Meistens läuft es immer genauso ab. Stephan von der Mata Hari
Bar bucht unplugged-fähige Singer/Songwriter für die
Wohnzimmermusik Reihe im intimen Rahmen mit seiner geschulten
Spürnase. Der Künstler kommt an, ist geschockt über die vier
Quadratmeter Platz zum Musik machen, geht skeptisch zum Essen
und Soundcheck, beginnt dann Abends verhalten, taut aber dann
wegen der tollem Athmosphäre richtig auf und will dann gar
nicht mehr aufhören.
"Das ist sicher der verrückteste Gig, den wir jemals gespielt
haben!" sagte der Reverend schon bei Beginn, er sollte Recht
behalten. Der neue Drummer Aaron hatte etwas Mühe, in dem
schmalen Schlauch zwischen Bar und Wand -geschätzte 90 cm- das
etwas reduzierte Schlagwerk zu spielen, Co-Sängerin Breezy
spielte direkt vor der Tür auf ihrem Waschbrett und der
Reverend gab gleich Vollgas auf seiner elektrisch verstärkten
Akustikgitarre. Mit seinem sorgsam mit Bartwichse gestylten ZZ
Top-Bart und der leicht abgepfiffenen Kermit-Stimme
vervollständigte er das ziemlich abgefahrene Gesamtbild einer
Band, die mit einfachsten Mitteln einen ziemlich fetten Sound
in die kleine Bar zauberten. Später gab es dann noch
Erläuterungen über seine Spieltechnik (er spielt quasi Bass und
Gitarre gleichzeitig auf den Saiten seiner sicher sackteuren
Retroinstrumente) und technische Informationen über eine
puristische Eigenbau-E-Gitarre, deren Korpus aus einer
Zigarrenkiste bestand. Wichtige Regel bei Wohnzimmerkonzerten
in der Mata: Niemand verlässt den Raum! War auch gar nicht
nötig, denn jeder hatte Spaß im völlig durchgemischten
Publikum, in dem sich Teenies, der Mittfünfziger-Rolling
Stone-Leser, Turbojugendliche und das Mata-Stammpublikum
trafen, die sich ihre Karten im Vorfeld natürlich rechtzeitig
an der Quelle -sprich am Tresen- kauften. Später wurde dann
noch vor der Bar auf der Gasse mit den Musikern geklönt und vor
allem der Reverend machte seinen Namen alle Ehre und hatte
schnell eine Traube von Jüngern bekehrt, die ihm noch sehr
lange am Mund hingen, als er Schoten von unterwegs zum besten
gab.
Fazit: Verrückt überzeugt, wer auf flotten Retro-Folkblues
steht muss sich schleunigst eines ihrer Alben besorgen und wenn
diese Band nicht auf dem nächsten Bardentreffen spielt, sind
die Verantwortlichen einfach blind oder der Reverend gerade mit
seiner Frau Breezy und German-Beer-Fan Aaaron unterwegs in der
äußeren Mongolei. Für die Reihe Wohnzimmermusik in der
Weißgerbergasse dürfte dies wohl eines der besten Konzerte
gewesen sein und in zwei Jahren werden die glücklichen Besucher
noch mit Gänsehaut darüber reden. Die Band sowieso, denn das
Publikum machte jeden Scheiß mit und das laut!
Höhepunkte: Mitsing-Songs wie "Mama's Fried Potatoes" oder
"Clap Your Hands" und natürlich das brennende Waschbrett bei
"Two Bottles Of Wine".
NEUIGKEITEN/AKTUELLES EINZELANSICHT
SO WAR REVEREND PEYTON'S BIG DAMN BAND @ MATA HARI BAR NBG.
Countrypunk mit Retroblues im Farmeroutfit - das ist der Reverend mit seiner verdammten Familienangelegenheit. Tags zuvor spielten sie in Österreich vor fast 1000 Zuschauern, der Rahmen der berühmten Wohnzimmermusik-Konzerte sieht nur maximal 35 Zuschauer in Nürnbergs kleinster schönster Bar vor: Ein interessantes Experiment und wieder einmal hat es funktioniert. An Halloween, 31.10.2010
Auch aus Zigarrenkisten lassen sich E-
Gitarren bauen: Der Reverend referiert.
Gitarren bauen: Der Reverend referiert.