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SO TRANK BZW. WAR: TANKARD, 26.11. GUNZENDORF LIVE

LIVEBERICHT: TANKARD, 26.11.2010, GUNZENDORF
SO TRANK BZW. WAR: TANKARD, 26.11. GUNZENDORF LIVE
Pausen nutzt man zum "Loacher" trinken:
Tankard
Am Freitag, den 26.11. setzten Tankard den Schlusspunkt unter eine Reihe von 4 "außerplanmäßigen Metal-Events", die der Veranstaltungshalle der Brauerei Sauer in Gunzendorf zelebriert wurden. Nach dem Motto "Nomen est Omen" paßt Tankard (zu Deutsch Bierkrug) natürlich so richtig in das Portfolio der Musikevents im "Saale Sauer". Eingeleitet wurde der Topact durch die Bands "Warlike Deathstrike", "Delirium Tremens" und "Hatred".

Vorab mal ein paar Anmerkungen zum D'rum-Herum:
Auch als Fan der moderateren Töne muss man solche Events einfach mal besuchen, alleine schon ob des gediegenen und gelungenen Ambientes in Saal der Brauerei Sauer in Gunzendorf. Das Zusammenspiel von Location, Bands, Publikum und Getränken stimmt hier wirklich bis ins kleinste Detail. Die versorgungstechnische Infrastruktur im Saal ist nahezu perfekt und lässt keine Wünsche offen. Dem Besucher bietet sich hier ein Haus der kurzen Wege, in dem Tresen, Bars, Zapfhähne und Getränkespender sinnvoll und taktisch klug auf 3 Etagen angeordnet sind. Für das nächste Pils, "Loacher" (gemeint ist wie immer das gute Lager Bier) oder einen Drink muss man also nicht weit laufen. Getränke-Engpässe sind hier ohnehin ein Fremdwort, weil der Saal direkt gegenüber dem Brauereigebäude liegt. Schon beim Betreten des Saals entdeckt man trotz dezenter Beleuchtung - selbstverständlich müssen Metal-Events im Halb-Dunkel präsentiert werden - zur rechten Seite den Haupttresen, an dem man sich sofort ein kühles Stützbier von der Dorfschönheit kredenzen lässt. Das sorgt für den richtigen Einstand. Passend zu den Old-School-Getränken gibt es am Wochenende immer old school mäßig kräftig auf die Ohrwascheln, üblicherweise Samstags von den einschlägig bekannten Coverbands und außer der Reihe eben auch mal am Freitag von richtigen Metal Bands. Also, was gibt es denn da bitteschön noch zu meckern? Location-Fazit: Auch ein Kritiker a’la Rach müsste unter der Bedingung "Beurteilung Metal-Schuppen" hier eine Premium-Auszeichnung mit 5 Sternchen verleihen, denn in Gunzendorf bietet sich dem Gourmet der gepflegten Metal-Wochenendunterhaltung ein echtes Festival der Sinne. Dort gibt es sowohl etwas für und gegen den Durst, kräftig auf die Ohren (und an diesem Abend auch noch richtig was zu sehen). Lediglich in Punkto Toiletten(-Benutzung) muss man zu fortgeschrittener Stunde ein paar Abzüge machen. Aber das ist in anderen Musik- und Tanzschuppen auch nicht anders.

Genug der Vorworte! Nur noch soviel: Wer da immer meint, die Musikwelt bestehe nur aus Lady Gaga, Robby Williams oder sonstigen Dünnbrettbohrern (kennt eigentlich noch einer die Kaiser Chiefs?) hat sich kräftig geirrt, denn gerade im Metal-Bereich gibt es eine Mega-Vielfalt von exzellenten Musikern und Bands, die seinesgleichen sucht. Das gilt insbesondere für alle Bands die 26.11. in Gunzendorf in bester Spiellaune aufgelaufen sind.

