lange erwartete Rache auf Castingshows
und den Facebook-Wahn, wütend, wild und endlich mal wieder eine
fette Fuck-mp3-this-is-Hi-Fi-Produktion, die unbedingt auch auf
einer guten Heimanlage mit Boxen aus Holz und nicht unter 20cm
Basslautsprecher abgespielt werden MUSS!
Ewald Funk