Also es ist 20:00. Schell noch mal 'nen Schluck genommen, hinein ins Getümmel und los geht's mit dem "Gedresche" auf die Ohrwascheln. Das mit dem Getümmel ist bekanntermaßen bei den Supportacts eher nicht so dolle aber auf's Trommelfell drischt die Kapelle "Warlike Deathstrike" aus Bamberg schon mal kräftig ein. Die Band hat sich aus diversen Nürnberger und Bamberger Formationen herauskristallisiert und nutzt den Gig logischerweise dazu, die frisch erschienene Debüt EP "The 1st Impact" (16.11.) zu präsentieren. Die "auftrittsfreie Zeit" verbringt die Band an diesem Abend damit, die EPs an den Mann zu bringen, was mehrfach auch geklappt hat. Laut Webseite handelt es sich bei der Musik von "Warlike Deathstrike" um pure Zerstörung bzw. einen Wutausbruch, der bleibende Schäden hinterlässt - und das auch Live. So krass sollte man das vielleicht nicht formulieren, weil in Punkto "Zerstörung" sicherlich noch Luft nach oben ist aber der Liebhaber von düsterem und schnellem Prügel-Rock kommt schon mal richtig auf seine Kosten. Fazit: Mit "Warlike Deathstrike" hat man einen prima Einsteiger für den Abend gefunden.

Pause, schön ein "Loacher" reindrehen, eine piefen und schon geht's weiter! Hoffentlich, denn da sitzt ja immer noch das Angstgespenst der überlangen Umbaupausen und Technikprobleme vom Sodom Konzert im Nacken. Uff, Glück gehabt, weder Keyboard noch Sampler oder ähnliches in Sicht. Also wird's wohl gleich weitergehen mit "Delirium Tremens".

Bei "Delirium Tremens" fühlt man sich sofort in die Mitte der 80'er Jahre versetzt, wo Bands wie Kiss, Metallica, Megateth, usw. nicht nur durch exzellenten Metal sondern auch durch eine klasse / krasse Show begeistern konnten. Der Shouter von "Delirium Tremens" ist in stilechtem 80ies-Outfit aufgelaufen. Mit dem Lack-, Leder-, Nieten- und Schmink-Outfit wäre der Bengel Anfang der 80'er sicherlich noch als Metal-Trendsetter in die Analen eingegangen. Heutzutage ist solch ein Outfit nicht wirklich etwas Neues aber lustig anzusehen ist das allemal. Warum sich allerdings die Nieten-Boys mit den "XXXXXXL-Nieten" beim Performen nicht selber oder gegenseitig verletzen, ist und bleibt ein Rätsel. Der Vollständigkeit halber sollte man noch erwähnen, daß auch der Drummer vor den Gig noch längere Zeit in der Schminke bei den Gesichts-Bemalern zugebracht hat ... Die Bamberger Jungs von "Delirium Tremens" legen in der Tat einen in allen Belangen bemerkenswerten Gig hin. Da wird nicht "irre gezittert" wie der Name es vermuten läßt sondern richtig schöner abwechslungsreicher "Old School Poser Thrash Metal" präsentiert, der echt Spaß macht und das nicht nur wegen der Show. Coole und treibende Hooklines sind so recht nach dem Geschmack des Publikums. Passend zum Poser-Thrash mit Lack und Leder gibt's als Leckerli noch eine Strip Show, bei der sich der Gitarrist von einen "scharfen Schnecke" abschleckern läßt - und umgekehrt. Eine Strip Show ist nun auch nichts weltbewegend Neues aber hinsehen tut Mann zwecks Anregung der Phantasie dann doch immer mal wieder gerne. Falls nicht, fehlen sicherlich ein paar Gene! Ich habe zwar keine Ausbildung als Gedankenleser, kann mir aber durchaus vorstellen, daß auch einige Girls beim Anblick des eingesahnten langhaarigen Gitarreros etwas nachdenklich oder leicht feucht um die Augen oder andere Körperteile geworden sind. Ein Schlem, der Böses dabei denkt! Alles in allem hat der Auftritt von "Delirium Tremens" Hand und Fuß. Das beweist auch die Nachfrage nach Zugaben. Ob man nackte Mädels präsentieren zum Poser-Thrash muß am Ende jeder für sich selbst beurteilen ...

Bevor dann "Hatred" als letzte Support-Band ran darf, zelebriert man in trauter Runde zum wiederholten Mal das Pausen-Ritual, soll heißen ein "Loacher", eine Zigarette und je nach Füllstand vorab noch mal zum Abgießen der überschüssigen Flüssigkeit.

Hurra, auch bei "Hatred" sind keine Keyboards oder ähnliches Geraffel in Sicht!!! Also wird das wohl doch ein waschechter "Hau-D'rauf-Abend" ohne unnötigen Schnick-Schnack, Tastendrücker und sonstigen Unfug. Um das gleich mal vorweg zu nehmen, wenn man wie "Hatred" mit zwei exzellenten Axeman aufläuft, dann erübrigt sich die Nachfrage nach einem Keyboarder von selbst. Was die beiden an Highspeed-Licks abfrickeln, ob alleine oder zweistimmig, ist schon richtig klasse. Wem das nicht gefällt, der sollte besser zuhause bleiben und sich wieder den "Kaiser Chiefs" und deren Tüddelüt-Pop widmen. Die Schweinfurter Kapelle ist mit neuer Scheibe "Destruction Manual", immerhin schon die vierte, am Start und knüppelt gewohnt flockig einen ab. Die Songs erinnern an einen wohltuenden Mix aus Exodus, Metallica und Testament mit reichlich Geprügel, kreischendem Gesang und melodiöseren Parts. "Ein bunter Strauß von Melodien" bestehend aus Klassikern und neuen Songs wird dem Publikum sozusagen vor den Latz geballert. Frankonian Bay-Area-Thrash-Metal at its Best!!! Wie schon angemerkt, begeistern "Hatred" durch Virtuosität und Spielwitz. Da ist es auch kein Wunder die Band sich auch in Oberfranken ihre Fangemeinde erspielt hat, wie unschwer an der aufkommenden Stimmung festzustellen ist. Alles incl. Sound macht schon einen sehr professionellen Eindruck, was nicht zuletzt daran liegt, daß Hatred zum einen verhältnismäßig viele Gigs spielt und zum anderen auch international schon mit diversen klasse Acts unterwegs war (Entombed, Candlemass, Sodom, Destruction, Onkel Tom usw.). "Hatred" und diverse Seidla sorgen dafür, daß es stimmungstechnisch genau in die richtige Richtung geht. Songs besonders rauszuheben ist sicherlich fehl am Platze, weil das Gesamtpaket in sich stimmig und klasse ist.


Letzte Pause, d.h. noch mal etwas Stimmung tanken, im wahrsten Sinne des Wortes und dann geht's ab mit Tankard. Wer da meint große Ereignisse und Gerre werfen Ihre Schatten voraus, sieht sich schön getäuscht, denn den Tankard-Gig kann man durchaus unter das Motto "Gerre, von Meister Wampe zu Hager dem Schrecklichen mutiert!!!" stellen. Wie geil, schön abgespeckt (Will der sich wohlmöglich noch bei "Schwiegersohn gesucht" bewerben?) und in Topform präsentiert sich der Shouter gleich beim Opener "The Morning After". Flink wie ein Wiesel huscht Gerre über die Bühne, so daß es nicht leicht fällt, ihn mal vernünftig vor das Objektiv zu bekommen. Zumindest paßt er nach der Entschlackungskur wesentlich besser auf das Foto und für die Kollegen ist auch noch Platz. Trotzdem ist es irgendwie unverständlich, wie man bei derart sportlichen Aktivitäten überhaupt dick werden kann? Vielleicht liegt es ja doch daran, daß die Bierkrüge während der Touren immer gut gefüllt waren, bevor sie geleert wurden? Bier soll ja sehr nahrhaft sein. Möglicherweise trägt auch der Nährschlamm, den man auf der Tour immer so in sich reinwürgen muß, seinen Teil zur Figur-Bildung bei? Am Ende hat dem Schreihals dann noch die Diät aus der "Frau im Spiegel" geholfen? Das wäre sicherlich mal erfragenswert ist aber doch etwas am Thema vorbei und eine zufriedenstellende Antwort auf all die Fragen werden wir wohl auch nie erhalten. Mit der Auswahl der Songs trifft Tankard jedenfalls voll ins Schwarze. Trotz des brandneuen Albums "Vol(l)ume 14" haben Tankard jede Menge alter Alc- und Saufsong im Gepäck, wie "Stay Thirsty!", "Need More Money For Beer", "Alcohol", "Die With A Beer In Your Hand" und natürlich "Freibier" zum Ende des Gigs um nur einige zu nennen. Axeman Andi scheint das Grinsen förmlich ins Gesicht geschnitzt wie auch der Rest der Band - dazu zählen noch Frank am Tieftöner und Olaf der Fell-Gerber - mit einer Spielfreude am Start ist, wie man sie beim Glubb (1. FCN) gerne mal wieder sehen würde. Im Gegensatz zum Sodom-Gig wird das Stagediven nicht im Keim erstickt sondern kontrolliert geduldet. Mir wird ja immer ein leicht flau im Magen, wenn ich die "Bühnentaucher" so beobachte, wie sie sich in die moshende Menge stürzen. Aber Verletzungen sind dabei doch eher die Ausnahme, weil alle nur das gemeinsame Abfeiern im Sinn haben und am Ende scheinbar doch immer einer auf den anderen aufpaßt. Das ist bei so manchem Volksfest ganz anders. Aber da trägt dann sicherlich auch die unerträgliche Bierzelt-Mucke zur aggressiven Stimmung bei (Wendler und Konsorten lassen grüßen). Bei Tankard ist das anders, da wird schön in bester Thrash-Manier einer abgefeiert, was das Zeug hält, soll heißen Abmoshen und Matte-Kreiseln ist angesagt. Die Alc-Setlist ist taktisch klug mit Klassikern durchsetzt. Dazu zählen Songs wie "The Beauty And The Beast" (umgekehrt trifft das direkt auf Gerre zu) "Zombi Attack" "Maniac Forces" "Alien" usw. Alles wird bei bestem Sound runtergeprügelt, wie es sich für eine Thrash Metal Kapelle von Rang und Namen gehört. Zwischendurch legt Gerre auch noch ein kleines Bluestänzchen mit eine handverlesenen Schnecke auf die Bühne um diese nach getan(zt)er Arbeit zurück ins Publikum zu werfen, wie es der Metal-Knigge verlangt. Na, der traut sich was der Mann … Zum Ende gibt's natürlich den "(Empty) Tankard". Der geleerte Bierkrug scheint für Gunzendorf allerdings ebenso unmöglich wie die Meisterschaft für den Glubb (Sorry aber der Vergleich trifft die Verhältnisse wohl am besten). Zusammenfassend kann man nur neidlos anerkennen, daß Tankard immer noch zu den Großen in der deutschen Thrash Metal Szene zählen und das nicht erst seit gestern. Immerhin können Tankard schon auf eine Historie von fast 30 Jahren(!!!) mit über 20 CDs und DVDs und jeder Menge Auftritte (weltweit) zurückschauen. Hoffentlich bleiben die Jungs uns noch etwas erhalten. Fazit: Wie an diesem Abend wird es sich auch zukünftig immer wieder lohnen, dem „Bierkrug-Spektakel“ beizuwohnen und dafür wird der Fan auch gerne mal wieder ein paar Kilometer auf sich nehmen (Kfz-Kennzeichen aus aller Herren Länder konnte waren zu sehen).

Ach so, fast vergessen: Nach dem Topact muß man sich selbstredend noch schön ein paar flüssige Nachspeisen genehmigen. Es wäre doch zu ärgerlich, wenn man mangels Flüssigkeitszufuhr noch austrocknet. Prost!!!!

Kleine Anekdote am Rande:
Bei der Veranstaltung gab es nicht nur auditive Prügel auf die Lauscher. Auch der elektrische Kraftmesser (Boxsack) mußte reichlich Dresche einstecken. Aber die magische Marke von 999 "Bums per Hau-D'rauf" (Maßeinheit für Kraftmeier) konnte keiner knacken, egal ob kleiner oder großer Kraftmeier. Vielleicht können die "Klitsch-KO's" im Rahmen eines "Dresch-Metal-Abends" mal vorführen, wie man richtig auf den Apparat einprügelt.

Noch einen Tipp für den Fan der modernen Bluesrock-Töne:
Wer das musikalische Geprügel nicht so mag oder sich mal auf ein anderes musikalisch Terrain begeben möchte, dem sollte man mal die Band "Monstas Of Block" ans Herz legen. Die "Old-Star-Combo" begeistert mit modernem Bluesrock und beschäftigt keinen geringeren als Ober-Powerdrummer Iain Finlay (ehem. Running Wild, Justice, Demons Pact, ...) an der Schießbude. Den Debut-Gig incl. Signing Session gibt es übrigens am 10.12.2010 in Pommelsbrunn im "Club Bermuda". Nicht vergessen: Alte Scheiben zum Signieren mitnehmen!

Stephan Hobke (Freund der kurzen Worte :-)